In Lübeck lebte einst ein Wirt, den mochten die Leute nicht gerne, weil er sie immer wieder betrog. Als Till Eulenspiegel davon hörte, machte er sich auf den Weg, um dem Mann ein Schnippchen zu schlagen.
Dazu führte er einen leeren Krug und einen Krug gefüllt mit Wasser mit sich. Den vollen Krug trug er unter seinem Hemd verborgen, den leeren offen im Arm. Als Till nun bei besagtem Wirt ankam, da bat er ihn, ihm einen Krug Wein zu verkaufen. Der Wirt schickte Till in den Weinkeller, er möge sich seinen Krug selbst füllen, was der auch ohne Zögern tat – er hatte ja schließlich den leeren Krug bei sich.
Dann aber sollte Eulenspiegel die Ware bezahlen und tat entrüstet, als er den Preis hört: „Zehn Taler, nein, die zahl ich nicht. Sechs würde ich euch geben für den Krug Wein.“ Der Wirt lachte. „Sechs Taler. Nie und nimmer gebe ich meinen edlen Tropfen dafür her. Gib den Krug zurück, ich fülle den Wein wieder in sein Fass.“
Unbemerkt vom Wirt hatte Till Eulenspiegel nun die Krüge getauscht, denn unter seinem Hemd trug er immer noch den, der mit Wasser gefüllt war. Und genau diesen gab er dem Wirt zurück, der hochmütig den vermeintlichen Wein ins Fass gab. Till schlich sich unterdessen weg – und hatte an diesem Abend ein wirklich köstliches Getränk.