Wie schon erwähnt, hatte der schwarze Ritter den Turnierplatz gleich verlassen. Sein Weg führte ihn auf wenig genutzten Pfaden in Richtung Norden. Als es dunkel wurde, erreichte er eine Lichtung, auf der sich eine Lehmhütte befand. Dicht daneben floss Wasser aus einer Quelle und daneben befanden sich die Ruinen einer winzigen Kapelle.
Der Ritter stieg von seinem Pferd und klopfte an die Hüttentür.
"Reitet weiter, wer Ihr auch seid!", drang es nach einer längeren Pause heraus. "Stört mich nicht bei meiner Abendandacht."
"Ehrwürdiger Vater, ich bitte um Eure Gastfreundschaft. Ich habe mich verirrt und bin hungrig."
Die Stimme in der Hütte erklärte, dass er selbst nichts besäße, was er teilen könne und drängte den Ritter abermals zum Weiterreiten. Doch der ließ nicht locker. Nach längerem Hin und Her, öffnete sich die Tür und ein großer Mann von kräftiger Statur und einer Fackel in der Hand erschien. Zwei große, zottige Hunde standen bereit und knurrten den Ritter an.
Der schaute sich um, und fand tatsächlich nichts in der Hütte als ein Lager aus Blättern, einen Holztisch und zwei Stühle.
"Eure Armut, sollte Euch doch vor Dieben schützen. Dazu habt Ihr noch diese tüchtigen Hunde", meinte der schwarze Ritter an den Geistlichen gerichtet.
"Der Förster dieses Waldes hat mir erlaubt die Hunde zu meinem Schutz zu halten."
Die beiden musterten sich eine Weile und stellten fest, dass sie selten einen kräftigeren, athletischeren Mann gesehen hatten als ihr Gegenüber.
Der Eremit bot dem Ritter einen der beiden Stühle an und stellte ihm getrocknete Erbsen auf den Tisch. Der zog seinen Helm ab und es erschien lockiges blondes Haar. Nun zog auch der Einsiedler seine Kapuze ab und zeigte das Haupt eines Mannes im mittleren Alter. Seine Tonsur war von schwarzen Locken umgeben. Das Gesicht ließ weder mönchische Strenge noch Askese erkennen.
Überhaupt deutete seine ganze Erscheinung eher auf den Genuss von Rehkeulen und Braten, als auf getrocknete Erbsen hin.
Die Männer kamen ins Gespräch und der Ritter erfuhr, dass sein Gegenüber der heilige Mönch von Copmanhurst genannt wurde. Er erklärte, dass man ihn den schwarzen Ritter nannte.
Nach einer Weile sagte der Mönch: "Ich sehe, dass Euch meine Kost nicht sonderlich schmeckt. Da fällt mir gerade ein, dass mir der Förster nicht nur die Hunde, sondern auch ein paar Lebensmittel da gelassen hat. Ich hatte sie schon ganz vergessen."
Der Eremit öffnete eine versteckte Tür und brachte eine Zinnschüssel mit einer Pastete auf den Tisch. Der schwarze Ritter bat den Mönch das Essen mit ihm zu teilen und so langten beide kräftig zu. Als der Einsiedler dann auch noch einen guten Tropfen Wein aus seiner geheimen Kammer hervorholte, versprach es ein gemütlicher Abend zu werden.
Nachdem sie ihr Mahl beendet hatten, stand der Mönch auf und holte eine alte Harfe aus einer zweiten Kammer. Der Ritter bat, sie stimmen zu dürfen. Als er das Instrument in Ordnung gebracht hatte, fragte er, was der Mönch gerne hören würde.
"Eine Ballade, ein echtes sächsisches Lied! Ich bin ein schlichter Sachse und in meiner einfachen Hütte sollen nur Sachsenlieder gesungen werden!"
Es zeigte sich, dass der Ritter zwar kein vollendeter Sänger war, sich aber auf den Vortrag von Liedern ausgezeichnet verstand. Der Mönch lauschte mit halb geschlossenen Augen und ließ seine Hände im Takt mitschwingen.
Ein Lied folgte dem nächsten und die Weinbecher leerten sich ebenso gleichmäßig. Plötzlich wurde das fröhliche Gelage durch ein lautes Pochen an der Tür unterbrochen.