Es gibt für eine junge Bewegung nichts Gefährlicheres als den
raschen Erfolg. Man hat seine ersten Schritte getan, man hat hier
einige Anhänger gewonnen, dort eine Rede gehalten, vielleicht schon
den Anschluss Österreichs vorgenommen oder des Sudetenlands,
und nur zu leicht wähnt man sich bereits an einer Art Zwischenetappe,
von der aus sich der Endsieg dann wesentlich einfacher erreichen
ließe. Und tatsächlich hatte ich in recht kurzer Zeit einige erstaunliche
Dinge erreicht, die die Wahl des Schicksals bestätigten. Was hatte ich
1919, 1920 noch kämpfen müssen, ringen, was hatte mir damals der
Sturm der Medien in das Antlitz geblasen, der Geifer der bürgerlichen
Parteien, was hatte ich mühsam Lage um Lage des jüdischen
Lügengewirks zerfetzt, nur um mich hernach abermals noch klebriger
umsponnen zu sehen aus den Drüsen jenes Ungeziefers, alldieweil
der Gegner in hundertfacher, tausendfacher Übermacht sein immer
neues und immer widerwärtigeres Gift versprühte – und hier, in dieser
neuen Zeit, hatte ich schon nach ein paar Tagen den Zugang zum
Rundfunk gefunden, der zudem vom politischen Gegner vollkommen
vernachlässigt wurde. Es war zu schön, um wahr zu sein: In den
letzten sechzig Jahren hatte der Gegner in Angelegenheiten der
Kommunikation mit der Bevölkerung rein gar nichts gelernt.
Was hätte ich an deren Stelle Filme drehen lassen! Romanzen in
fernen Ländern an Bord großer »Kraft durch Freude«-Schiffe, die
durch die Südsee kreuzen oder entlang der gewaltigen Fjorde
Norwegens, Erzählungen von jungen Wehrmachtssoldaten, die mutig
Erstbesteigungen gewaltiger Felsmassive durchführen, um am Fuße
einer Wand in den Armen ihrer großen Liebe zu sterben, einer BDMGruppenführerin,
die dann erschüttert, aber gestählt ihr Leben der
NS-Frauenpolitik widmet. Sie trägt im Leibe bereits den tapferen
Spross ihres toten Geliebten, da mag man dann sogar so was wie
Ehelosigkeit durchgehen lassen, denn wo die Stimme des reinen
Blutes ihr Wort erhebt, muss auch ein Himmler verstummen.
Jedenfalls gehen ihr seine letzten Worte nicht aus dem Sinn, während
sie in der Dämmerung ins Tal schreitet, beeindruckt sehen ihr einige
Milchkühe hinterher, der Himmel wird langsam überblendet von einer
kraftvollen Hakenkreuzfahne. Das wären Filme, ich schwöre, am Tage
darauf gehen bei jeder Geschäftsstelle des Frauenbundes die
Aufnahmeformulare aus.
Sie sollte Hedda heißen.