Unweit der kleinen Stadt Schilda, in der Menschen von ganz ungewöhnlicher Dummheit lebten, gab es einen Fluss und an dem stand ein wunderschöner alter Nussbaum. Jedes Jahr trug er Nüsse zu Hauf.
Als eines Tages einige Schildbürger an dem Baum vorbeikamen, entbrannten sie in tiefes Mitleid mit ihm. Denn der Zweig eines Astes hing ganz nahe über dem Wasser, berührte die Oberfläche aber nicht. So meinten die Männer nun, der Nussbaum müsse ungeheuren Durst haben, weil er doch nicht ans Wasser käme, obwohl er sich so schinden würde.
„Diesem Missstand wollen wir nun abhelfen“, beschlossen sie sofort. Einer der Männer kletterte also auf den Baum hinauf, lehnte sich an einen Ast, bog ihn weit zurück, um so besser den einen Zweig über dem Wasser fassen zu können. Und da geschah das Unglück: Der Ast schnellte zurück und schlug dem Mann den Kopf ab.
Seine Freunde hatten von der ganzen Sache nichts mitbekommen, wunderten sich aber, als sie den Freund dort oben im Nussbaum sitzen sahen, dass er seinen Kopf gar nicht mitgebracht habe.
„Ich habe nicht gehört, dass er heute schon etwas gesagt hatte“, sagte schließlich einer. „Er hat seinen Kopf sicher zu Hause vergessen!“
Also gingen die Männer zur Ehefrau des kopflosen Mannes und fragten sie, wo ihr Ehemann denn im Hause seinen Kopf vergessen haben könnte.
Die Frau besah sich ihren Mann und überlegte sorgsam. „Am Samstag“, sagte sie, „da hatte er ihn noch, denn da habe ich ihm den Kopf ordentlich gewaschen. Dort oben hängt sein alter Hut an der Wand. Wenn der Kopf nicht darin steckt, so wird er ihn wohl mitgenommen und irgendwo unterwegs vergessen haben.“
Natürlich steckte der Kopf nicht mehr in dem Hut, und manche Schildbürger überlegen bis heute, wo der Mann seinen Kopf wohl vergessen haben könnte.