Die Art, wie jene in Gold und Silber getriebene Kunstwerke aufgestellt sind, ist auch zu bewundern und trägt sehr dazu bei, dieselben sowohl in ihrer Pracht mit einem Blick zu überschauen, als auch ein jedes einzelne bequem zu betrachten. Es ist eine Wand von schwarzem Ebenholz mit tiefen Kassetten, in der Mitte der Wand eine große, in welcher das Hauptstück steht, auf beiden Seiten kleinere, in denen die anderen Kunstwerke als Humpen, Becher usw. usw. stehen. An jeder Kassette hebt sich durch den Druck einer Feder der Boden heraus und läßt das Kunstwerk von allen Seiten sehen.
Noch eines Bechers gedenke ich von Bronze, eine echte Antike, wie man behauptet: und man muß es wohl glauben, weil er so einfach ist und doch so majestätisch. Ein Jüngling: wahrscheinlich Ganymed, sitzt nachlässig auf einem Stein, der Adler auf der Erde zwischen seinen Knien breitet beide Flügel aus, als wolle er ihn damit schlagen, und legt den ausgestreckten Kopf auf des Jünglings Brust, der auf den Adler herabsieht, während er die Arme emporhebt und mit beiden Händen ein herrliches Trinkgefäß hält, was den Becher bildet. Kann man sich was Schöneres denken? – Nein! Der wilde Adler, der ganz leidenschaftlich den ruhigen Jüngling gleichsam anfällt und doch an ihm ausruht, und jener, der so spielend den Becher emporhebt, ist gar zu schön, und ich hab' allerlei dabei gedacht. Eine andre Wand will ich Ihr noch beschreiben und dann zu Bette gehn, denn ich bin müde; stell' Sie sich ein goldnes Honigwaben vor, aus dem die ganze Wand besteht, lauter achteckige goldne Zellen, in jeder ein andrer Heiliger, zierlich, ja wahrhaft reizend in Holz geschnitzt mit schönen Kleidern angetan, in bunter Farbe gemalt; in der Mitte, wo die Zelle für den Bienenweisel ist, da ist Christus, auf beiden Seiten die vier Evangelisten, dann rund umher die Apostel, dann die Erzväter, endlich die Märtyrer, zuletzt die Einsiedler. Diese Wand habe ich in Oberwesel als Hauptaltar in der Kirche aufgestellt gesehen; es ist keine Figur, die man nicht gleich als schönes naives, in seiner Art eigentümliches Bild abmalen könnte. Adieu, Frau Rat, ich muß abbrechen, sonst könnte der Tag herankommen über meinem Extemporieren.