Einst, als wieder einmal der Kaiser in der Stadt Schilda weilte – der oft kam, weil er das Tun seiner Untertanen genau erkunden wollte, gab er den Schildbürgern eine Aufgabe auf. Im Wald habe er einen toten Wolf gefunden, erzählte er. Nun wolle er von den Einwohnern Schildas wissen, wie dieser zu Tode gekommen sei.
Die Schildbürger setzten sich natürlich gleich zusammen, um die Aufgabe zu lösen. Einer von ihnen erzählte, dass der Wolf im bitter kalten Winter und bei Schnee barfuß gegangen und ihm die Kälte schließlich aufs Herz geschlagen sei, so dass er an dieser Krankheit sterben musste.
Der zweite sagte, der Wolf sei zu Fuß gegangen und nicht geritten. Aber er sei verfolgt worden und als ihm der Atem ausging, sei er hingefallen und gestorben.
Der nächste Schildbürger meldete sich zu Wort: „Nein“, sagte er, „der Wolf hatte solche Schmerzen, dass er sich einfach hingelegt hat und nicht mehr aufgestanden ist!“
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Bürgermeister Schildas noch nicht zu Wort gemeldet. Doch das tat er nun. „Ihr müsst wissen“, so sprach er nun zu den Anwesenden, „dass der Wolf viel zu viel rohes Fleisch gefressen hat. Und das lag einfach daran, dass er keine Haushälterin oder gar Köchin beschäftigte, die ihm das Fleisch hätte kochen oder braten können.“
Außerdem, so fuhr er fort, habe der alte Wolf stets das fressen müssen, was so übrig blieb, sogar die toten Tiere, die an Krankheiten und mehr verendet seien.
So hab er, der Bürgermeister, erst neulich gesehen – und das bei dieser eisigen Kälte –, dass der Wolf eine Kuh roh verspeist hätte, anstatt sich davon eine leckere Pastete zu backen. Darauf habe der Wolf noch eiskaltes Wasser getrunken. Kein Wunder also, dass er Bauchschmerzen bekommen habe und nun tot sei.
Nun waren sich alle Schildbürger einig, dass der Bürgermeister natürlich die beste Begründung für den Tod des Wolfes gefunden habe. Und auch der Kaiser hatte keine Einwände dagegen.