Große Welt im kleinen Yu- Garten
Der Garten Yuyuan befindet sich im Nordosten der südlichen Altstadt Shanghais und grenzt im Westen an den berühmten Tempel der Stadtgötter Chenghuangmiao. Er gehörte ursprünglich Pan Yunduan, einem Mandarin in der Ming-Dynastie, der im Jahr 1559 mit dem Bau begonnen hatte. Er wollte den Garten für seine Eltern bauen, mit dem Wunsch, dass sie gesund bleiben und sich ihres Lebensabends erfreuen. Nach der Gründung der Volksrepublik China hat die Regierung den Garten in großem Ausmaß restaurieren lassen. Seit 1961 ist er offiziell für die Öffentlichkeit zugänglich.
Geht man im Yuyuan- Garten spazieren, weiß man, warum er als außergewöhnlich schöner Garten in Südostchina bezeichnet wird. Auf einer Fläche von zirka 20.000 Quadratmetern sind verschiedene Bauwerke, Felsskulpturen, Pavillons, Brücken und Pflanzen zu sehen. Obwohl sich der Garten im belebten Stadtzentrum befindet, ist es hier äußerst ruhig und man kann, wie abgeschieden von der Außenwelt, gut entspannen.
Drei Bauwerke innerhalb des Yuyuan- Gartens sind besonders hervorzuheben. Dabei handelt es sich um Sansuitang, Huijinglou und Dianchuntang. Sansuitang und Huijinglou ragen nebeneinander an dem zentralen See des Gartens empor. Sansuitang ist das höchste und größte Bauwerk innerhalb des Gartens. Ursprünglich diente es als Empfangsraum des Gartenbesitzers. Später ist es zu einem öffentlichen Salon geworden, wo Literaten und Adlige wichtige Ereignisse feierten und die kaiserlichen Edikte vorlasen. Der Bau neben ihm, Huijinglou, liegt exakt in der Mitte des Gartens. Von da aus kann man das Panorama des Gartens genießen. In dem Gebäude Dianchuntang kann man zudem Spuren, die die lange Geschichte des Gartens hinterlassen hat, finden. Im Jahr 1853 befand sich in Dianchuntang der Stab der geheimen Aufstandsorganisation Xiaodaohui. Heute sind dort Waffen, selbst gegossene Münzen und veröffentlichte Mitteilungen dieser Organisation zu sehen.
Ein wichtiger Schatz im Yuyuan- Garten ist der große künstliche Berg Dajiashan, ein Meisterwerk eines renommierten Gärtners der Ming-Dynastie. Er ist zirka zehn Meter hoch und setzt sich aus rund 2000 Tonnen speziellen Steinen zusammen. Der Reiseleiter erklärt uns die Idee des Gartenentwurfes:
,,Die Gärten Südchinas sind etwas anders als die in Nordchina. Sie sind meist kleiner, wegen der geographischen Lage. Aber gleichzeitig sind sie universal. In den südchinesischen Gärten wird großer Wert auf die künstlerische Gestaltung gelegt. Die Konstrukteure dieser Gärten möchten bewirken, dass sich die Gäste bei einem Besuch ihrer Phantasie hingeben. "
Am auffälligsten in dem Garten ist die mit vier fliegenden Drachen geschmückte weiße Mauer. Auf Chinesisch heißt sie Longqiang. Im alten China war der Drachen ein Symbol für die feudalen Kaiser und daher nicht vom Volk als Hausdekoration zu verwenden. Die Drachenmauer Longqiang jedoch wurde erst Ende der Qing- Dynastie gebaut, sodass diese ,,Drachen" nicht wie sonst fünf, sondern lediglich drei Krallen haben. So wurde das kaiserliche Symbol vermieden.
Gehen Sie in dem Garten spazieren, werden Sie feststellen, dass, bei jedem Schritt, aus jedem Winkel, ein neues lebhaftes Bild auftaucht. So besteht die Besonderheit des Gartens in seinem kleinen, aber universalen Wesen sowie seiner Vielfältigkeit, die jedoch nicht ohne Ordnung einhergeht. Obwohl der Garten Yuyuan viel kleiner als der Sommerpalast ist, ist er in seinem feinen, detaillierten Design dem Sommerpalast zweifelsohne überlegen. Darüber hinaus ist Wasser ein entscheidender Faktor in den Gärten Südchinas. Der kleine Fluss schlängelt sich entlang der künstlerisch verteilten Pavillons, Felsen und Bäume. Die lebendigen roten Karpfen zeugen von besonderer Energie des grünen Wassers. Unsere Mitreisende Lydia Englberger sagt uns begeistert nach dem Besuch:
,,Ich finde den Garten sehr schön. Die ganzen kleinen Gebäude, die kleinen Häuschen, und dann der Fluss, der sich durchschlängelt mit den kleinen Brücken, wo man sehr viele schöne Plätze zum Fotos machen hat. Es sind auch sehr viele Pflanzen drin. Das gefällt mir wirklich sehr gut. Ansonsten ist Shanghai eher moderner mit den ganzen hohen Gebäuden, Hochhäusern, vor allem in Puxi. Und hier, man erwartete echt nicht, dass Shanghai auch solche Plätze hat. Es ist hier ziemlich nah an der Altstadt, glaube ich. Alles ist ziemlich schön hier, ein bisschen enger. Es gibt diese kleinen Gässchen zum Durchlaufen und es können keine Autos fahren. Ja, es gefällt mir sehr gut."
Und wenn Sie, liebe Hörer, nach der Gartenbesichtigung ein wenig Hunger verspüren, können Sie in der näheren Umgebung typische Shanghaier Spezialitäten sowie verschiedene Imbisse aus ganz China probieren.