Auch in Schilda kannte man das Sprichwort, dass man einem anderen nicht mehr aufladen solle als man selbst tragen kann. Wenn der Müller also mit seinem Pferd Korn und Mehl auslieferte, dann hielt er es so, dass er sich auf das Ross setzte, aber die vollen Säcke mit Korn und Mehl stets auf seine Schultern nahm, um dem armen Tier ja nicht zu viel Gewicht aufzubürden.
So zog er durch die Lande und kam einmal an einem Baum vorbei, auf dem zwei Kuckucksvögel – der eine aus Schilda, der andere aus einem anderen Städtchen – in einem Wettstreit lagen, wer denn wohl am schönsten Kuckuck rufen könne. Schon schien der fremde Kuckuck den Kuckuck aus Schilda auszustechen, da griff der Müller beherzt ein, kletterte auf den Baum hinauf und half dem eigenen Vogel tatkräftig beim „Kuckuck-Rufen“.
Unterdessen kam ein Wolf angeschlichen und fraß das Pferd des Müllers auf, das am Baum angebunden war.
Als der Müller in der Stadt zurückkam, und die Leute dort von dem ehrbaren Unterfangen des Mannes und von seinem großen Pech hörten, da hatten sie Mitleid mit ihm. Selbstverständlich kaufte der Bürgermeister dem Müller aus dem Geld des Stadtsäckels ein neues Pferd.
Denn wer so schön „Kuckuck“ rufen kann, dem musste man ganz einfach helfen.