Das Zimmer des Pilgers lag zwischen dem des Juden und dem des Schweinehirten. Oswald hätte ihm ein Besseres zugewiesen, wenn der Pilger den Bediensteten etwas über Palästina und Ritter Ivanhoe erzählt hätte. Aber der lehnte ab, mit dem Hinweis, er habe ein Gelübde abgelegt, dass es ihm verbiete darüber zu reden.
Bevor er sein Lager erreicht hatte, wurde er von einer Dienerin Lady Rowenas aufgehalten, die ihn zu ihrer Herrin bringen sollte. Der Pilger war erstaunt, hielt es aber für unpassend abzulehnen und folgte ihr.
Lady Rowena saß auf einem erhöhten Sessel und ließ sich die Haare für die Nacht vorbereiten. Sie forderte ihre Bediensteten auf, sie mit dem Mann alleine zu lassen. Bis auf Elgitha zogen sich alle in eine Ecke des Gemaches zurück.
"Pilger", begann sie, "Ihr habt vorhin den Namen Ivanhoe erwähnt. Könnt Ihr mir sagen, wie es dem edlen Ritter geht?"
"Leider weiß ich wenig von ihm. Mir ist zu Ohren gekommen, dass er seinen Verfolgern entkommen sei und auf dem Weg zurück nach England ist."
"Hab Dank, für die Nachrichten über den Gefährten meiner Jugend", sie gab ihm ein Goldstück und reichte ihm einen Trunk. Dann wurde er in sein Zimmer gebracht.
Er löschte die Fackel, warf sich auf sein Bett und schlief, bis ihn am nächsten Morgen die ersten Sonnenstrahlen weckten. Rasch sprang er auf, betete und trat leise in die Kammer des Juden Isaak. Der Jude lag in unruhigem Schlaf und stöhnte immer wieder qualvoll auf.
Der Pilger weckte ihn mit seinem Pilgerstab. Der Alte fuhr entsetzt in die Höhe, riss seine Sachen an sich und starrte den Pilger angsterfüllt an.
"Ihr habt nichts von mir zu befürchten, Isaak. Aber Ihr müsst das Haus schnell verlassen, sonst wird es für Euch gefährlich. Ich habe gehört, wie der Tempelritter seinen türkischen Sklaven den Befehl gab Euch bei Eurer Abreise aufzulauern und auf das Schloß von Philip de Malvoisin zu bringen."
Isaak erschrak zu Tode und er fiel vor dem Pilger auf die Füße.
"Steht auf, Isaak. Ich werde Euch einen Weg zeigen, und Euch begleiten, bis Ihr sicher seid."
Er ging in die Kammer des Schweinehirten und hieß ihn die Hinterpforte zu öffnen. Als Gurth sich weigerte, beugte er sich zu dem Schweinehirten hinunter und flüsterte ihm etwas in Ohr. Eilig gehorchte Gurth. Und als die beiden auf frischen Maultieren saßen, küßte Gurth ehrfürchtig die Hand des Pilgers.
Der unwegsame Pfad brachte sie in zwei Stunden an die Stadtmauern von Sheffield. Dort verabschiedete sich der Pilger. Isaak hielt ihn zurück und nannte ihm einen Namen.
"Geht in Leicester zu meinem Vetter Kirjath Jairam. Er wird Euch helfen Eure Pilgerkutte gegen ein Pferd und eine Rüstung einzutauschen. Das ist es doch, was Ihr Euch wünscht, nicht wahr?"
"Wer hat Euch das gesagt?"
"Unter der Pilgerkutte konnte ich ein paar goldene Sporen und eine Ritterkette erkennen", lächelte Isaak wissend. "Ist das Turnier vorüber, gebt Ihr meinem Vetter alles wieder zurück."
Der Pilger dankte dem Juden und sie schlugen verschiedene Wege zur Stadt ein.