Eines Tages kam Till Eulenspiegel nach Nürnberg. An einer Kirchentür hängte er ein großes Plakat auf, auf dem geschrieben stand: „Wunderdoktor in der Stadt“.
Natürlich war auch das wieder eine List des Schelms. Immerhin musste er ja Geld verdienen. Nun kam es, dass es in Nürnberg ein Spital gab, das voll belegt war. Der Direktor des Spitals rechnete sich aus, wie viel Geld er sparen könne, wenn er den Wunderdoktor engagieren könnte, um die vielen Kranken zu heilen.
Und so ließ er Till Eulenspiegel zu sich kommen. 200 Taler handelte man als Verdienst aus, sollte es ihm gelingen, alle Kranken zu heilen. Das war zu damaliger Zeit ein kleines Vermögen!
Till ließ alle Kranken in einem Saal zusammenkommen und bat alle anderen darum, den Raum zu verlassen. Er benötige Ruhe für seine Heilung, gab er zur Erklärung ab. Als alle Ärzte und Schwestern den Raum verlassen hatten, sprach er zu den Kranken.
„Meine Liebe. Es ist so, wer der Kränkste von allen ist, der muss sich für die anderen opfern. Aus ihm stelle ich ein Pulver her, das ich den anderen zur Genesung gebe. Den Kränksten erkenne ich daran, wer zuletzt diesen Raum verlässt, nachdem ich euch aufgefordert habe zu gehen."
Die Kranken atmeten einmal kräftig durch. Dann nahmen sie ihre Krücken und Gehhilfen zur Hand und rannten mir nichts dir nichts aus dem Saal heraus. Selbst diejenigen, die schon zehn Jahre und länger das Bett nicht verlassen hatten, schienen plötzlich kerngesund zu sein.
Nach wenigen Minuten war das ganze Krankenhaus leer. Der Direktor freute sich und händigte sogleich Till Eulenspiegel die 200 Taler aus. „Gut gemacht“, gab er ihm noch mit auf den Weg. Till aber verließ sofort die Stadt.
Und das war auch besser so. Denn drei Tage später war das Spital so voll wie zuvor. Das kam dem Direktor dann doch komisch vor. Er fragte seine Patienten, warum sie denn schon wieder da seien. Und als sie ihre Geschichte erzählt hatten, da wusste der Direktor, dass auch er auf Till Eulenspiegel reingefallen war.