Es war Abend geworden, als die Zwillinge Nik und Nele verträumt am Fenster standen und in den Himmel hinauf blickten. Es war wirklich ein herrlicher Anblick, der sich ihnen bot. Unzählige Sterne blinkten und funkelten, selbst die Milchstraße war gut zu erkennen.
»So ein wolkenloser Himmel ist schon mega toll.«, schwärmte Nele. »Wenn man doch nur immer die Sterne in der Nacht sehen könnte. Aber Morgen soll es schon wieder regnen.«
Sie sah wieder nach draußen und ließ ihren Blicke von der einen zur anderen Seite wandern.
»Aber eine Welt so ganz ohne Regen kann ich mir nicht vorstellen. Wie sollen denn dort Pflanzen wachsen oder Gemüse auf den Feldern? Es wäre viel zu trocken.«, warf Nik ein.
Die Zwillinge grinsten sich gegenseitig an. Es war wieder an der Zeit, einen Flug ins Weltall zu starten, um einen Wüstenplaneten genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie liefen zum Etagenbett, setzten sich auf die untere Matratze und legten das Kissen zur Seite. Es kam ein großer, roter Knopf zum Vorschein,den Nele kräftig drückte.
Das Bett begann zu brummen und zu vibrieren, dann erhob es sich langsam und schwebte mehrere Zentimeter über dem Boden. An den Seiten hoben sich dicke Glasscheiben, die den Innenraum abschotteten, während sich die Balkontür öffnete. Das Bett flog hinaus und raste in den Himmel hinauf. Schnell wurde die Erde unter den Kindern kleiner, wurde zu einem winzigen Punkt, bis sie schließlich nicht mehr zu sehen war.
»Nächster Halt: Wüstenplanet!«, rief Nele begeistert, obwohl sie noch gar nicht genau wusste, wo sie ihn finden sollten.
Das Etagenbett flog mit hoher Geschwindigkeit durch das Sonnensystem und näherte sich irgendwann dem Mars. Schon von Weitem konnte man seine rote Farbe sehen. An seinen Polen waren kleine, weiße Kappen, die aus gefrorenem Eis und Gas bestanden. Der Rest des Planeten war eine einzige Wüste. Die gesamte Oberfläche setzte sich aus Felsbrocken, Sand und Staub zusammen.
»Auf den Mars hätten wir doch sofort kommen können.« Nele klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Sie drückte wieder den roten Knopf und legte das Kopfkissen darüber. Die vier Glasscheiben verschwanden im Bettrahmen und gaben den Weg nach draußen frei.
»Ich hatte mir einen Wüstenplaneten irgendwie wärmer vorgestellt.«, maulte Nik, der froh war, auf den Flugreisen immer einen Pullover dabei zu haben.
Nele, die bereits wieder ihr Weltraumbuch in der Hand hielt, konnte ihrem Bruder sofort die wichtigsten Dinge erklären.
»Der Mars ist viel weiter von der Sonne entfernt als die Erde. An besonders heißen Tagen wird es etwa 20°C warm. Dafür kann es aber auch schon mal -150°C kalt werden. Ich glaube, wir haben einen milden Tag erwischt. Außerdem bedeutet das Wort Wüste, dass es so gut wie kein Leben in ihr gibt, weder Tiere noch Pflanzen. Heiß muss es dafür gar nicht sein, denn die Antarktis auf der Erde ist eine Eiswüste.«
Das leuchtete ein. Also gab sich Nik damit zufrieden, dass es hier tatsächlich wohl kein Leben geben sollte.
Er setzte sich auf den Boden, nahm sich drei unterschiedlich große Steine und setzte sie übereinander. »Schau mal, ich habe einen Wüstenmann gebaut. Schnee ist ja keiner da.«
Er begann laut zu lachen und konnte es nicht verhindern, dass ihm dabei eine Freudenträne die Wange herab lief und auf dem Boden landete.
Augenblicklich begann der Sand um ihn herum zu vibrieren, bis ein kleines Tierchen sich zur Oberfläche durch gebuddelt hatte und auf den Tropfen zu lief.
»Wasser! Wasser! Wasser!«, rief begeistert. »Endlich gibt es was zu trinken. Wie lange habe ich darauf nur gewartet.«
Schon stürmten weitere Tierchen aus allen Richtungen heran, Glück hatte aber nur das Erste.
»Du meine Güte.«, war Nik erstaunt und musste aufpassen, kein Tier mit seinem Hintern zu zerdrücken. »Dafür, dass das hier ein lebloser Wüstenplanet ist, ist hier ganz schön viel los.«
Vorsichtig stand er auf und tänzelte auf Zehenspitzen zum Etagenbett. Er griff unter sein eigenes Kopfkissen und holte eine volle Wasserflasche darunter hervor.
»Ich glaube, ich habe da etwas für euch.« Er öffnete den Verschluss und goss einen ganzen Liter Wasser auf den Boden. Begeistert rasten die Tierchen auf die entstandene Pfütze zu und tranken, bis nichts mehr übrig war. Dann verschwanden sie wieder im Boden.
»Ich glaube, es wird Zeit, nach Hause zu fliegen.«, entschied Nele, die noch immer ganz begeistert davon war, was sie gerade gesehen hatte. Wir sollten den Tierchen keine weiteren Hoffnungen auf Wasser machen. Wir haben unsere Vorräte aufgebraucht.«
Die Zwillinge stiegen wieder in das Bett, schlossen die Glasscheiben und flogen zurück nach Hause.