Es begann alles an einem kalten, dunklen Novembersamstag. Thomas lag daheim in seinem Bett und dachte über viele verschiedene Dinge nach. Er war einfach zu faul um aufzustehen, obwohl es mittlerweile schon um die 12 Uhr Mittags war. Magdalena, die Mutter von Thomas, kam alle 10 Minuten ins Zimmer und forderte ihren Sohn zum Aufstehen auf, dieser jedoch wollte einfach nicht.
Zu tief war er in seine Gedanken versunken. War er hässlich, hatte er deshalb noch nie eine Freundin gehabt? Oder war er einfach nur unfreundlich oder etwas zu schüchtern. Thomas beschäftigte sich in dieser Zeit viel mit diesem Thema, Liebe und Zärtlichkeit. Danach sehnte er sich. Er wollte Mädchen kennen lernen, doch es kam nie dazu. Thomas ging auf die Waldorfschule, hatte außer seinen Schulfreunden eigentlich kaum Kontakte zu Leuten in seinem Alter, ging eigentlich nie Weg, es sei denn zu seinem besten Freund Matthias. Ansonsten saß er nur daheim, schaute Fern, machte Hausaufgaben, und viel mehr war da nicht. Kurzum, Thomas hatte ein sehr langweiliges Leben. Seine Eltern lebten getrennt, Thomas kannte seinen Vater nicht wirklich, etwa einmal im Jahr bekam er ihn überhaupt zu Gesicht.
Nikolas, so hieß der Vater, lebte in Hamburg, am anderen Ende Deutschlands.
Die Mutter Magdalena hatte noch einen zweiten Sohn, Ken, der ein Jahr Jünger als Thomas war, und trotzdem mehr herum kam. Ken war ein echter Partygänger, einer der "Stars" seiner Klasse, und hatte bereits eine Freundin. Thomas wollte es sich zwar nicht eingestehen, doch er gönnte das ganze seinem Bruder nicht wirklich, und er verstand nicht, warum es mit ihm nicht genau so war. Thomas war 15 Jahre alt und ging in die 9. Klasse. Neben Matthias hatte er noch etwa Drei weitere Freunde, ansonsten hatte er wenig Kontakt zu den anderen aus der Klasse. Zumindest hatte er außerhalb der Schule nichts mit ihnen zu tun, schon gar nicht mit irgendwelchen Mädchen.
"Thomas, jetzt musst du aufstehen. Wie oft soll ich dich denn noch aus dem Bett jagen?" Magdalena war wieder völlig unerwartet in Thomas` Zimmer geplatzt und riss diesen aus seinen Gedanken. Er richtete sich kurz auf, murmelte irgendetwas Unverständliches und legte sich wieder zurück, um sich dann auf die Seite des Bettes zu rollen.
"Mann, Thomas. Matthias ist am Telefon, weiter schlafen gilt nicht!" Magdalena drehte sich um und verschwand wieder. Nur Ungern richtete sich Thomas wieder auf, erhob sich vom Bett und zog sich kurz einen Bademantel über. Dann eilte er ins Wohnzimmer (wo sich das Telefon der Familie befand) fest entschlossen, Matthias die wildesten Flüche entgegen zu schleudern, da er ihn aus dem Bett geholt hatte. Mit einem Grunzen ging Thomas dran, dies brachte den immer heiteren Matthias erstmal zum lachen, bis es dann überhaupt zum Gespräch kam.
"Was willst du, wegen dir musste ich aufstehen, verdammt!" schnauzte Thomas seinen Freund erstmal an. Dieser antwortete:
"Dass ist aber mal eine freundliche Begrüßung. Du bist wohl wie immer mit dem falschen Bein aufgestanden?" "Was soll denn dass schon wieder heißen?" "Ach, Thomas, ich vergaß dass du ja morgens immer ein bisschen schwer von Begriff bist. Entschuldigung." Genervt antwortete Thomas:
"Jetzt mach aber mal einen Punkt, ja! Was willst du denn?" "Is ja gut, also, Petra lässt in einer Woche eine Party steigen." Thomas wusste genau, dass am anderen Ende der Leitung jetzt ein zufriedenes Grinsen von Matthias zu sehen gewesen wäre. Wenn man sich dort befinden würde. Auf die Worte hatte er nicht so genau geachtet:
"Ist ja schön für sie. Aber dass hat mit mir doch wohl wirklich wenig zu tun, oder?" "Doch, natürlich. Du bist eingeladen! Also nicht direkt du, aber die ganze Klasse." "Na toll, aber die will sicher nicht, dass so Trottel wie ich kommen, oder?" "Man, du bist immer so negativ drauf", antwortete Matthias, nun selber genervt, "da gehen wir natürlich hin! Werde Daniel, Jaki und Jan auch noch benachrichtigen. Da müssen wir einfach hin, dann kannst du auch mal Leute kennen lernen, und vor allem bekannt machen. Da kommen sicher viele hübsche Mädels, da wette ich mit dir!" Thomas gab sich geschlagen, und eigentlich freute er sich auf den nächsten Samstag, an dem die Party steigen sollte, die Nacht hindurch bis zum Sonntagmorgen. Endlich war er mal dabei, oft stiegen Partys bei allen möglichen Leuten aus der Klasse wie Lisa, Dominik oder Franziska, aber Thomas war bisher noch nie eingeladen gewesen, er gehörte einfach nicht zu dieser Clique hinzu. Am Tag danach bekam er dann davon zu hören, und war natürlich frustriert. Matthias war schon beliebter, er wurde durchaus schon öfter mal eingeladen. Diesmal aber sollte es anders werden, da wirklich alle eingeladen waren. Auch er, der schüchterne, unbeachtete Junge.
Eine Weile sprachen die zwei Freunde noch über das bevorstehende Ereignis, bevor das Gespräch durch Magdalena beendet wurde, die ein zweites Frühstück für Thomas gemacht hatte. Mit Genuss verschlang er die Toastbrote und dachte an das nächste Wochenende.
Es war Montagmorgen und die Schule begann mit einer Doppelstunde Deutsch bei Herrn Orweck. Thomas mochte weder den Unterricht, noch den Lehrer. Bei Matthias war dass ganz anders. Der unterhielt sich sogar ganz gerne mit dem Lehrer, was Thomas absolut nicht nachvollziehen konnte. Es begann gleich
hervorragend: Die Schüler sollten einen Aufsatz schreiben, über was auch immer sie wollten. Thomas schüttelte wütend den Kopf, dass war so wirklich das letzte was er nach einem Wochenende gebrauchen konnte, einen Aufsatz in der ersten Unterrichtsstunde. Auch andere sahen dass genauso. Kevin beispielsweise machte einen riesigen Aufstand, und tat alles, um diesen Aufsatz zu verhindern. Fünf Minuten diskutierte er mit Herr Orweck, während Thomas Bildchen auf den Tisch kritzelte und Matthias seinen Aufsatz vorbereitete. Die meisten anderen unterhielten sich. Franziska und Sophia saßen vor Thomas, und nutzten ebenfalls die Zeit mit Reden. Ihr Thema war Petras Party am nächsten Wochenende, Thomas hörte nach einer weile gespannt zu. Ihm gefielen die Mädchen, und er würde sie gerne näher kennen lernen, auch wenn Franziska manchmal ziemlich arrogant war. Die Mädchen merkten wohl, dass Thomas ihnen zuhörte, also drehten sie sich um und sprachen Thomas an, ob er auch eingeladen wäre, und ob er kommen würde.
Eingeschüchtert antwortete er: "Ja, ich glaube schon dass ich komme, also eingeladen bin ich zumindest, dass sind ja scheinbar alle." Franziska zog den Mund zu einer Grimasse während Sophia lächelte.
"Schön dass du auch mal zu so etwas kommst. Du bist ja sonst eigentlich nie dabei." Thomas nickte beschämt, während Franziska meinte:
"Zum Glück, hätte durch aus so bleiben können." Dann drehte sie sich wieder nach vorne und beachtete Thomas nicht weiter. Auch dieser zog sich soweit wie möglich zurück, Franziskas Worte hatten ihn sehr gekrängt, also war er doch nicht bei der Party erwünscht. Dann würde er eben nicht kommen. Seine kurzzeitige Trauer wandelte sich in Trotz um. Diese verdammten Mädchen konnten ihn alle mal. Sophia zog irritiert die Schulter hoch, als wollte sie sich für das Benehmen ihrer Freundin entschuldigen, dann drehte auch sie sich um. In trüben Gedanken versunken blieb Thomas eine Weile sitzen als plötzlich Herr Orweck vor ihm auftauchte.
"Gedenkst du heute noch mit deinem Aufsatz anzufangen, oder willst du doch lieber bis Weihnachten damit warten, Thomas?" Der Angesprochene zuckte erschrocken zusammen. Dann entschuldigte er sich knapp, um sich über sein Blatt zu beugen, bis er feststellte, dass es nicht mehr da war. Er drehte sich zu Matthias, der ihn schon schelmisch angrinste, doch ein kräftiger Knuff in die Seite Matthias´ reichte, um das Blatt wieder zubekommen. Also begann er seinen Aufsatz, während er eigentlich noch an Franziskas Worte dachte. Sie war doch eine verdammt, arrogante Kuh, aber sie gehörte zu den wichtigen Leuten aus der Klasse, und wenn sie ihn nicht mochte, konnte dass durchaus bei Sophia, Petra, Luise und so weiter genau so sein. Darin bestand kein Zweifel. Dominic, der mit Franziska zusammen war, hatte schon lange nichts mehr mit Thomas zu tun. Früher waren die beiden öfter mal zusammen ins Stadion gegangen, zu Spielen des SC Freiburg, aber seit etwa einem Jahr kam Dominic nicht mehr. Er vertrieb seine Zeit mit Rauchen, Partys und Franziska. Für seine Kumpels wie Kevin zum Beispiel hatte er nur noch sehr wenig Zeit.
Der Aufsatz von Thomas wurde katastrophal. Es handelte von irgendwelchen Bären die sich wegen Honig rauften. Etwas Besseres fiel Thomas einfach nicht ein, er war zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt. Zum Glück gab es in der Waldorfschule keine Noten, sonst hätte es sicherlich mindestens eine 5 gegeben. In der Pause ging Thomas erstmal zum Pausenverkauf um sich etwas zu Essen zu holen. Zufälliger Weise standen in dem Gedränge vor dem Stand auch Franziska, Sophia, Petra und Dominic. Eigentlich wollte Thomas nicht, aber dennoch belauschte er die Vier:
"Aber dass musste doch nicht sein, weißt du wie viele Vollidioten da jetzt kommen?!" fuhr Franziska Petra an, offenbar gab es eine heiße Diskussion, etwa um ihn?
"Ganz ruhig, Franzi, da werden schon die richtigen Leute kommen, und außerdem ist doch toll, wenn mal Abwechslung reinkommt." entgegnete Petra, während sie einen drängelnden 5.Klässler beiseite schob.
"Findest du es etwa toll, wenn so Leute wie Thomas auf deiner Party abhängen, ist doch echt dass letzte!" Thomas durchfuhr Zorn und Trauer zugleich. War er so schlimm? Doch Petra wollte dem sofort etwas entgegensetzten, als Sophia ihr das Wort abschnitt.
"Jetzt hör auf Franzi. Wie kannst du sagen dass Thomas das letzte ist, wo du ihn doch überhaupt nicht kennst." Dann wandte sie sich an die Verkäufer und holte sich ein Croissant. Auch Dominic hatte was zu dem Thema zusagen:
"Stimmt echt Schatz, so schlimm ist er wirklich nicht, ab und zu echt vercheckt aber du musst nicht so über ihn ablästern!" Auch er bestellte etwas, wie Franziska und Petra dann verzogen sich die Vier. Ein nachdenklicher Thomas blieb zurück. Immerhin, er wurde nicht von allen so verachtet wie von Franziska, dieser Kuh! Er war stinke sauer auf sie. Auch er bestellte ein Croissant und gesellte sich dann zu einer Gruppe von Jungs aus der 9.Klasse, darunter Matthias und Jaki, die gerade über Fußball redete. Doch diesmal war er nicht so aktiv beteiligt wie sonst, diesmal musste er nachdenken. Klar, bei Franziska war er offenbar ganz unten durch, aber die anderen hatten ihn verteidigt, vor allem Sophia meinte es offenbar gut mit ihm. Sie war wirklich süß, musste sich Thomas eingestehen. Aber sollte er zur Party gehen? Wo er von der "wichtigen" Franziska nicht geduldet war? Darüber musste er unbedingt noch mal mit Matthias darüber reden. Bald schon läutete es zur nächsten Stunde und der Schulalltag nahm seinen gewöhnlichen Gang. Erst nach der Schule konnte er alleine mit Matthias reden. Die beiden fuhren mit ihren Fahrrädern nach Hause.
"Du Mathis, die Franziska findet mich total beschissen." Meinte Thomas.
"Na und? Ich finde die auch schon lange beschissen, und das stört keinen.
Franziska ist arrogant und weiter? Was ist dein Problem?" erst war Thomas irritiert. Für Matthias war es also kein Problem, wenn jemand ihn beschissen fand.
"Na, die is doch so wichtig, gebieterisch, Klassensprecherin und alles. Ich weiß nicht, ob ich zur Party gehe." Thomas hielt an der roten Ampel und blickte seinen Freund an. Dieser machte eine Vollbremsung und antwortete dann fast empört:
"Junge, dass ist Petras Party, sie hat uns alle eingeladen, also gehst du da auch verdammt noch mal hin. Da hat Franziska absolut nichts mit zu tun.
Klar?" Thomas zog eine Grimasse.
"Ob das klar ist?" hackte Matthias nach und verpasste Thomas einen Knuff.
Dieser nickte und düste dann wieder los, da die Ampel auf grün umschlug.
Matthias hatte Recht, es war Petras Party, also ging er da auch hin. Wenig später trennten sich die Wege der zwei und Thomas fuhr nach Hause tief in Gedanken versunken. Diese handelten nicht nur von der giftigen Franziska, sondern auch von der süßen Sophia… "Das heißt Nachsitzen für euch drei, ihr denkt wohl ihr könnt hier machen was ihr wollt, was?" blaffte Herr Ahrenbach Thomas, Matthias und Jan an. Die drei hatten zum dritten Mal in Folge ihre Hausaufgaben nicht. Matthias zuckte nur mit der Schulter, dann flüsterte er zu Thomas und Jan:
"Dass macht der eh nicht, verlasst euch drauf. Wie ich den kenn vergisst der dass wieder." Die beiden anderen nickten und der Unterricht begann. Herr Ahrenbach war Englischlehrer an der Waldorfschule, ein ziemlich schlechter sogar noch dazu. Man lernte bei ihm sehr wenig, wenn überhaupt was, und Herr Ahrenbach war überaus streng, obwohl es sehr selten Konsequenzen gab, wenn man sich daneben benahm oder etwas nicht da hatte. Thomas, Matthias und Jan benutzten den Unterricht immer zu anderem, z.B. zum Schiffchenversenken spielen, oder die neuesten Themen durch zuquatschen. Auch dieses Mal konzentrierten sie sich nicht auf den Unterricht, sondern kritzelten Dinge in ihre Hefte, die die anderen erraten sollten. Dummerweise wurden sie dabei zu laut, so dass Herr Ahrenbach die Jungs wieder ankeifte, und entscheidend dazwischen ging. Er setzte die drei auseinander. Thomas sollte neben Sophia Platz nehmen, während Franziska sich neben Jan setzten sollte. Thomas gefiel es, an die Seite von Sophia zu kommen, Franziska hingegen war sauer. Sie zeigte Thomas wutentbrannt den Mittelfinger. Thomas nahm Platzt und platzierte seine Englischsachen auf dem Tisch.
"Na", fing Sophia ein Gespräch an, "findest du die heutige Stunde auch so spannend?" Thomas bemerkte den gewissen Ton an Ironie in Sophias Stimme. Er war kein Mann der großen Worte, also nickte Thomas nur, obwohl er gerne mehr gesagt hätte, aber er traute sich einfach nicht. Sophia musterte ihn, ein Lächeln bildete sich auf ihren Mund. Thomas musste einfach zurück lächeln, so fasziniert war er. Auf einmal wurde er nervös, was wenn er sich jetzt daneben benahm? Schnell verschob er diesen Gedanken. Sophia konzentrierte sich auf den Unterricht, daher kam kein echtes Gespräch zustande, worüber Thomas jedoch nur erleichtert war. Was hätte er auch sagen sollen? Als es zur Pause läutete kam Franziska herbeigestürmt und warf wohl nicht ganz aus versehen Thomas' Füller vom Tisch.
"Man, was soll das?" fuhr Sophia ihre Freundin zugleich an, und sie bückte sich, um den Füller wieder aufzuheben, Thomas hatte sich auch schon danach gebückt und ihre Finger berührten sich. Thomas Hand schien einen angenehmen Strom abzubekommen. Schnell zog er sie zurück, und ließ dabei den Füller fallen. Sophia lachte und hob ihn auf, überreichte ihn Thomas mit einem süßen Lächeln und verschwand dann im Gedränge der Schüler, Franziska folgend. Thomas blieb mit einem wundervollen Gefühl zurück. Sie hatte ihn keinesfalls verschmäht, Sophia achtete ihn. Thomas wusste zwar noch nichts davon, aber er hatte sich verliebt. Er stand an seinem Tisch und blickte zufrieden aus dem Fenster. Da kam von hinten Matthais, der ihn mit einem nicht so sanften Schubs aus seinen Tagträumen brachte.
"Auf welcher Wolke schwebst du denn?" fragte Matthais lachend, dann zog er Matthais mit sich aus dem Klassenzimmer zum nächsten Unterricht.
Sophia war in etwa so groß wie Thomas, hatte wunderschöne grüne Augen und samt weiches braunes Haar, was sie meistens offen trug. Sophia schminkte sich selten (im Vergleich zu ihrer Freundin Franziska auf jeden Fall) und war auch ansonsten kaum aufgetakelt. Sophia war immer freundlich, nie richtig aufdringlich aber dennoch immer bei allem dabei. Sophia lebte bei ihren Eltern. Sie war ein Einzelkind, was sie hasste. Ansonsten liebte sie die Schule. Sophia lernte gerne und eifrig, daher war sie in den Sprachfächern auch die beste der Klasse, auch wenn sie sich dass nicht wirklich eingestehen wollte. Sie hatte einen riesigen Freundeskreis. Alle mochten sie, daher hatte sie auch viele Freundinnen, wobei Franziska schon immer ihre beste gewesen war.
Sophia half Petra bei der Vorbereitung der Party, die heute stand finden sollte.
"Sophia, kannst du noch die Colakisten aus dem Auto hohlen?" rief Petra ihr zu.
"Klar, kann ich machen." Antwortete sie und machte sich schnell auf den Weg zum Auto. Als sie zurück war begannen die beiden Mädchen mit der Dekoration des Wohnzimmers.
"Find ich echt nett von dir, dass du mir hilfst. Danke" meinte Petra.
"Ist doch keine Frage, würde doch jede machen." "Quatsch!" Petra schüttelte den Kopf. "Die Franzi zum Beispiel. Die hilft mir natürlich nicht. Ist doch immer dass gleiche!" Sie schien verärgert.
"Ach komm, so schlimm ist es doch auch nicht." antwortete Sophia.
"Doch, Sophia, ist es. Wenn es um Arbeit geht, drückt sie sich immer. Wetten die angelt sich heute den nächsten Jungen. Dass hat sie sich echt nicht verdient." "Mann Petra, übertreib nicht so. Im Grunde ist Franziska doch total nett.
Zurzeit ist sie nur ein bisschen aufgedreht…"
"Und hochnäsig." fügte Petra gehässig hinzu. "Was sie zum Beispiel vor kurzem schon wieder gegen den Thomas hatte. Der ist doch echt ein total netter Junge, nur halt ziemlich schüchtern, aber wir kennen ihn doch gar nicht so richtig, und sie lästert schon wieder über ihn ab. Dass ist echt gemein." "Ja, okay, da hast du recht, das war echt nicht in Ordnung. Bin gespannt wie Thomas heute so drauf ist." Sophia wollte vom Thema abkommen. Sie wollte nicht über Franziska reden. Sie wusste, dass sich ihre Freundin manchmal echt daneben benahm, aber im Grunde war sie doch nett. Sophia kannte Petras Meinung zu Franziska gut genug. So also sprach sie lieber über Thomas.
"Ja, dass bin ich auch." antwortete ihr Petra. "Vielleicht ist er ja doch ein echter Partylöwe, könnte ja sein." Petra lachte und auch Sophia musste schmunzeln, es war eben schwer vorstellbar. Petra blickte auf die Uhr.
"Verdammt, es ist schon spät. In wenigen Minuten müssten schon die ersten Gäste kommen. Lass die Pizza schon mal in den Ofen rein machen." Sophia nickte…
Es war 9 Uhr Abends, und die Party war bereits im vollen Gange. Über zwanzig Leute hatten sich bei Petra eingefunden und tanzen, tranken und hatten Spaß.
Die Anlage war voll aufgedreht und die Jugendlichen waren richtig gut drauf.
Auch Thomas tanzte. Erst hatte er sich nicht getraut, doch Matthias hatte ihn schlussendlich gezwungen. Thomas hielt immer Ausschau nach Sophia.
Einerseits hätte er allzu gerne mit ihr getanzt, anderseits traute er sich aber nicht. Immer wenn er sie in ihren sexy Klamotten sah, flammte etwas in seinem Magen auf. Er wusste, dass das die berühmten Schmetterlinge waren, die er dort fühlte. Er hatte sich verliebt. Thomas trank ein Bier und danach fühlte er sich schon einwenig mutiger. Er wagte es sogar, mit Sophia zu tanzen, jeden Falls für eine kurze Zeit. Er setzte sich zufrieden aufs Sofa und futterte ein bisschen Chips. Sie hatte ihn angelächelt, dass reichte um ihn glücklich zumachen. Auf einmal tauchte vor ihm Franziska mit Dominik an der Seite auf. Dominik hatte sicherlich schon einige Bier intus und hatte eine Zigarette im Mund. Franziska starrte Thomas belustigt an. Ein spöttisches Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit.
"Na, du Baby, hasst ja richtig abgetanzt. Sahst ja aus wie so ne Ente. Ich glaub so hasst du bei Sophia kaum Chancen, die steht nicht so auf Geflügel" Franziska lachte, einige andere die sie gehört hatten auch, Dominik gluckste nur belustigt. Feuerröte schoss Thomas ins Gesicht. Diese verdammte Kuh, was hatte sie überhaupt gegen ihn? Was glaubte sie eigentlich, wer sie war? Es fehlte nicht viel, und Thomas wäre auf sie losgegangen. Er konnte sich jedoch gerade noch beherrschen, und blieb auf dem Sofa sitzen. Er versuchte, Franziska zu ignorieren. Die lachte erneut, und wollte sich gerade fortbegeben, als plötzlich Sophia vor ihr auftauchte. Wutendbrand fauchte sie ihre Freundin an:
"Was soll das? Biste irgendwie total bescheuert? Denkst wohl du wärst was viel besseres. Man, und ich hab so ne Tussi auch noch zur Freundin!" Sophia war richtig in Fahrt. Thomas hatte sie noch nie so sauer gesehen.
"Ey, das nimmst du sofort zurück! Du nennst mich eine Tussi? Verteidigst diesen Vollidioten? Hast wohl nen Sprung in der Schüssel. Ey, Halts Maul und leck mich am Arsch!" Auch Franziska lief Rot an und schrie ihre Worte.
Danach zog sie Dominik hinter sich hehr und verschwand aus der Haustür. Alle die im Raum waren schwiegen und kuckten nur verdattert. Nur Sophia setzte sich neben Thomas aufs Sofa und stützte ihren Kopf in ihre Hände. Thomas wusste nicht, ob er froh oder wütend sein sollte. Wieder hatte Sophia ihn verteidigt, dieses Mal sogar noch krasser. Langsam begannen die Jugendlichen miteinander über das Geschehene zu tuscheln. Matthais bückte sich runter zu Thomas und flüsterte:
"Rutsch mal ein Stück rüber und versuch sie zu trösten, dass hat sie allemal verdient." Thomas nickte, sein Herz raste wie verrückt als er dicht neben Sophia rutsche. Er roch trotz des Rauchs im Zimmer Sophias Duft. Sie roch gut, sehr gut sogar.
"Kann ich dir irgendwie helfen?" brachte er nun irgendwie hervor. Seine Stimme klang verkrampft und zittrich. Sophia behielt ihren Kopf für einige Sekunden weiter in ihren Händen, dann sprang Sophia plötzlich auf.
"Nee, du garantiert nicht!" sie hatte tränen gefüllte Augen und ihre Stimme klang stark Vorwurfsvoll. Sophia drehte sich weg und verschwand aus dem Wohnzimmer. Viele hatten auch diese Aktion mitbekommen und Petra folgte ihrer Freundin. Die anderen redeten wild durcheinander, während sich Matthias und Jan neben den geknickten Thomas setzten.
"Junge, nimm es nicht so schwer." Versuchte Matthias ihn aufzumuntern.
"Sie ist nur ein bisschen durch einander, aber sie hat ganz klar Sympathien für dich." Fügte Jan hinzu. Er klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
"Versetzt dich mal in ihre Lage, wie hättest du dich gefühlt?" Thomas nickte, natürlich hatten seine Freunde Recht. Sie war wahrscheinlich wirklich nur ein bisschen durcheinander, dennoch bekam Thomas einen dicken Kloß in den Hals. Hätte er jetzt sprechen müssen würde er sicher losweinen.
Matthias und Jan kapierten dass und ließen ihren Kumpel in Ruhe.
"Man, diese beschissene Kuh!" fluchte Petra während sie ihre Freundin Sophia ganz fest umarmte. "Da hast du es wieder gesehen. Wie die sich aufführt ist echt nicht mehr normal." Sophia schluchzte und nickte zugleich. Sie und Franziska hatten sich schon öfter mal verkracht, aber noch nie auf so heftige Weise. Sophia ahnte, dass da ein ganz großer Bruch zwischen ihnen beiden geschehen war.
"Wieso hab ich Thomas überhaupt verteidigt? Dass war es doch echt nicht wert." Heulte Sophia los.
"Doch, dass war es wert. Wie sie mit ihm umgegangen ist war echt unverschämt. Du hast genau das richtige getan." Beschwichtigte Petra sie und wischte Sophia eine Träne aus dem Auge. Sophia blickte Petra tief traurig in die Augen, sie zweifelte doch sehr an den Worten ihrer Freundin. Wegen diesem Hanswurst von Thomas hatten sie sich mit ihrer aller besten Freundin verkracht. Dass war es absolut nicht wert. Petra mochte Franziska einfach nicht, nur deswegen hatte sie das behauptet. Abrupt erhob sie sich von dem Stuhl, auf dem sie gesessen hatte.
"Was weißt du schon?!" zischte sie Petra wütend an. Petra zog verwundert ihre Augenbraun nach oben. "Dich freut es doch nur, wenn ich und Franzi streit haben! Gib es ruhig zu. Also lass mich in ruhe!" Sophia drehte sich um und wollte das Zimmer verlassen, Petra hielt sie aber am Arm fest.
"Das meinst du jetzt aber echt nicht ernst, oder? Willst du mich wirklich loswerden? Dir liegt also nichts an unserer Freundschaft?" Sophia hatte sich umgedreht und stierte ihre gegenüber erbost an. "Nein, im Moment nicht!" Sie riss sich los und machte die Tür nach außen mit voller Wucht auf. Draußen stand Angelika, die wohl gerade reinkommen wollte. Sophia schlug sie geradewegs KO. Sophia hatte die Tür volle Kann gegen Angelikas Gesicht geschleudert. Diese war sofort zu Boden gegangen. Sofort war Sophias Wut gebremst, das hatte sie nun absolut nicht gewollt. Sie kniete sich neben Angelika und verhalf ihr wieder auf die Beine.
"Tut mir echt total leid. Willst du dich hinlegen? Einen nassen Lappen? Kann ich dir sonst irgendwie helfen. Angelika schüttelte den Kopf und verschwand wieder, so schnell wie sie gekommen war. Sophia war nun vollkommen besänftigt und überdachte ihre Worte Petra gegenüber wohl wieder. Sie drehte sich zu ihr, schaute sie ernst an und sprach dann:
"Tschuldigung Petra, das wollte ich nicht sagen. Ich hab es echt nicht so gemeint." Schluchzend lief sie auf Petra zu, die ihre Umarmung aber nicht entgegen nahm, sondern sich beiseite drehte, und wortlos verließ sie das Zimmer. Sophia schaute ihr traurig hinter hehr. Schlimmer hätte der Abend echt nicht verlaufen können. Es gab nur einen einzigen Lichtblick, sie war endlich mal wieder einem Jungen nahe gekommen. Aber der Preis war zu hoch gewesen. Sie sank zurück in einen Stuhl, stützte ihre Ellebogen auf ihre Knie und legte ihren Kopf in ihre Hände. Sie schloss die Augen um die aufkommenden Tränen zu verhindern, doch sie kamen so oder so.
Thomas rieb sich die Augen. Wie viel Uhr war es? ER zwang sich die Augen ein zweites Mal zu öffnen, dann starrte er in die Finsternis des Zimmers, dann tastete er nach seinem Handy, auf dem die Uhrzeit gezeigt wurde. Es war gerade mal 7.38 Uhr. Verdammt! Thomas schloss seine Augen wieder. Er hatte Ferien, wieso wachte er also schon so früh auf? Ärgerlich. Thomas versuchte weiter zu schlafen, doch es gelang ihm nicht, obwohl sein Körper voller Müdigkeit steckte. Schließlich verfiel Thomas in Gedanken. Er dachte an den letzten Schultag, an Weihnachten, dass in zwei Tagen statt fand, dann dachte er an Sophia. Er hatte in den letzten Wochen öfter mal gesprochen, sie hatten sich angelächelt, und Thomas liebte sie immer mehr. Das spürte er.
Gestern hatte er sich nicht von ihr verabschiedet, bevor es in die Ferien ging. Thomas ärgerte sich darüber. Über zwei Wochen würde er sie jetzt nicht zu Gesicht bekommen. Vielleicht sollte er sich doch noch irgendwie von ihr verabschieden? Sie anrufen? Doch Thomas wusste, dass er sich so etwas eh nicht traute. Aber wieso eigentlich nicht? Es verlangte in ihm, ihre Stimme zu hören und ihr Lachen. Er wollte unbedingt noch mehr ihrer Zuneigung spüren. Er hatte schon gemerkt, dass er duchraus Chancen bei ihr hatte.
Ein zweites Mal blickte Thomas auf sein Handy, das neben ihm im Bett lag.
Inzwischen war es schon Halb 10. Er erhob sich aus den zerknautschten Kissen und blickte kurz in den Spiegel, bevor er aufs Klo ging. Sein Gesicht war genauso zerknautscht. Auf dem Weg zur Toilette traf Thomas auf seinen Bruder Ken.
"Morgen." Knurrte dieser mehr als dass er sprach. "Frühstücken wir zusammen?" Thomas nickte. Die Mutter war nicht da. 10 Minuten später kamen die beiden wieder in der Küche zusammen. Thomas legte zwei Brote in den Toaster während Ken Butter, Käse und Marmelade aus dem Kühlschrank holte.
"Na Bruderherz, " begann der kleinere nun ein Gespräch, "wie läuft es denn so mit den Mädels?" Keine Frage, Ken wollte seinen Bruder einfach nur provozieren. Thomas grinste nur und verpasste seinem Bruder einen Klaps auf den Hinterkopf.
"Nicht schlecht, Kleiner, außerdem, was weißt du schon von Mädels?" Ken lachte, dann antwortete er:
"Jetzt tu mal nicht so als wärst du der große Frauenchecker. Wenn es doch so gut läuft mit ihnen, wieso bringst du dann nicht mal eins mit hier hehr?" Thomas holte die Brote aus dem Toaster und warf sie gekonnt auf die beiden bereit gestellten Teller auf dem Küchentisch. Er Pfiff durch die Zähne.
Blöde Frage, er zuckte mit den Schultern und setzte sich. Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. Ken hatte dass wohl gemerkt und meinte:
"Jetzt ehrlich Thomas, wenn du eine an der Angel hasst, dann lass ja nicht nach." Ken beschmierte sein Brot mit einigen "Tonnen" Butter plus Marmelade.
Thomas kuckte verdutzt.
"Meinste das jetzt ernst?"
"Klaro, was denkst du denn?" und auch sein Grinsen verschwand völlig. Thomas dachte nach, so genau konnte Ken es zwar nicht wissen aber dass war eine diskrete Aufforderung dass er Sophia anrufen sollte. Heute noch. Der Plan verfestigte sich immer mehr bei Thomas. Er wurde von Enthusiasmus gepackt, am liebsten würde er sie nach dem Frühstück gleich anrufen. Aber dass war wohl vielleicht noch ein bisschen zu früh. Er wollte bis 1 Uhr Mittags warten. Dann wollte er sie anrufen. Obwohl er nicht wirklich wusste, was er sagen sollte.
Kaum war es 1 Uhr schnappte sich Thomas dass Telefon und verzog sich in sein Zimmer. Nicht dass Ken sein Gespräch noch mitbekam. Aufgeregt wählte er ihre Nummer, die er inzwischen schon auswendig gelernt hatte. Der Vater Sophias ging dran.
"Ja?"
"Hallo Herr Eichler, könnte ich bitte Sophia sprechen?" Der Vater lachte.
"Aber du brauchst mich doch nicht zu siezen. Ich bin Manfred." Thomas war ein bisschen irritiert, damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
"Nunja, dann, Manfred, könnte ich sie bitte sprechen?" Der Vater lachte wieder bevor er antwortete:
"Na klar, ich hol sie eben mal." Thomas hörte Fußschritte, offenbar ging es einen Treppe hinauf, dann erklang Manfreds Stimme, der Sophia rief, sie antwortete und rannte offenbar eine Treppe hinab. Dann ging sie an den Hörer.
"Ja?" Thomas Herz schlug höher und seine Hände wurden voller Schweiß glitschig.
"Hallo, hier ist der Thomas."
"Hallo Thomas, freut mich dass du anrufst." Thomas atmete tief durch, der Anruf schien sie immer hin nicht zu stören. "Wie geht's den so?", fuhr sie fort.
"Ja, ganz gut. Und dir so?" Thomas befürchtete, dass seine Stimme versagen würde. Doch nichts dergleichen Geschah.
"Auch ganz gut, bin zwar schwerlich aus dem Bett gekommen, aber sonst, wir haben ja jetzt Ferien. Find ich echt klasse." Dann kam sie zum befürchteten Punkt. "Aber, wieso rufst du eigentlich an?" Thomas dachte angestrengt nach.
"Nun ja. Schwer zu sagen. Es ist..." Thomas fehlten die Worte. Was sollte er sagen? "Ich…ich …"..liebe dich, fuhr es Thomas durch den Kopf, aber er konnte es nie und nimmer aussprechen.
"Ja?" fragte Sophia verwundert nach?
"Ich wollte deine Stimme hören." Brachte Thomas schließlich hervor. Am anderen Ende der Leitung lachte Sophia.
"Dass ist ja süß." Antwortete sie dann endlich. Thomas hatte sich endlich überwunden und sprach weiter.
"Außerdem hab ich dich vermisst, Sophia, ich fand es blöd, dass ich mich nicht von dir verabschiedet hatte." Wieder lachte Sophia und Thomas wurde es warm ums Herz. Nun entwickelte sich ein sehr schönes Gespräch der beiden.
Sie sprachen über die Schule, lästerten über verschiedene Lehrer und kamen dann schließlich zu dem heiklen Thema Franziska. Sophia und sie waren immer noch zerstritten, immerhin konnte Sophia sich wieder mit Petra versöhnen.
Aber Franziska benahm sich immer noch total daneben. Inzwischen lästerte sie sogar über ihre frühere beste Freundin. Lange sprachen Sophia und Thomas darüber und Sophia schüttete ihm ihr Herz über das Thema aus. Es war, als seien die beiden schon immer beste Freunde und würden jeden Tag mit einander telefonieren. Auch von Ken ließ sich Thomas nicht stören, als dieser nach einer Stunde etwa ins Zimmer kam um zu schauen, was sein Bruder machte. Er verschwand auch schnell wieder als er merkte, dass Thomas beschäftigt war.
Die Chemie der beiden zwischen einander stimmte einfach. Als es zum Ende ihres Gespräches kam verabredeten sie sich noch dazu, in einer Woche gemeinsam ins Kino zu gehen, dann wünschten sie sich ein schönes Weihnachtsfest und beendeten das Gespräch. Thomas ganzer Körper kribbelte voller Freude nach dem er den Hörer aus der Hand gelegt hatte. Er, der uninteressante Thomas hatte ein Date mit der hübschen Sophia, das grenzte fast an ein Wunder.
Die Weihnachtstage kamen und gingen. Thomas genoss das Fest im Kreis der Familie. Nicht selten dachte er dabei an Sophia und die Vorfreude auf das bevor stehende Treffen wuchs von Tag zu Tag, aber nicht nur die Vorfreude wuchs, sondern auch die Angst.
Ein Tag vor dem Treffen war Matthias bei Thomas, und auch dieser merkte, dass was nicht stimmte. Thomas war nervös und verspannt. Außerdem aß er viel weniger als sonst. Am nächsten Morgen half Matthias seinem Freund bei den Vorbereitungen auf das bevorstehende Ereignis. Die Klamotten mussten natürlich perfekt sein.
"Nicht zu auffallend." erklärte Matthias.
"Sie müssen cool, chillig und bequem sein, dürfen aber auch nicht zu schmuddelig sein!" "Jaja, schon klar." Antwortete Thomas. So viel Auswahl hatte er eh nicht.
Nachdem das Outfit passte stylte Matthias noch die braunen Haare einwenig bis sein Freund schon langsam die Frisur Elvis Presleys annahm. Die Zeit verstrich im Schneckentempo. Voller Freude und Grauen erwartete Thomas das Date. Um 4 Uhr wollte er sich mit ihr im Kino treffen. Mit dem Fahrrad machte er sich bereits eine halbe Stunde vorher auf den Weg. Ihm war heiß und kalt zu gleich als er vor dem Kino auf seine Flamme wartete. Sein Magen verkrampfte sich und ein sehr merkwürdiges Gefühl überfiel Thomas´ Körper.
Und dann sah er sie endlich auf sich zu kommen. Ihm fiel wortwörtlich die Kinnlade hinab. Seine Angebetete sah hinreißender aus als jemals zuvor. Ihr weißer Mantel ließ sie fast wie ein Engel wirken, dachte sich Thomas. Als er ihre Umarmung entgegnete. Sein Bauch kribbelte heftiger als jemals zuvor.
Gemeinsam betraten sie den Empfangsraum des Kinos, kauften sich die Tickets und betraten den Kinosaal in denen ihr Film gezeigt werden sollte. Es war ein Mix zwischen Liebeskomödie und Krimi, recht unterhaltsam, konnte man denken, doch Thomas gelang es nicht wirklich, sich auf den Film zu konzentrieren. Er musste die ganze Zeit nur an Sophia denken, mit der er immer wieder Worte wechselte, und dann schenkte sie ihm ein Lächeln, das ihn jedes Mal aufs Neue faszinierte. Dann fiel ihm Sophias Hand auf, die auf der gemeinsamen Armlehne ruhte. Sollte er seine auf ihre legen? Thomas rang innerlich mit sich selbst, doch schlussendlich traute er sich doch nicht.
Stattdessen schob er seinen Arm nur neben ihren, und dann verfolgte er wieder die Handlung auf der Leinwand. Doch nicht allzu lange, denn plötzlich fühlte er Sophias Finger seinen Handrücken lang tasten und dann niederlegen.
Langsam drehte er sein Gesicht zu ihr. Sie erwiderte seinen Blick. Sie lächelte, und er erwiderte dieses. Dann ganz plötzlich lehnte Sophia sich mit ihrem Gesicht nach vorne, auf Thomas´ zu. Auch dieser beugte sich nach vorne und ihre Lippen trafen sich. Ein ungeheures Glücksgefühl durchströmte Thomas´ Magen. Es war der erste richtige Kuss seines bisherigen Lebens. Ihre Lippen ließen wieder von einander ab, und sie musterten sich kurz lächelnd, ehe sie sich ein zweites Mal küssten. Alles stimmte in diesem Augenblick.
Die ganze Situation war genau so, wie Thomas es geträumt oder sich vorgestellt hatte. Nun, nicht ganz, auf der Leinwand spielte sich nicht ebenfalls eine Liebesszene ab sondern eine Actionszene, aber dieses kleine Detail bekamen die beiden nicht mit. Nun war der Knoten zwischen den beiden endlich geplatzt, und sie umarmten sich ganz fest. Jetzt konnten sie sich auch noch besser mit einander unterhalten. Auch die Worte:
"Ich liebe dich," fielen Thomas kaum noch schwer nach den beiden Küssen.
Sophia strahlte noch mehr und gestand ebenfalls ihre Liebe zu Thomas.