Am 24. Februar 1938 stellte das US-Unternehmen DuPont die ersten Zahnbürsten mit Nylonborsten her. Das war nicht nur hygienisch, sondern ermöglichte auch billige Massenproduktion. Mittlerweile sind auch die Griffe aus Kunststoff. Alte Zahnbürste wandern in den Müll – und werden zum nicht verrottenden Müll. Autorin: Yvonne Maier
Es klingt natürlich, dieses Material. Es besteht nämlich aus nichts anderem, als Kohle, Wasser und Luft. Der Fachbegriff klingt schon anders: Poly-hexa-methylen-adipin-säure-amid - kurz Nylon. Eine künstlich hergestellte Faser. Die erste künstlich hergestellte Faser der Welt, um genau zu sein. Im Jahr 1935 entwickelt, 1937 patentiert - und am 24.2.1938 gab es auch schon das erste Produkt zu kaufen. Nein, keine Nylonstrümpfe, die kamen erst später. Sondern: Zahnbürsten.
"Miracle-Tuft" für die Zähne
Das US-amerikanische Unternehmen DuPont hatte den richtigen Riecher - die Nylonborsten waren einfach hygienischer und geschmacksneutraler als die Borsten aus Tierhaar, Schwein zum Beispiel. Und billiger war Nylon allemal. "Miracle-Tuft" - "Büschel-Wunder" nannte DuPont das moderne Hygieneprodukt und es verkaufte sich hervorragend. Mehrere andere Hersteller zogen bald nach und als in den 1950er Jahren die Borsten auch noch weicher und an der Spitze abgerundet wurden, blutete das Zahnfleisch auch nicht mehr beim Zähneputzen.
Und dann zeigte das Nylon noch eine weitere Facette: Es konnte auch den Holzgriff der Zahnbürsten ersetzen - ein Vollkunststoff-Produkt war entstanden. Und so hängen und liegen die Zahnbürsten auch heute noch in unseren Drogerieregalen. In allen Farben und Formen, sehr hart, hart, mittel und weich, kleiner Bürstenkopf, Massagebürstenkopf, großer Bürstenkopf. Für elektrische Zahnbürsten oder für die Hand - es ist für jeden und jede etwas dabei.
Und alle sechs Wochen austauschen nicht vergessen. Raus aus dem Mund, rein in den Müll, alles sauber und hygienisch.
Zahnbürsten für die Ewigkeit
Nicht ganz. Denn Zahnbürsten aus Vollkunststoff sind für die Ewigkeit. Sie verrotten nicht, wie die alten Holzzahnbürsten mit Schweineborsten. Und wie viele von ihnen sich als Müll an einsamen Stränden angesammelt haben, lässt sich herauskriegen. Ziemlich aufwändig zwar, aber es geht. Man muss nur auf den 27 Kokos-Inseln westlich von Australien zehn Zentimeter Sand abtragen, sieben und das Plastik sortieren.
Forscherinnen und Forscher haben das vor ein paar Jahren gemacht. Und sage und schreibe 373.000 gebrauchte Zahnbürsten im Sand gefunden. Zum Vergleich: Das sind so viele Zahnbürsten, wie die ganze Bevölkerung der Inselgruppe selbst in rund 4.000 Jahren verbrauchen würde. Und das sind nur die Zahnbürsten, die innerhalb von zwei Wochen an 25 Strandabschnitten gefunden wurden. Auf der ganzen Welt gibt es 2.000 derartige einsame Inseln in den Ozeanen, dort sieht es wahrscheinlich ganz ähnlich aus. Die praktischen, hygienischen und billigen Zahnbürsten mit Nylonborsten sind nicht ganz 100 Jahre später zu einem massiven Umweltproblem geworden.