»Los, Papa. Es wird Zeit.«
Sofie drängelte bereits, obwohl es erst acht Uhr in der Früh war.
»Du weißt doch, dass heute Muttertag ist. Ich muss mich doch noch um ein Geschenk kümmern. Das mache ich doch jedes Jahr.«
Papa seufzte einmal und kroch laut gähnend aus seinem warmen Bett.
»Zum Glück scheint draußen die Sonne. Bei Regen würden mich keine zehn Pferde vor die Tür kriegen.«
Er zog sich an und schlurfte langsam ins Bad.
»Was machst du denn da?«, fragte Sofie entsetzt.
Papa bekam ein paar Denkfalten auf der Stirn, als er antwortete.
»Wonach sieht es denn aus? Ich will mir die Zähne putzen.«
Sofie verdrehte die Augen und zog Papa zurück in den Flur.
Doch nicht jetzt. Das kannst du auch später noch machen. Ich hab es ganz ganz eilig.«
Gemeinsam verließen sie also das Haus und setzten sich ins Auto. Papa steckte den Zündschlüssel in das Schloss, drehte ihn herum und fuhr los.
»Wie lange dauert es denn noch, bis wir an der großen Wiese angekommen sind?«, kam die Frage aus dem Kindersitz, noch bevor sie die Auffahrt verlassen hatten.
Fünf Minuten später hatten sie ihr Ziel erreicht. Sofie sprang aus dem Wagen und flitzte anschließend auf der Wiese hin und mehr. Sie pflückte so lange bunte Blumen, bis sie keine mehr tragen konnte.
»Ich glaube, dass reicht jetzt. Wir können weiter fahren.«
Sie ließ sich von Papa ins Auto helfen, der kurz darauf ein paar Kilometer weiter fuhr. Vor einer kleinen Kirche blieben sie schließlich stehen.
»Weißt du auch den richtigen Weg?«, fragte Sofie, als sie mit den Blumen durch ein großes Gittertor ging.
Papa nickte und half ihr mit den vielen Blumen, während sie ein paar schmale Wege entlang gingen.
»Da vorn ist es.«, sagte Papa.
»Dankeschön. Ich kann die restlichen Meter allein gehen. Wartest du hier auf mich?«
Papa nickte und blieb stehen. Seine kleine Tochter schleppte die Blumen weiter und blieb schließlich vor einem der vielen Gräber stehen.
»Alles gute zum Muttertag.«
Sie legte die Blumen nieder.
»Mama, ich hab dich lieb.«
Dann warf sie dem Grabstein noch eine Kusshand zu, bevor sie wieder zurück lief.
»Der Mama geht es gut, hat sie mir erzählt. Sie vermisst uns beide. Außerdem soll ich dich ganz lieb von ihr grüßen. Sie hat uns ganz doll lieb.«
Papa lächelte und seufzte noch einmal, bevor er mit Sofie den Friedhof verließ und sie in den Wagen stiegen.