Edmond gelang es mit Hilfe des Messers von Abbé Faria sich aus dem Sack zu befreien. Viele Stunden trieb er in der aufgewühlten See. Kurz bevor ihn seine Kräfte endgültig verließen, entdeckte er ein Schiff. Die Männer zogen ihn an Bord. Dort erzählte er, dass sein Schiff beim nächtlichen Sturm gekentert wäre. Der Kapitän war zwar misstrauisch, aber Edmond überzeugte die Mannschaft mit seinen seemännischen Fähigkeiten.
Von Jacopo, dem Matrosen, erfuhr er, dass man den 28. Februar 1829 schrieb. Es war auf den Tag 14 Jahre her, dass man ihn verhaftet hatte. Ein schmerzliches Lächeln überzog seine Lippen. Er fragte sich, was aus Mercedes geworden war. Dann entzündete sich ein Blitz des Hasses, als er an die drei Menschen dachte, denen er die lange Haftstrafe zu verdanken hatte. Er erneuerte seinen Schwur gegen Danglars, Fernand und Villefort. Den Schwur unversöhnlicher Rache.
Dantes war noch keinen Tag an Bord, als er bereits wusste, mit wem er es auf dem Boot zu tun hatte. Er befand sich an Bord eines Schmugglerschiffes, das auf dem Weg nach Livorno war. Dort angekommen, ging er zum Barbier, um sich die langen Haare und den dicken, schwarzen Bart schneiden zu lassen. Als dieser fertig war, verlangte Edmond einen Spiegel, um zu sehen wie sehr er sich in den 14 Jahren verändert hatte.
Er war nun 33 Jahre alt und die Zeit im Gefängnis hatte große Spuren hinterlassen. Sein ovales Gesicht war länglich geworden, sein lachender Mund hatte harte Züge angenommen. Durch die lange Zeit ohne Tageslicht, hatte seine Gesichtshaut die matte Farbe angenommen, die bei adeligen Männern chic war.
Sein bester Freund, sollte er noch einen haben, würde ihn nicht mehr erkennen. Er erkannte sich selbst nicht mehr. Als er sich noch neu eingekleidet hatte, trat er als schöner junger Mann aus dem Schneidergeschäft wieder ins Tageslicht.
Er beschloss weiterhin bei den Schmugglern zu bleiben. Wenn er etwas im Kastell gelernt hatte, war es, zu warten. So heuerte er für drei Monate auf der "Amalie", dem Schmugglerschiff an. Eines Morgens stand er an die Schiffswand gelehnt und betrachtete mit erregtem Ausdruck eine Ansammlung von Granitfelsen. Sie wurden von der Sonne mit Gold übergossen und von den Wellen umspült. Es war die Insel Monte Christo. Edmond wäre am liebsten ins Meer gesprungen und hinübergeschwommen. Aber ohne Werkzeug, ohne Waffen? Er musste warten.
Eines Abends, als sie wieder in Livorno vertäut waren, nahm ihn sein Kapitän in einer Taverne beiseite und raunte ihm zu: "Pass auf, es geht um eine wirklich große Sache. Da ist ein türkisches Schiff, das mit Teppichen und Stoffen beladen ist. Wir müssen unbedingt ein neutrales Gebiet finden, wo wir die Ware austauschen können, um sie danach an die französische Küste zu bringen. Ich dachte an die Insel Monte Christo. Was hältst du davon?"
Edmond bebte vor Freude: "Vortrefflich", erwiderte er. "Dort sind wir sicher. Handeln wir rasch!" Schon am folgenden Abend liefen sie aus.