Dieser vornehmen Besucher unerachtet wohnte Meister Abraham doch in einem kleinen hochgelegenen Stübchen, so daß ich meine ersten Promenaden sehr bequem durchs Fenster aufs Dach und auf den Hausboden machen konnte. —
Ja, es ist nicht anders, auf einem Boden muß ich geboren sein! — Was Keller, was Holzstall — ich entscheide mich für den Boden! — Klima, Vaterland, Sitten, Gebräuche, wie unauslöschlich ist ihr Eindruck, ja, wie sind sie es nur, die des Weltbürgers äußere und innere Gestaltung bewirken! — Woher kommt in mein Inneres dieser Höhesinn, dieser unwiderstehliche Trieb zum Erhabenen? Woher diese wunderbar seltene Fertigkeit im Klettern, diese beneidenswerte Kunst der gewagtesten genialsten Sprünge? — Ha! es erfüllt eine süße Wehmut meine Brust! — Die Sehnsucht nach dem heimatlichen Boden regt sich mächtig! — Dir weihe ich diese Zähren, o schönes Vaterland! dir dies wehmütig jauchzende Miau! — Dich ehren diese Sprünge, diese Sätze, es ist Tugend darin und patriotischer Mut! — Du, o Boden! spendest mir in freigebiger Fülle manch Mäuslein, und nebenher kann man manche Wurst, manche Speckseite aus dem Schornstein erwischen, ja wohl manchen Sperling haschen, und sogar hin und wieder ein Täublein erlauern. „Gewaltig ist die Liebe zu dir, o Vaterland!“ —
Doch ich muß, rücksichts meiner —
(Mak. Bl.) — — und erinnern Sie sich, gnädigster Herr! denn nicht des großen Sturms, der dem Advokaten, als er zur Nachtzeit über den Pontneuf wandelte, den Hut vom Kopfe herunter in die Seine warf? — Ähnliches steht im Rabelais, doch war es eigentlich nicht der Sturm, der dem Advokaten den Hut raubte, den er, indem er den Mantel dem Spiel der Lüfte preisgab, mit der Hand fest auf den Kopf gedrückt hielt, sondern ein Grenadier riß, mit dem lauten Ausruf: es weht ein großer Wind, mein Herr, vorüberlaufend, schnell den feinen Kastor dem Advokaten unter der Hand von der Perücke, und nicht dieser Kastor war es, der in die Wellen der Seine hinabgeschleudert wurde, sondern des Soldaten eignen schnöden Filz führte wirklich der Sturmwind in den feuchten Tod. Sie wissen nun, gnädigster Herr, daß in dem Augenblick, als der Advokat ganz verblüfft da stand, ein zweiter Soldat mit demselben Ausruf: Es weht ein großer Wind, mein Herr! vorüberrennend, den Mantel des Advokaten beim 18Kragen packte und ihn ihm herabriß von den Schultern, und daß gleich darauf ein dritter Soldat, mit demselben Ausruf: Es weht ein großer Wind, mein Herr! vorbeilaufend, ihm das spanische Rohr mit dem goldnen Knopf aus den Händen wand. Der Advokat schrie aus allen Kräften, warf dem letzten Spitzbuben die Perücke nach und ging dann barhäuptig ohne Mantel und Stock hin, um das merkwürdigste aller Testamente aufzunehmen, um das seltsamste aller Abenteuer zu erfahren. Sie wissen das alles, gnädigster Herr!