Ich muss ja sagen, dass ich mit diesem Computerwesen nie viel
anfangen konnte. Ich habe das am Rande mitbekommen, was der
Zuse da zusammengeschraubt hat, ich glaube, aus irgendeinem
Ministerium wurde es wohl auch gefördert, aber das war alles in allem
mehr so eine Sache für professorale Brillenträger. Für die Front zu
unhandlich, ich hätte diesen Zuse mit seinem schrankförmigen
Elektronengehirn nicht durch die Pripjetsümpfe waten sehen mögen.
Oder im Fallschirmjägereinsatz auf Kreta, der Mann wäre
heruntergekommen wie ein Stein, man hätte ihm einen eigenen
Lastensegler mitgeben müssen, und wofür das Ganze? Das war ja im
Grunde alles besseres Kopfrechnen, man kann gegen Schacht sagen,
was man will, aber das, was dieser Apparat von Zuse da leistete, das
hätte Schacht nach 72 Stunden unter Feindfeuer im Halbschlaf
zusammengerechnet, während er sich nebenher ein Kommissbrot
schmiert. Insofern habe ich mich auch zunächst gesträubt, als das
Fräulein Krömeier mich an diesen Bildschirm schob.
»Ich muss diese Gerätschaften nicht kennen«, habe ich gesagt, »die
Sekretärin hier sind doch Sie!«
»Deshalb setzen Se sich jetze da hin, meen Führa«, sagte daraufhin
Fräulein Krömeier, ich erinnere mich noch, als sei es gestern
gewesen, »weil sonst heeßt et nachher nur ›Helfen Se ma hia‹ und
›Helfen Se ma da!‹, und zu meener eijentlichen Arbeit komm ick denn
jar nüscht mehr.«
Diesen Ton schätze ich an und für sich nicht, aber die beinahe
ruppige Art erinnerte mich sehr daran, wie mir damals der Adolf Müller
das Autofahren beigebracht hat. Das war kurz nachdem einem
Chauffeur von mir unter der Fahrt mal ein Rad abgefallen ist, da ist
der Müller mit mir, ich muss schon sagen, scharf ins Gericht
gegangen, auch wenn es ihm dabei wohl weniger um die nationale
Sache gegangen ist, als dass er Angst gehabt hat, wenn ich mir den
Hals breche, dass er dann den Druckauftrag für den »Völkischen
Beobachter« verliert, der Müller war ja kein Fahrlehrer, der war ja vor
allem immer auch Geschäftsmann. Obwohl, vielleicht tue ich ihm
unrecht, wie ich jetzt erfahren habe, hat er sich offenbar kurz nach
Kriegsende erschossen, und mit einem Suizid verdient man ja letzten
Endes nichts. Jedenfalls hat er mich daraufhin mitgenommen in
seinem Wagen, damit ich mal sehe, wie man richtig zu fahren hat,
oder in meinem Fall, worauf man bei einem Chauffeur achten muss.
Das war eine ungemein wertvolle Stunde, so viel wie von diesem
Müller habe ich von manchem Professor in Jahren nicht gelernt. Wie
ich überhaupt hier einmal betonen möchte, dass ich mir sehr wohl von
anderen Leuten auch etwas sagen lasse, jedenfalls wenn es sich
dabei nicht gerade um diese althergebrachten Kretins aus dem
Generalstab handelt. Autofahren, das können sicher manche Leute
besser als ich, aber ob man nun eine Frontlinie begradigt oder wie
lange man in einem Kessel Widerstand leistet, das entscheide immer
noch ich und nicht irgendein Herr Paulus, der gerade kalte Füße
kriegt.