Weihnachtsgeschichten:Christbaumkugeln

»Endlich ist Heiligabend.« Fine jubelte laut. Auch nach mehreren Jahren konnte sie immer noch nicht verstehen, warum Mama die Tanne im Vorgarten erst so spät schmücken wollte. Die Nachbarn waren ihr einige Wochen voraus. »Jetzt wird es endlich weihnachtlich bunt.«

Mama kam mit einem großen Pappkarton vom Dachboden. Auf der letzten Leitersprosse stolperte sie. Um nicht zu Boden zu stürzen, ließ sie den Karton fallen und hielt sich stattdessen an der Leiter fest. Nur wenige Augenblicke später klirrte es laut.

»Das war es dann wohl mit einem geschmückten Baum im Vorgarten.« Mama sah auf die Uhr. »Jetzt sind auch die Läden in der Stadt schon geschlossen. Das wird nichts mehr.«

Fine ließ den Kopf hängen. Sie hatte sich schon so sehr auf das Schmücken gefreut.

»Moment mal!« Fine begann zu grinsen. »Ich habe eine Idee.« Schnell lief sie in ihr Zimmer und kam mit einer Dose Seifenblasen wieder in den Flur zurück. Ein Blick auf das Außenthermometer verriet ihr, dass es der richtige Zeitpunkt war. »Minus zehn Grad Celsius. Besser könnte es gar nicht sein.«

Die Beiden zogen sich ihre Winterjacken und Schuhe an. Dann verließen sie das Haus. Statt zur Tanne ging Fine zum Apfelbaum. Der war frei von spitzen Nadeln. Vor dem Baum öffnete Fine die Dose und blies ihm mehrere Seifenblasen entgegen. Auf den Ästen blieben diese hängen und froren zu festen Kugeln.

Mama war begeistert. »Woher hast du denn diese geniale Idee? Ich wusste gar nichts, dass das funktioniert.«

Fine lachte. »Das habe ich letztens im Internet in einem Video gesehen und wollte es seitdem unbedingt selbst ausprobieren.«

Sie wechselten sich gegenseitig ab, bis der Apfelbaum von allen Seiten mit Eiskugeln geschmückt war und im Licht der Straßenlaternen funkelte.

Fine sah zu den Nachbarn und nickte sich bestätigend zu. »Wir haben den coolsten Weihnachtsschmuck der ganzen Straße. Da kommen die anderen nicht ran.«