Wilhelmine, die Markgräfin von Bayreuth und Schwester Friedrichs des Großen, war eine bedeutende Kunstmäzenin und Bauherrin. Der Wiederaufbau des alten Stadtschlosses nach einem Brand stellte sie vor große Herausforderungen. Die ging sie mit so viel Elan an, sodass manche munkelten, sie habe das Feuer selber gelegt. Autorin: Brigitte Kohn
Wer glaubt, ein Prinzessinnenleben sei irgendwie märchenhaft, der soll mal die Memoiren von Wilhelmine, Markgräfin von Bayreuth, lesen. Die kam 1709 als erstes Kind des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. zur Welt. Wilhelmines intime Schilderung des Berliner Hoflebens liest sich heute noch spannend. Es war eine Intrigenhölle.
Alles andere als Glitzer
Intelligent und musisch begabt wie ihr geliebter jüngerer Bruder, der Thronfolger und spätere König Friedrich der Große, litt auch Wilhelmine unter der harten Erziehung des Vaters. Als der gepeinigte Kronprinz zu fliehen beschloss, half sie ihm bei den Vorbereitungen. Das Unternehmen ging schief, der König tobte, setzte den Sohn gefangen und verdonnerte die "Kanaille von einer Tochter" zu einer Ehe mit dem Markgrafen von Bayreuth. Im Falle einer Weigerung drohte er mit Festungshaft in Spandau. Wilhelmine heiratete also und zog nach Bayreuth, dessen Hof ihr wie ein Bauernhof vorkam. Mit Adeligen, die verlauste Perücken trugen, am liebsten über Rinderzucht redeten und sich häufig einen Vollrausch antranken.
Na bravo!
Doch in einem Punkt hatte das Schicksal sich gnädig gezeigt. Markgraf Friedrich III., ihr Gatte, hatte Interesse an Kunst und Kultur. Die beiden passten zusammen und lernten sich lieben. Wilhelmine wurde eine bedeutende Kunstmäzenin, Bauherrin und Opernintendantin. Das Markgräfliche Opernhaus, dessen Bau sie initiierte, gehört heute zum Weltkulturerbe, und ohne dieses barocke Juwel gäbe es wohl die Bayreuther Festspiele nicht.
Als aber der Markgraf sich neu verliebte, ausgerechnet in eine Hofdame, die engste Vertraute seiner Frau, verdunkelte sich der Ehehimmel. Wilhelmine flüchtete sich in rauschende Feste, die die Staatskasse stärker belasteten, als der Bevölkerung recht sein konnte. Die Bayreuther mochten Wilhelmine nicht. Der standesbewussten Markgräfin war das egal.
Doch am 26. Januar 1753 bekam sie es bitter zu spüren. Im Hochfürstlichen Residenzschloss brach eine Feuersbrunst aus. Wilhelmine, die krank im Bett lag, konnte in letzter Minute gerettet werden. Die Bevölkerung sah den Flammen aus sicherer Entfernung zu und rührte keinen Finger. Gerüchte machten die Runde, Wilhelmine habe den Brand selbst gelegt, um den alten Kasten endlich loszuwerden.
Das stimmte nicht. Trotzdem, der Wiederaufbau machte Wilhelmine natürlich Freude. Sie habe sich das Vergnügen gemacht, den Plan ihres Palastes selbst zu entwerfen, schrieb sie an ihren Bruder Friedrich den Großen. Das muss man nicht wörtlich nehmen, doch die Privaträume der Markgräfin tragen sehr deutlich ihre Handschrift. Sehr ungewöhnlich ist das Spiegelkabinett ausgefallen. Seine Wände sind mit unregelmäßig geschnittenen Spiegelscheiben verziert, die dem gesamten Raum die Atmosphäre des Ruinösen geben.