David spielte ...
"Haaa, Zangor, du wirst meine Rache spüren. Ziuuu ... ziuuu ... oh nein, Manora! Ich werde dich vernichten! Zuerst dich und dann werde ich dein Volk knechten! ... krrr wamm.. Niemals! ... ziu ... nimm dies! ... krrrwamm ... und du nimm das! ... ziu ... ziu ... ich werde dich vernichten, Zangor! ... ziu ... ziu ... mein Volk wird dir nie gehören! ... Ha! Manora, du bist schwach, genauso wie dein Volk ... krrrwamm ... haha, der Sieg ist mein ... krrrwamm ... krrrwamm ... nach dir dein Volk! ... krrrwamm ...
... die Tür öffnete sich.
David war so vertieft in sein Spiel, dass er nicht bemerkte, wie jemand in sein Zimmer trat, die Tür verschloss und sich an sein Bett setzte.
"David, es ist Zeit."
Eine sanfte Stimme entriss ihn aus dem Kampf seiner beiden Helden. David blickte auf und sah in die warmen Augen seines Großvaters, der verständnisvoll lächelte.
"Fast hätte Zangor Manora gehabt", meinte David.
"Er hat ihr schwer zugesetzt. Vielleicht hat Manora bis morgen ja noch einen Trumpf im Ärmel."
David befreite die beiden Figuren aus ihrer Umklammerung und legte sie weg. Sein Großvater beugte sich zu ihm nieder und küsste ihn auf die Stirn.
"Erzählst du mir noch eine Gute-Nacht-Geschichte?"
Er deckte seinen Enkel gut zu, lächelte und sagte: "Du bist etwas Besonderes, David."
David mochte seinen Großvater sehr. Jedes Mal wenn dieser sprach, sah es aus, als ob sein grauer Schnurbart tanzte. Seine kurzen grauen Haare glänzten silbern im Licht der Nachttischlampe und seine Backen schienen leicht zu glühen.
David mochte seinem Großvater gerne zuhören, vor allem, wenn er ihm Geschichten erzählte.
"Wie eine Schneeflocke. Jede Schneeflocke ist einzigartig. Jede Schneeflocke unterscheidet sich von der anderen. Jede Schneeflocke ist ein Wunder für sich. Einmal hatte sich eine Schneeflocke verirrt. Sie war von ihrem Weg abgekommen und war in ein für sie viel zu warmes Land gelangt. Die Sonne mochte die Schneeflocke überhaupt nicht und ließ ihren Zauber auf sie los. Und während die Schneeflocke immer weiter herabsank, verwandelte sie sich in einen winzigkleinen Tropfen und fiel in eine Pfütze."
"Können Schneeflocken träumen, Opa?", fragte David.
"Ihr Leben ist ein einziger schöner Traum", antwortete sein Großvater. "Und nun schlaf g..."
Die Tür öffnete sich und Davids Mutter kam herein.
"Zeit zum Schlafengehen, mein Schatz", meinte sie.
Sie hatte sich schon für die Nacht hergerichtet und roch leicht nach Creme. Sie sah die beiden Figuren neben Davids Bett liegen und lächelte: "Sie reden jetzt miteinander. Deine beiden Helden scheinen des Kämpfens müde geworden zu sein."
Sie hatte sie von draußen reden gehört, Davids beide Helden, anstelle dass sie sich gegenseitig die Köpfe einschlugen. Es machte sie stolz, aber auch leichte Angst spürte sie, wie schnell David heranwuchs. Ihr kleiner David wurde langsam erwachsen.
Er hatte schon ganz müde Augen und gähnte. Sie deckte ihn gut zu, gab ihm einen Gute-Nacht-Kuss und legte Zangor und Manora in die Spielkiste.
"Schlaf gut, mein Schatz", sagte sie und löschte das Licht der Nachttischlampe.
"Nacht, Opa", flüsterte David ganz leise, bevor er einschlief.