Vor langer Zeit lebte in einem fernen Wald eine Mäusefamilie. Diese Mäusefamilie wohnte in einem kleinen Pilzdorf, gut versteckt im dichtem Gebüsch. Im Dorf ging es stets sehr lebendig und fröhlich zu. Die Erwachsenen sorgten für Essen, Trinken und die Sicherheit ihrer Familien. Die Mäusekinder gingen jeden Tag in die Schule und spielten am Nachmittag fröhlich miteinander.
Nur ein kleines Mäusemädchen saß allein unter einem Blatt. Das Mäusekind Lilly hatte niemand gern, weil es anders aussah als alle anderen Mäuse. Lilly war grün wie Löwenzahn und keiner wusste warum. Sogar ihre Mutter schämte sich für Lillys grüne Farbe, denn all ihre anderen Kinder waren auch normale Mäuse. Jeden Tag wenn Lilly zur Schule ging wurde sie von den anderen Mäusekindern verspottet. Sie lachten über die kleine Maus und nannten Sie Lilly Löwenzahn. Das machte Lilly immer sehr traurig. Jede Nacht weinte Lilly in ihrem Bettchen.
Eines Nachts, als alle schon tief schliefen, erwachte Lilly. Leise stand sie auf, nahm ihren kleinen Teddy und fasste einen Plan. Ja, Lilly war sich sicher - sie wollte einfach nur weg von hier, weg von den lachenden Mäusekindern. Leise schlich sie in die Vorratskammer um sich ein kleines Bündel mit Essen zu bereiten. Das Mäusemädchen wusste noch nicht wohin, aber dies sollte sich schon zeigen. Ganz leise kroch sie aus ihrem Bau. Sie schaute sich noch einmal um und dann ging Lilly auf und davon. So hatte Lilly den Wald noch nie gesehen. In der Nacht war der Wald viel gespenstiger und gruseliger als am Tag. Das bemerkte Lilly schon bald. Doch Lilly wollte weg und deshalb hatte sie nur ein klein wenig Angst. Aber wenn Lilly richtig überlegte hatte sie sogar sehr große Angst. Lilly lief und lief die ganze Nacht. Doch endlich wurde es heller am Himmel. Lilly war erleichtert das sie die Nacht heil überstanden hatte. Als sie ein hohlen Baumstamm entdeckte, schaute sie ob dieser schon bewohnt war. Der Baumstamm war leer und Lilly beschloss eine Pause zu machen. Das grüne Mäusekind hatte großen Hunger und aß ein kleine Stück Käse aus ihrem Bündel. Doch bevor Lilly fertig gegessen hatte, war sie auch schon eingeschlafen. Sie war einen sehr weiten Weg gegangen und nun wahrlich müde von der langen Reise. So schlief Lilly einige Mäusestunden und erwachte als die Sonne schon hoch am Himmel stand.
In dem kleinen Pilzdorf waren inzwischen schon ein paar Mäuse wach. Auch in Lillys Familie war schon reges Treiben. Erst beim Frühstück bemerkten sie das jemand fehlte. Lilly fehlte und das bemerkte als erstes die Kleinste der Familie, Lina. Die Mutter fragte ihre anderen Kinder ob sie Lilly heute schon gesehen hätten, aber alle ihre anderen 7 Geschwister mussten dies verneinen. Die Mutter ging auf Lillys Zimmer, doch da war Lilly auch nicht und sie sah das Lillys allerliebster Teddy fehlte. Als sie wieder beim Frühstückstisch war, wusste Lara zu berichten: "Ich habe heute Nacht die Tür der Vorratskammer knarren hören." Sofort machte sich ihre Mutter auf den Weg in die Speisekammer und sah das ein Stück von Lillys Lieblingskäse und ein Vorratsbeutel fehlte. "Sie ist also weg - nur weil ihr sie immer ärgert!" sagte die Mäusemutter. Sie lief los und informierte die anderen Mäuse im Dorf. Daraufhin begann eine große Suchaktion. Lange suchten die Mäuse die Umgebung ab, sogar die Schule fiel heute aus, damit alle helfen konnten Lilly zu finden. Aber von Lilly gab es keine Spur und alle Mäuse kehrten unverrichteter Dinge ins Dorf zurück. Lillys Mutter war verzweifelt, was sollte Sie nur tun.
Nun machte sich das kleine Mäusekind wieder auf den Weg. Wohin sollte es nur gehen? Plötzlich hörte Lilly ein ganz leise schniefen und schluchzen. Lilly lauschte und ging in die Richtung aus der das Geräusch kam. Sie machte sich ganz klein und entdeckte unter einem großen Blatt einen kleinen Käfer. Dieser weinte bitterlich und Lilly ging langsam zu ihm. Als Lilly fragte, warum der Käfer so weine, drehte er sich einfach um. Da sah Lilly, dass der schöne rote Käfer leuchtend grüne Punkte hatte. Sofort wusste Lilly, warum der Käfer so traurig war. Der Käfer erzählte Lilly, das er zur alten weisen Eule Hedwig wolle. Diese liebe Eule könne ihnen bestimmt helfen, aber er sei zu müde, um den weiten Weg zu gehen. Da ließ das grüne Mäuslein den Käfer auf seinen Rücken steigen, obwohl es selber vom langen Weg sehr müde war.
Sie waren aber noch nicht lange gelaufen, als sie die weise Eule an ihnen vorbei fliegen sahen. Sie landete direkt im höchsten Baum des ganzen Waldes. Lilly lief und lief so schnell sie ihre kleinen Mäusebeinchen tragen konnten. Bald hatten die beiden den hohen Baum erreicht, aber wie sollten sie hoch zur Eule gelangen. Nein da hoch zu klettern traute sich keiner von den beiden. Als sie eine ganze Weile so vor dem Baum gestanden hatten, flog eine kleine Meise zu ihnen. Sie sah das Lilly und der Käfer sehr traurig aussahen. Also fragte die kleine Meise: "Ihr seht so traurig aus, kann ich euch vielleicht helfen?" Lilly schaute auf und blickte direkt in das freundliche Gesicht der Meise. Sie wusste sofort, das diese ihre Rettung war. "Ja Frau Meise, sie können uns helfen. Wir wollen zur Eule Hedwig. Doch wie sollen wir hoch auf dem Baum kommen?" Da antwortete die Meise: "Kein Problem, ich fliege zur alten Eule und bitte sie zu euch herunter zu kommen. Ich werde ihr sagen, dass da zwei wahrlich traurige Wesen ihre Hilfe brauche." Sprach es und flog schon davon. Höher und immer höher und irgendwann konnte Lilly sie nicht mehr erblicken.
Nach einer ganzen Weile hörten Lilly und Käfer Karl ein rauschen und als sie sich umdrehten sahen sie die große Eule. Diese Eule setzte sich auf den untersten Ast und sprach: "Hallo, meine Lieben. Was führt einen so kleinen Käfer und eine so kleine Maus zu mir?" Der Käfer antwortete: "Kannst du uns helfen? Ich habe grüne Punkte und alle lachen mich aus!" "Aha" antwortete die Eule "und du kleine Maus?" " Ich bin grün wie Löwenzahn und alle lachen mich aus." piepste Lilly traurig. Hedwig überlegte eine Weile und antwortete "Vielleicht kann ich euch helfen." Und schon war sie weg und verschwand nach einigen kräftigen Flügelschlägen im hohen Baum.
Die alte Eule kehrte bald zurück und hielt im Schnabel eine runde Dose. Sie legte die Dose vor den beiden auf den Waldboden. Hedwig öffnete die Dose und nahm eine Brise heraus. Nun blies sie zuerst Lilly und danach Karl eine wenig in die Augen. Das Zeug brannte fürchterlich und Lilly wollte gerade beginnen zu jammern. Aber da fing die Eule an zu sprechen: "Eins, zwei, drei - ihr seid von grüner Farbe frei!" "Juhu! Endlich sehen wir aus wie die anderen!" riefen die beiden im Chor. "Danke liebe Eule. Du hast uns gerettet nun können wir wieder nach hause laufen." Lilly drückte die Eule noch einmal ganz fest, verabschiedete sich von ihrem Freund Karl und rannte los.
Nach einigen Tagen kam Lilly wieder im Pilzdorf an. Sie lief zu ihrer Mutter und fiel ihr in die Arme. Die Mäusemutter staunte und fragte:" Wo bist du gewesen? Woher hast du die schöne weiße Farbe?" Lilly erzählte alles von Anfang bis Ende. Die Mäusemutter war sehr stolz auf ihr mutiges Mäusekind, das ganz alleine in die weite Welt gezogen war. Alle bewunderten das Mäuschen und feierten es als Held. Keiner dachte mehr daran Lilly zu ärgern. Inzwischen sind viele Jahre vergangen und Lilly lebt glücklich und zufrieden im Pilzdorf.
Ende