Stille lag über der Prärie, kein Lüftchen regte sich, nur vereinzelte Grillen waren und und dort zu hören. Doch dann erschien ganz weit entfernt am Horizont eine Staubwolke. Irgendwas tat sich dort. Hatte sich vielleicht unerwartet einer dieser gefährlichen Wirbelstürme gebildet, die ganze Städte in wenigen Sekunden dem Erdboden gleich machen konnten? Nein. Es war noch sehr viel schlimmer.
Während die Staubwolke schnell näher kam, konnte man irgendwann lautes Hufgetrappel hören. Reiter näherten sich. Das dreckige Dutzend, die gefürchtetste Verbrecherbande des Wilden Westens war auf dem Weg zur Stadt. Das konnte eindeutig nichts Gutes bedeuten. Egal wo sie auch auftauchten, raubten sie Banken aus, stahlen Pferde und wendeten unnötige Gewalt an, um zu bekommen, was sie haben wollten. Wer schlau war, ging diesen Spießgesellen aus dem Weg und erfüllte ihre Forderungen. Doch noch bestand eine letzte Hoffnung, ihnen zu entgehen.
Hoch oben auf einem Hügel hatte sich der Sheriff hinter einem Busch auf die Lauer gelegt und behielt alles mit einem Fernrohr im Blick. Er hatte nur auf diese einmalige Gelegenheit gewartet. Überall in der Umgebung lagen seine Leute in ihren Verstecken. Auf sein Kommando würden sie heraus kommen und sich auf ihre Pferde schwingen. Dieses Mal würde ihnen das dreckige Dutzend nicht entkommen.
Die Reiter kamen immer näher, der Weg, den sie nehmen konnte immer schmaler. Die Hügel zu beiden Seiten rückten an dieser Stelle enger zusammen und bildeten eine Schlucht, aus der nur zwei Wege gab, nach vorn oder zurück. Hier konnte man den Verbrechern den Weg abschneiden.
Der Sheriff sprang auf, blies in eine Trompete und sprang in den Sattel seines Pferdes. Der Zeitpunkt war gekommen. In einer Hand hielt er seine Zügel, die andere ruhte auf seiner geladenen Pistole.
Von allen Seiten ritten nun die Ordnungshüter heran. Sie versuchten, das dreckige Dutzend einzukesseln, doch die ließen sich davon nicht beeindrucken. Sofort machten sie kehrt, trieben ihre Pferde zu Höchstleistungen an. Würden sie noch in letzter Sekunde entkommen oder konnte man sie endlich dingfest machen? Jetzt durften keine Fehler passieren.
Die Leute des Sheriffs gaben ihr Bestes, holten alles aus ihren Pferden raus, doch mit Mühe und Not konnten die Verbrecher im letzten Moment den sich schließenden Ring aus Reitern durchbrechen. Nun waren sie auf der Flucht und wurden verfolgt. Die anfänglich gesichtete Staubwolke vergrößerte sich immens und schob sich immer weiter in die Prärie hinaus. Der Sheriff war mit seinen Leuten nah dran, doch hier in der offenen Ebene war es nahezu unmöglich, das dreckige Dutzend einzuholen und zu umkreisen. Wie sollten sie sie hier nur einfangen?
Die Verbrecher näherten sich schnell einer Felsformation. Direkt davor sprangen sie von den Rücken ihrer Pferde herab, liefen auf eine Höhle zu und wollten das im Eingang verbaute Holztor schließen, doch die Verfolger waren bereits heran und stürmten hinterher.
Nun standen sie sich Auge in Auge gegenüber. Die Männer zu beiden Seiten verzogen grimmig die Mundwinkel. Sie waren alle angespannt. Eine falsche Bewegung, ein unerwartetes Zucken konnte die Situation explodieren lassen und irgendwer würde einen Fehler begehen, der blutig enden konnte.
Der Sheriff trat vor. Langsam legte er die Hand auf seinen Revolver und spannte ihn. Er musste nur noch ziehen. Mit viel Glück konnte er schneller sein als der Anführer des dreckigen Dutzends.
»Dieses Mal seid ihr uns nicht entkommen.«, begann er. »Wir haben euch zum ersten Mal erwischt. Ihr habt verloren. Ihr seid wohl doch nicht so wilde Kerle, wie man immer denkt.«
Der Anführer des dreckigen Dutzends seufzte und nickte. »Ihr habt endlich mal gewonnen.« Er begann zu grinsen. »Es ist also an der Zeit, dass wir euch auch einmal einladen. Ich bin mir sicher, dass meine Männer euch einen fantastischen Tee zubereiten werden und lecker duftende Plätzchen servieren. Kommt zu Tisch, meine Freunde und genießt mit uns den schönen Tag bei einem gemütlichen Plausch. Beim nächsten Mal gewinnen wir wieder.«