Es war einmal ein kleiner Junge, der hieß Moritz. Moritz hatte noch einen Bruder, der Sebastian hieß. Die zwei lebten alleine mit ihrer Mama, denn der Vater war vor langer Zeit an einer schlimmen Krankheit gestorben. Im Kindergarten erzählten die anderen Kinder davon, wie sie schon mal mit einem Flugzeug geflogen sind. In den Urlaub ans Meer, wo es so schöne Strände und hohe Wellen gibt. Moritz und sein Bruder waren noch nie mit einem Flugzeug geflogen. Seit ihr Vater gestorben war, hatten sie nicht genügend Geld, um mit einem Flugzeug in Urlaub zu fliegen, denn eine Flugreise war sehr, sehr teuer. Ihre Mama wanderte dafür mit ihnen durch den Wald, ging mit ihnen im See schwimmen. Manchmal fuhren sie auch mit dem Fahrrad durch die Gegend. Mit ihrem Opa bauten sie sich Hütten im Wald, in denen sie manchmal schliefen, was sehr spannend war. Der Opa schnitzte ihnen Pfeil und Bogen wie richtigen Indianern. Ab und zu gingen sie auch ein Eis essen. Das war alles sehr schön, aber Moritz wäre noch lieber mal mit einem Flugzeug geflogen. Jedem Flugzeug, das er am Himmel sah und einen langen Kondensstreifen hinter sich herzog, schaute er sehnsüchtig nach.
Abends betete er ganz leise:
"Lieber Gott. Ich möchte einmal mit meinem kleinen Bruder und meiner Mama im Flugzeug fliegen und den Piloten im Cockpit zusehen. Bitte, bitte lieber Gott. Schenk' meiner Mama Geld, damit wir einmal fliegen können".
So betete er Abend für Abend. Nachts träumte er von Flugzeugen, von einer Boing 747 oder auch einer Concorde, die sein Lieblingsflugzeug war. In seinem Zimmer hingen Plakate mit Flugzeugen, die er immer bestaunte. Eigentlich konnte er nicht verstehen, wie so eine große Maschine fliegen konnte. Er hatte auch schon versucht, zu fliegen, fiel aber immer auf die Erde. Wenn im Fernsehen eine Sendung über Flugzeuge kam, vergaß er darüber sogar das Spielen und verfolgte mit großem Interesse, was die Menschen berichteten. Sein Opa war einmal mit ihnen auf einen Flughafen gefahren. Dort konnte er die großen Flugzeuge aus der Nähe sehen, was ihm sehr gefiel. Sein Wunsch, einmal mit einem Flugzeug zu fliegen, wurde immer größer. Ständig nervte er seine Mutter:
"Mama, wann können wir einmal mit einem Flugzeug fliegen?" Seine Mama meinte:
"Moritz, das geht leider nicht. Unser Geld brauchen wir, um Brot und Butter, Obst und Gemüse, Fleisch und Getränke zukaufen. Und Schuhe und Hosen. Pullis und Jacken. Und Bücher und Spielzeug. Es bleibt nichts übrig, um eine Reise mit dem Flugzeug zu bezahlen. Wenn du fleißig in der Schule lernst, kannst du später Pilot werden und jeden Tag im Flugzeug sitzen und durch die Welt düsen".
Moritz war dann immer sehr traurig. So viele seiner Freunde erzählten, wie toll es ist zu fliegen. Nur er und sein kleiner Bruder hatten das noch nicht erlebt.. Dann ging er meistens in sein Zimmer und träumte von den vielen großen Flugzeugen, die er später als Pilot selbst fliegen durfte.
Das Haus, indem die drei wohnten, stand an einer Strasse, auf der viele Auto fuhren. Ihre Mutter hatte ihnen verboten, alleine über diese Strasse zu gehen, da es viel zu gefährlich sei.
Eines Tages sah Moritz von seinem Kinderzimmer aus, wie eine kleine Katze auf der Strasse lag, die offenbar nicht mehr laufen konnte. Einige Autos waren schon an ihr vorbeigefahren, als Moritz einen großen LKW sah, der der kleinen Katze gefährlich nahe kam und sie womöglich überfahren hätte. Ohne nachzudenken lief er auf die Strasse, nahm die kleine Katze und trug sie behutsam ins Haus. Der große LKW mit den riesigen Rädern fuhr gerade vorbei. Noch im letzten Moment hatte Moritz die kleine Katze gerettet. Viele Autos mussten bremsen, weil er ohne auf die Autos zu achten, einfach zu der Katze gelaufen war. Das war leichtsinnig und gefährlich, aber seine Mama hatte es zum Glück nicht gesehen, die furchtbar mit ihm geschimpft hätte, aus Angst, die Autos hätten ihn überfahren können.
Er nahm die kleine Katze mit in sein Zimmer, stellte ihr etwas Milch hin, die sie hungrig schlürfte und Moritz streichelte sie, worüber die kleine Katze dankbar schnurrte. Nach einiger Zeit konnte sich das kleine Kätzchen wieder bewegen und tapste in seinem Zimmer hin und her. Moritz wollte nach draußen zum Spielen, als die Katze auf einmal redete:
"Vielen Dank, Moritz. Du hast mir das Leben gerettet. Ohne deine Hilfe hätte ich es nicht mehr geschafft, auf die andere Seite zu laufen. Allerdings war es auch leichtsinnig von dir, denn du hättest von einem Auto überfahren werden können. Aber dafür, dass du so mutig warst, will ich dir einen Wunsch erfüllen, denn ich besitze Zauberkräfte".
Moritz staunte Bauklötze. Eine Katze, die sprechen konnte. So was gab es doch nur im Märchen wie dem gestiefelten Kater, eine Geschichte, die ihm seine Mutter immer wieder vorlas, und er lauschte mit offenem Mund, als die Katze weiter sprach:
"Ich weiß, dass du sehr, sehr gerne mal mit einem Flugzeug fliegen möchtest. Heute Nacht, wenn alle schlafen, landet ein Flugzeug bei euch im Garten. Dann weckst du deinen kleinen Bruder und ihr steigt in das Flugzeug ein, dass euch eine ganze Nacht durch die Welt fliegt".
Moritz bekam Schluckauf vor lauter Aufregung. Hick, hick, hick machte er ständig, was die Katze leicht irritierte.
"Pünktlich um neun Uhr, wenn die Kirchenglocken neunmal schlagen, wartet das Flugzeug auf euch. Eurer Mama dürft ihr nichts verraten und morgen früh vorm Aufstehen seid ihr wieder zurück". Die Katze verwandelte sich in einen wunderschönen Papagei und flog durch das Fenster davon.
Sofort lief Moritz zu seinem Bruder und erzählte ihm von der Katze, dem Flugzeug und dem Papagei. Sein kleiner Bruder glaubte, Moritz erzähle ihm ein Märchen und freute sich über die schöne Geschichte. Den ganzen Tag ging Moritz nicht mehr aus dem Haus, worüber sich seine Mama wunderte, denn sonst spielte er gerne bei schönem Wetter draußen. Abends ging er freiwillig früh ins Bett, was sonst nicht seine Art war. Eine Geschichte wollte er auch nicht vorgelesen haben. Seine Mama wünschte ihm und seinem kleinen Bruder eine Gute Nacht und ging nach unten. Moritz achtete auf die Glocken des Kirchturms, die acht Mal schlugen. Er wusste ungefähr, wie lange eine Stunde dauerte, deswegen zog er sich schnell an und half seinem kleinen Bruder auch dabei, der das noch nicht so gut konnte.
"Warum ziehen wir uns an, Moritz", fragte sein kleiner Bruder Sebastian immer wieder, "es ist doch Abend, wir müssen schlafen".
"Psst. Psst", machte Moritz "die Mama darf nichts hören. Heute Nacht fliegen wir in einem Flugzeug. Weißt du denn nicht, wovon ich dir heute Nachmittag erzählt habe" und half seinem Bruder, den Pulli richtig rum anzuziehen. Sein kleiner Bruder verstand nicht, warum sie das taten, aber ließ alles mit sich geschehen. Als die Kirchenglocken neun Mal schlugen, schlich Moritz mit seinem kleinen Bruder über die Treppe hinaus in den Garten. Ihre Mama hatte zum Glück nichts gehört, weil der Fernseher lief. Dort stand ein riesengroßes Flugzeug mit offener Tür, in der die Stewardess und die Piloten auf sie warteten. Schnell lief Moritz mit seinem kleinen Bruder die Stufen zum Flugzeug hinauf:
"Hallo, Moritz, hallo, Sebastian. Willkommen an Bord unseres Flugzeuges. Ihr dürft hier im Cockpit Platz nehmen und uns beim Fliegen zusehen.
Sie schnallten sich an und los ging es. Der Motor brummte und als das Flugzeug rasend schnell wurde, erhob es sich in die Lüfte. Moritz war begeistert. Der Pilot erklärte ihm genau die einzelnen Instrumente und überließ Moritz sogar einmal das Steuer, weil der Pilot auf Automatik geschaltet hatte. So flogen sie eine ganze Nacht lang, manchmal hoch in den Himmel hinein, dem Mond ganz nahe, aber den Mann im Mond sahen sie trotzdem nicht. Aber die Sterne funkelten hier oben ganz anders als unten auf der Erde. Viel heller und größer. Manchmal flogen sie weiter tief unten über die Erde, über das Meer, sogar bis nach Amerika über das große Meer, wo es schon hell war und sie die Wolkenkratzer sehen konnten. Die Stewardess brachte ihnen Essen und Trinken, alles das, was sie wollten. Moritz hatte viele Fragen an den Piloten, der ihm alles ganz genau erklärte. Das war gut, denn seine Mama verstand nicht viel von Flugzeugen, und er hatte immer so viele Fragen, die sie ihm nicht beantworten konnte. Die Nacht ging schnell um und bevor es wieder zuhause hell wurde, landeten sie in ihrem Garten. Moritz nahm seinen kleinen Bruder, der die meiste Zeit geschlafen hatten, bedankte sich und ging ins Haus, wo die Mama noch schlief. Seinem kleinen Bruder half er ins Bett, der übermüde war und gleich einschlief. Moritz aber konnte nicht einschlafen, weil er etwas so Tolles erlebt hatte und immer und immer wieder daran denken musste.