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Briefwechsel mit Goethes Mutter:Frankfurt, am 25. Mai.

时间:2025-01-22来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Mai
Ei Mädchen, Du bist ja ganz toll, was bild'st Du Dir ein? – Ei, wer ist denn Dein Schatz, der an Dich denken soll bei Nacht im Mondschein? – Meinst Du, der hätt' nichts Bessers zu tun? – Ja proste Mahlzeit.
 
Ich sag' Dir noch einmal: alles in der Ordnung, und schreib ordentliche Briefe, in denen was zu lesen steht. – Dummes Zeug nach Weimar schreiben; – schreib, was Euch begegnet, alles ordentlich hintereinander. Erst wer da ist, und wie Dir jeder gefällt, und was jeder an hat, und ob die Sonne scheint oder ob's regnet, das gehört auch zur Sach'. Mein Sohn hat mir's wieder geschrieben, ich soll Dir sagen, daß Du ihm schreibst. Schreib ihm aber ordentlich, Du wirst Dir sonst das ganze Spiel verderben.
 
Am Freitag war ich im Konzert, da wurde Violoncell gespielt, da dacht' ich an Dich, es klang so recht wie Deine braunen Augen. Adieu, Mädchen, Du fehlst überall Deiner Frau Rat.
 
*
 
Frau Rat! Ich will Ihr gern den Gefallen tun und einmal einen recht langen deutlichen Brief schreiben, meinen ganzen Lebensaufenthalt in Winckel.
 
Erst ein ganzes Haus voll Frauen, kein einziger Mann, nicht einmal ein Bedienter. Alle Läden im Haus' sind zu, damit uns die Sonne nicht wie unreife Weinstöcke behandelt und garkocht. Das Stockwerk, in dem wir wohnen, besteht aus einem großen Saal, an das lauter kleine Kabinette stoßen, die auf den Rhein sehen, in deren jedem ein Pärchen von unserer Gesellschaft wohnt. Die liebe Marie mit den blonden Haaren ist Hausfrau und läßt für uns backen und sieden. Morgens kommen wir alle aus unseren Gemächern im Saal zusammen. Es ist ein besondres Pläsier zu sehen, wie einer nach dem andern griechisch drapiert hervorkommt. Der Tag geht vorüber in launigem Geschwätz, dazwischen kommen Bruchstücke von Gesang und Harpegge auf der Gitarre. Am Abend spazieren wir an den Ufern des Rheins entlang, da lagern wir uns auf dem Zimmerplatz; ich lese den Homer vor, die Bauern kommen alle heran und hören zu; der Mond steigt zwischen den Bergen herauf und leuchtet statt der Sonne. In der Ferne liegt das schwarze Schiff, da brennt ein Feuer, der kleine Spitzhund auf dem Verdeck schlägt von Zeit zu Zeit an. Wenn wir das Buch zumachen, so ist ein wahres politisches Verhandeln; die Götter gelten nicht mehr und nicht weniger als andre Staatsmächte, und die Meinungen werden so hitzig behauptet, daß man denken sollte, alles wär' gestern geschehen, und es wär' manches noch zu ändern. Einen Vorteil hab' ich davon: hätt' ich den Bauern nicht den Homer vorgelesen, so wüßte ich heut' noch nicht, was drin steht, die haben mir's durch ihre Bemerkungen und Fragen erst beigebracht. – Wenn wir nach Hause kommen, so steigt einer nach dem andern, wenn er müde ist, zu Bette. Ich sitze dann noch am Klavier, und da fallen mir Melodien ein, auf denen ich die Lieder, die mir lieb sind, gen Himmel trage. Wie ist Natur so hold und gut. Im Bett richte ich meine Gedanken dahin, wo mir's lieb ist, und so schlafe ich ein. Sollte das Leben immer so fortgehen? – Gewiß nicht.
 
Am Samstag waren die Brüder hier, bis zum Montag. Da haben wir die Nächte am Rhein verschwärmt. George mit der Flöte, wir sangen dazu, so ging's von Dorf zu Dorf, bis uns der aufgehende Tag nach Hause trieb. – Fr. Mutter, auf dem prächtigen Rheinspiegel in Mondnächten dahingleiten und singen, wie das Herz eben aufjauchzt, allerlei lustige Abenteuer bestehen in freundlicher Gesellschaft, ohne Sorge aufstehen, ohne Harm zu Bette gehen, das ist so eine Lebensperiode, in der ich mitten inne stehe. Warum lasse ich mir das gefallen? – weiß ich's nicht besser? – und ist die Welt nicht groß und mancherlei in ihr, was bloß des Menschengeistes harrt, um in ihm lebendig zu werden? Und soll das alles mich unberührt lassen? – Ach Gott, das Philistertum ist eine harte Nuß, nicht leicht aufzureißen, und mancher Kern vertrocknet unter dieser harten Schale. Ja, der Mensch hat ein Gewissen, es mahnt ihn, er soll nichts fürchten und soll nichts versäumen, was das Herz von ihm fordert. Die Leidenschaft ist ja der einzige Schlüssel zur Welt, durch die lernt der Geist alles kennen und fühlen, wie soll er denn sonst in sie hineinkommen? Und da fühl' ich, daß ich durch die Liebe zu Ihm erst in den Geist geboren bin, daß durch Ihn die Welt sich mir erst aufschließt, da mir die Sonne scheint, und der Tag sich von der Nacht scheidet. Was ich durch diese Liebe nicht lerne, das werde ich nie begreifen. Ich wollt', ich säß' an seiner Tür, ein armes Bettelkind, und nähm' ein Stückchen Brot von ihm, und er erkennte dann an meinem Blick, wes Geistes Kind ich bin, da zög' er mich an sich und hüllte mich in seinen Mantel, damit ich warm würde. Gewiß, er hieß' mich nicht wieder geben, ich dürfte fort und fort im Haus herumwandeln, und so vergingen die Jahre, und keiner wüßte, wer ich wäre, und niemand wüßte, wo ich hingekommen wär', und so vergingen die Jahre und das Leben, und in seinem Antlitz spiegelte sich mir die ganze Welt, ich brauchte nichts andres mehr zu lernen. Warum tu' ich's denn nicht? – Es kommt ja nur darauf an, daß ich Mut fasse, so kann ich in den Hafen meines Glückes einlaufen.
 
Weiß Sie noch, wie ich den Winter durch Schnee und Regen gesprungen kam, und Sie fragt': »Wie läufst Du doch über die Gasse?« Und ich sagte, wenn ich die alte Stadt Frankfurt nicht wie einen Hühnerhof traktieren sollte, so würd' ich nicht weit in der Welt kommen, und da meinte Sie, mir sei gewiß kein Wasser zu tief und kein Berg zu hoch; und ich dachte damals schon: ja, wenn Weimar der höchste Berg und das tiefste Wasser ist. Jetzt kann ich's Ihr noch besser sagen, daß mein Herz schwer ist und bleiben wird, so lang ich nicht bei ihm bin, und das mag Sie nun in der Ordnung finden oder nicht.
 
Adieu, leb' Sie recht wohl. Ich werd' nächstens bei Ihr angerutscht kommen.
 
 
An Goethes Mutter. 
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