In dieser regnerischen Woche war Mary jeden Tag ein paar Stunden bei Colin. Sie versuchte herauszufinden, ob Colin vertrauenswürdig war. Sie wollte ganz sicher sein, dass er nichts von dem geheimen Garten verraten würde, wenn er ihn kennen würde. Wenn er ein Geheimnis tatsächlich für sich behalten könnte, wollte Mary ihn gerne einmal dort hin bringen.
Eines Morgens wachte Mary sehr früh auf. Sie lief zum Fenster und sah, dass die Sonne aufging und der Himmel voller rosa Wölkchen war. Es würde ein warmer Tag werden. Wie der Blitz zog sie sich an, denn inzwischen konnte sie es allein. Ihr einziger Gedanke war, dass sie in den Garten wollte.
Voller Vorfreude rannte sie den Weg zum Garten hinunter und hatte Lust, wie ein Vogel zu zwitschern, so glücklich war sie.
Zu Marys Erstaunen und Freude sah sie, dass Dickon bereits im Garten war und jätete. Er hatte einen kleinen Fuchs, den er "Kapitän" nannte, bei sich und eine Krähe, die "Ruß" hieß. Beide waren ihm gefolgt, als er vor Sonnenaufgang auf seinem Weg zum Garten gewesen war.
Die Tiere hatten keine Angst vor Mary und die beiden Kinder wandten sich schnell den Pflanzen zu. Wie schnell sie gewachsen waren! Bald würden die ersten Blumen blühen. Mary und Dickon zupften Unkraut und lachten, weil sie sich über all das freuten.
Mary fiel ein, dass sie Dickon unbedingt etwas erzählen wollte.
"Hast du schon einmal etwas von einem Jungen namens Colin gehört?", fragte sie ihn.
"Weißt du denn etwas über ihn?", fragte Dickon vorsichtig zurück.
"Ich bin in der letzten Woche jeden Tag bei ihm gewesen und habe viel mit ihm gesprochen. Er möchte, dass ich ihn besuche. Er sagt, ich mache, dass er seine Krankheit und den Tod vergisst", antwortete Mary.
Dickon fiel ein Stein vom Herzen, denn er wusste alles über Colin, hatte aber nicht mit Mary über ihn sprechen dürfen. Es wisse jeder, dass Mr. Craven einen kranken Sohn habe und nicht wollte, dass die Leute über ihn sprachen, meinte Dickon.
Mary erzählte ihm alles. Wie sie Colin nachts weinen gehört hatte, wieder und wieder. Davon, wie sie sich entschlossen hatte, dem Weinen auf den Grund zu gehen und wie sie Colin schließlich in seinem Zimmer gefunden hatte.
Sie beschrieb Colins Aussehen. Als sie seine riesigen Augen erwähnte, meinte Dickon, dass er sie von seiner Mutter geerbt habe, bei ihr hätten diese Augen immer gestrahlt. Das sei auch der Grund, warum Mr. Crave Colins Anblick nicht ertragen könne, wenn er wach sei. In seinem kranken Gesicht sähen die Augen seiner Mutter ganz anders aus.
"Mr. Craven wäre es lieber, Colin wäre nie geboren worden. Vielleicht ist Colin deshalb so krank. Er sollte nicht dort immer in seinem Bett herumliegen und sich Gedanken darüber machen, ob er vielleicht stirbt oder einen Buckel bekommt", meinte Dickon. "Weißt du, ich habe gerade eine Idee. Ich glaube, wenn wir ihn einmal in den Garten mitnehmen würden, würde er bestimmt auf andere Gedanken kommen."
"Das habe ich auch schon gedacht", stimmte Mary zu. "Es würde ihm bestimmt gut tun. Er hat lange Zeit nur in seinem Bett gelegen und alles, was er weiß, stammt aus Büchern."
"Wir bringen ihn bestimmt eines Tages hierher", beschloss Dickon.