Jährlich werden weltweit bis zu 800.000 Menschen in andere Staaten verschleppt. Die UN plant den Kampf gegen Menschenhandel, aber die Umsetzung ist schwierig. Deshalb soll ein Tag gegen Menschenhandel eingeführt werden.
Seit einigen Jahren haben sich schon mehr als 100 Staaten in einem UN-Protokoll verpflichtet, dem Menschenhandel vorzubeugen, ihn zu verfolgen und zu bestrafen. Sie wollen den Opfern helfen und dabei weltweit zusammenarbeiten. Vor allem die Hintermänner sollen gefunden und bestraft werden.
Was fehlt, ist eine rechtliche Grundlage im jeweiligen Land. Nur in wenigen Ländern gibt es ein eigenes Gesetz gegen Menschenhandel. "Viele Länder unterschreiben das internationale Abkommen, aber dann sagen sie: Nun, hier geht es um Prostitution und Prostitution ist so alt wie die Menschheit, also warum sollen wir uns einmischen", kritisiert Antonio Maria Costa, Direktor der UN-Behörde für Drogen- und Verbrechensbekämpfung in Wien.
Zum Menschenhandel gehören aber neben sexueller Ausbeutung auch andere Verbrechen. Opfer werden auch Männer, die unter unmenschlichen Bedingungen in fremden Ländern arbeiten müssen. Jungen werden als Kindersoldaten missbraucht, kleine Mädchen werden als billige Hausangestellte verkauft, weil ihre Eltern sie nicht ernähren können – in Südostasien genauso wie im reichen Europa und in den USA. Das Problem des Menschenhandels ist vielschichtig.
Die Einrichtung eines europäischen Tages gegen den Menschenhandel sei ein wichtiger Schritt, meint Costa. Die EU bewegt sich – wenn auch sehr langsam, weil sie die Zustimmung ihrer Mitglieder braucht. Ziel ist, dass das UN-Protokoll gegen Menschenhandel in mehr europäischen Ländern umgesetzt wird. Dabei geht es auch darum, den Opfern zu helfen – und sie nicht in ihr Heimatland abzuschieben, erklärt Costa.
GLOSSAR
verschleppen – jemanden mit Gewalt an einen anderen Ort bringen
Menschenhandel, der – eine Form des organisierten Verbrechens, bei der Menschen in andere Länder verkauft und dort zur Arbeit oder Prostitution gezwungen werden
Umsetzung, die – die Verwirklichung, Realisierung eines Plans
einer Sache vorbeugen – etwas rechtzeitig verhindern
verfolgen – hier: einen Kriminellen suchen
Hintermann, der – jemand, der Verbrechen organisiert und nicht bekannt ist
Abkommen, das – der Vertrag; die Vereinbarung
Prostitution, die – sexueller Kontakt gegen Geld
sich einmischen – ungefragt handeln oder eine Meinung äußern
Ausbeutung, die – die Ausnutzung von schwächeren Menschen
Kindersoldat, der – ein Kind, das in einem Krieg kämpfen muss
missbrauchen – einen schwächeren Menschen ausnutzen (oft mit Gewalt)
Hausangestellte, der/die – jemand, der bei fremden Menschen die Hausarbeit macht
abschieben – ins Heimatland zurückschicken