Manuel lag in seinem Bett und sah gelangweilt aus dem Fenster. Schon seit drei Tagen war er im Krankenhaus. Man hatte ihm die Mandeln entfernt. Dafür gab es zwar jeden Tag Eis, aber seine Freunde kamen nicht zu Besuch. Sie tobten sich lieber draußen in der warmen Sonne auf dem Spielplatz aus.
»Hey, du.«, sagte Erik aus dem Bett gegenüber.
»Hast du vielleicht Lust mit mir ein Spiel zu machen?«
Aber Manuel reagierte nicht darauf und sah in die andere Richtung.
›So coole Spiele, wie die meiner Freunde, kennst du doch eh nicht. Schon gar nicht mit einem gebrochenen Bein.‹, dachte er still bei sich.
Ein paar Augenblicke später kam ein Mädchen in das Zimmer gestürmt. Ihr Name war Antje und sie trug einen dicken Verband am Kopf, weil sie vom Klettergerüst gestürzt war.
»Ihr werdet es nicht glauben, aber da draußen auf dem Flur steht ein Clown. Der macht Tiere und Hüte und alles Mögliche andere aus langen Luftballons. Das müsst ihr euch unbedingt anschauen.«
Erik kletterte mühsam aus seinem Bett und setzte sich in einen Rollstuhl, mit dem er aus dem Zimmer verschwand. Manuel blieb, wo er war.
›Clowns sind doch langweilig. So was habe ich schon tausend Mal gesehen.‹
Er zog sich die Decke bis knapp unter die Nase und schmollte weiter vor sich hin. Er war mittlerweile sauer, dass ihn niemand besuchte. Nicht einmal seine Eltern hatten die nötige Zeit gefunden. Sie mussten arbeiten und würden erst am Abend vorbei schauen.
Nach ein paar Minuten kam der Clown in das Zimmer. Er lachte laut, tanzte im Kreis herum, hüpfte auf einem Bein und trällerte dabei ein Liedchen. Seine Hände knoteten derweil eine Luftballonfigur nach der anderen, die er auf Manuels Bett warf. Doch selbst das schien nicht zu helfen. Mit traurig nach unten gezogenen Mundwinkeln verabschiedete sich der Clown und besuchte die anderen Kinder, die schon sehnsüchtig auf ihn warteten.
›Endlich ist er weg. Ich dachte schon, der verschwindet gar nicht mehr.‹, dachte sich Manuel.
In diesem Moment wurde die Zimmertür laut aufgestoßen. Erik und Antje flitzten beide mit einem Rollstuhl herein.
»Juhu, Rollstuhlrennen.«
Sie fuhren bis zum Fenster drehten sich herum und düsten wieder auf den Flur zurück.
Nun hielt es auch Manuel nicht mehr in seinem Bett. Mit wütender Miene lief er den anderen nach. Er wollte mit ihnen schimpfen, weil er ständig gestört wurde. Doch da wäre er beinahe über einen weiteren Rollstuhl gestolpert, der direkt hinter der Tür auf dem Flur stand.
Verwirrt blieb er stehen, überlegte, blickte sich um. Niemand war zu sehen. Vorsichtig setzte er sich in den Stuhl und rollte ein wenig vor und zurück. Es schien ganz lustig zu sein.
Genau in diesem Moment rasten Erik und Antje um eine Ecke. Als sie Manuel erreichten, gab dieser Gas.
»Ihr seit doch nur lahme Schnecken. Ich bin der Rollstuhlrennmeister. Mich schlagt ihr nie.«
Die drei Kinder fuhren die Gänge hinauf und hinunter. Ihr Lachen war in der ganzen Krankenhausstation zu hören. Bis ihr Rennen ein schnelles Ende fand.
»Oberschwester Hannelore kommt gerade die Treppe herauf.«, rief ein Junge.
Schnell versteckten Antje und Manuel ihre Rollstühle, während Erik mit seinem Bein drin sitzen bleiben konnte. Manuel schlich sich grinsend in sein Bett zurück.
Die Oberschwester öffnete die Eingangstür und erblickte Antje. Die beiden zwinkerten sich zu, als sie aufeinander zu gingen.
»Hat es geklappt?«, fragte Hannelore.
Antje nickte.
»Ihre Idee mit dem Rennen war prima. Er saß sofort im Rollstuhl und ist mit uns durch die Flure gefahren. Er hat sogar gelacht.«
Die Oberschwester freute sich, denn sie konnte es gar nicht leiden, wenn ein Kind in ihrer Station schlechte Laune bekam.