Ich beschreib' Ihr noch einen Humpen, das ist ein wahres Meisterstück und stellt eine Kelter vor. In der Mitte steht ein hohes Faß, das ist der eigentliche Humpen; auf beiden Seiten klettern in zierlichen Verschlingungen Knaben hinauf mit Butten voll Trauben über die Schultern von Männern, um an den Rand zu gelangen und ihre Trauben auszuschütten; in der Mitte, als Knopf des Deckels, der etwas tief in den Rand des Humpens paßt, steht Bacchus mit zwei Tigern, die an ihm hinanspringen; er ist im Begriff, die Trauben, deren gehäufte Menge mit einzelnen Ranken dazwischen den Deckel bilden, mit den Füßen zu keltern. Die Knaben, die von allen Seiten herüberreichen, um ihre Gefäße mit Trauben auszuleeren, bilden einen wunderschönen Rand; die starken Männer am Fuß der Kelter, die die kleinen Knaben auf ihre Schultern heben und auf mannigfache Weise heraufhelfen, sind ganz außerordentlich herrlich, nackt, einem oder dem andern hängt ein Tigerfell über dem Rücken, sonst ganz ungeniert. Am Humpen sieht man auf einer Seite das Mainzer Wappen, auf der andern das von Köln.
Der ganze Humpen steht auf einem Aufsatz, der wie ein sanfter Hügel gestaltet ist; auf diesem sitzen und liegen Nymphen im Kreis; sie spielen mit Tamburinen, Becken, Triangel, andre liegen und balgen sich mit Leoparden, die ihnen über die Köpfe springen; es ist gar zu schön. – Das hab' ich Ihr nun beschrieben, aber hätte Sie es erst gesehen, Sie würde vor Verwunderung laut aufgeschrien haben. Was überfällt einem nur, wenn man so etwas von Menschenhänden gemacht sieht? Mir rauchte der Kopf, und ich meinte in der trunkenen Begeistrung, ich werde keine Ruhe finden, wenn ich nicht auch solche schöne Sachen erfinden und machen könne. Aber wie ich hinauskam und es war Abend geworden und die Sonne ging so schön unter, da vergaß ich alles, bloß um mit den letzten Strahlen der Sonne meine Sinne in dem kühlen Rhein zu baden.