Wir sagten es schon: Nichts konnte die Liebe übertreffen, die Kapitän Maximilian Morel mit Valentine von Villefort verband. Aber die Hindernisse waren nahezu unüberwindlich. Der Vater hatte Franz d'Epinay als Bräutigam bestimmt.
Valentine hatte bereits alles versucht. Sie hatte ihren geliebten Großvater dazu gebracht, sie zu enterben, wenn sie Franz d'Epinay heiratete. Nun war Valentine auch ohne die 900 000 Francs des Großvaters reich, da ihr noch das mütterliche Erbe der Saint-Merans zufiel. Aber der Schlag saß tief bei Herrn von Villefort, als sein Vater sein Vermögen den Armen von Paris vermachte.
Bei seiner herausragenden öffentlichen Stellung konnte der Staatsanwalt auch unmöglich dieses mildtätige Testament anfechten.
"Nicht wahr Großvater, du grollst mir wegen der Heirat", hatte Valentine im Beisein eines Notars gefragt. "Ohne diese Heirat wäre ich also die Erbin, mein Großvater?"
Der Greis bejahte mit den Augen. Herr von Villefort biss sich auf die Lippen, während Frau von Villefort ihre Freude kaum unterdrücken konnte. Sie war aus sehr eigensinnigen Gründen gegen die Hochzeit. Das Erbe musste unbedingt in der Familie bleiben!
Doch auch diese Tatsache brachte Herrn von Villefort nicht von der geplanten Vermählung ab. Er fühlte sich in seiner Ehre verletzt. In dieser Stimmung erschien der Graf von Monte Christo bei ihm um eine Einladung für den kommenden Samstag in seinem Landhaus zu überreichen.
Dies war der zweite Schlag. Weil er nicht anders konnte, nahm er die Einladung an. Doch eine unnatürliche Blässe befiel ihn, als er die Adresse las: "Auteuil… Rue de la Fontaine… Nr. 28? Mein Herr Graf, so hat man dieses Haus an Sie verkauft? Es gehörte meinem ersten Schwiegervater, dem Marquis von Saint-Meran! Nun, ich mag diesen Ort nicht sonderlich", ergänzte er mit gepresster Stimme. Es war, wie wenn er den größten Widerwillen davor empfände, gerade diese Villa zu betreten.
Der Graf von Monte Christo registrierte dieses sonderbare Benehmen befriedigt. "Samstagabend um sechs Uhr erwarte ich Sie. Sollten Sie nicht kommen, müsste ich annehmen, dass Sie mit diesem Haus unangenehme Erinnerungen verbinden."
"Ich werde kommen", antwortete Villefort gequält, aber rasch.
Monte Christo verabschiedete sich zufrieden. Sein Weg führte ihn jedoch nicht nach Hause, sondern Richtung Orleans. Bei der Telegrafenstation hielt er an und begann ein Gespräch mit dem zuständigen Herrn. Dieser befand sich gerade in seinem Garten und kümmerte sich um die Erdbeeren.
Der Graf erfuhr, auf welche Weise die Meldungen in der Station eingehen und dass sie von Hand weitergeleitet werden. Am Ende bestach er den Mann mit einer Summe, die dem ein sorgenfreies Leben mit eigenem Häuschen und Garten versprach. Als Gegenleistung telegrafierte dieser einen Text an den Regierungssekretär Debray in Paris, der ein Verhältnis mit Madame Danglars hatte.
Das Telegramm besagte, dass der Kurs bestimmter spanischer Aktien ins Bodenlose fallen würde. Es kam, wie der Graf es sich ausgemalt hatte. Debray warnte seine Geliebte, diese wiederum eilte zu ihrem Gatten, dem Baron Danglars und der wiederum verkaufte alle diese Aktien.
Erst am nächsten Tag stellte sich die Meldung als falsch heraus. Doch da hatte Danglars bereits eine Million Francs Verlust zu verzeichnen.