Manche Hygienemaßnahmen bei der Ebola-Epidemie in Westafrika widersprechen lokalen Traditionen. Viele Menschen halten trotzdem an ihren Gewohnheiten fest. Doch dabei können sie sich infizieren und auch andere gefährden.
Der Ebola-Virus fordert strenge Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen. Die Epidemie in Westafrika zwingt die Menschen zur Verhaltensänderung. Oft widersprechen die neuen Vorschriften aber den dortigen Traditionen und religiösen Riten. Tote dürfen in Sierra Leone zum Beispiel nicht mehr beerdigt, sondern müssen verbrannt werden, denn dieAnsteckungsgefahr ist zu groß.
Je nach Tradition werden Verstorbene normalerweise gewaschen oder aufgebahrt. Nun warnen Gesundheitsexperten vor dem Umgang mit Toten. Viele Menschen haben sich dabei schon infiziert. Pater Peter Konteh, Direktor der Caritas in Freetown, sagt: „Das ist sehr, sehr schwierig. Bei uns ist körperliche Nähe bei Beerdigungen üblich. Familienmitglieder und die religiösen Amtsträger berühren die Toten, segnen sie“, so der Pater.
Viele Menschen halten trotz der Vorschriften an ihren Traditionen fest. Angehörige verstecken sogar Verstorbene zu Hause. Manche holen ihre kranken Angehörigen wieder aus Gesundheitszentren heraus, weil sie gesehen haben, dass andere nicht lebend wieder heraus kamen. Stattdessen hoffen diese Menschen auf die Hilfe von traditionellen afrikanischen Heilern. Denen vertrauen sie oft mehr als Fremden in weißen Kitteln und Anzügen.
Glossar
Hygiene (f., nur Singular) – die Maßnahmen, mit denen man Sauberkeit und Reinheit vor allem bei der Behandlung von Krankheiten erhalten will
Epidemie, -n (f.) – die Massenerkrankung
an etwas fest|halten – etwas nicht ändern wollen; etwas beibehalten
sich infizieren – mit etwas in Berührung kommen, das krank macht; krank werden
Virus, Viren (m.) – ein sehr kleiner Organismus, der Krankheiten verursacht
streng – hier: so, dass eine Regel wenig erlaubt und unbedingt eingehalten werden muss
Ritus, Riten (m.) – etwas, das man aus religiöser Tradition immer wieder tut
jemanden beerdigen – einen Toten feierlich in der Erde begraben
Ansteckung, -en (f.) – die Übertragung einer Krankheit auf einen anderen Menschen
jemanden auf|bahren – einen Toten längere Zeit öffentlich zeigen
Umgang (m., nur Singular) – hier: die Tatsache, dass man mit jemandem Kontakt hat
Pater, - (m.) – der Priester in einem katholischen Orden
Beerdigung, -en (f.) – die Feier, bei der ein Toter auf dem Friedhof begraben wird
Amtsträger, -/Amtsträgerin, -nen – jemand, der eine offizielle Aufgabe hat
jemanden segnen – jemandem mit einem Gebet göttliche Kraft und Gnade wünschen
Heiler, -/Heilerin, -nen – hier: jemand, der die Kranken nicht mit westlicher Medizin versorgt, sondern mit traditionellen Bräuchen und → Riten
Kittel, - (m.) – ein Umhang, der aus → hygienischen Gründen getragen wird
Seuche, -n (f.) – die Massenerkrankung; die → Epidemie
Gottesdienst, -e (m.) – eine religiöse Zeremonie im Christentum
sich verbreiten – hier: zu vielen Menschen gelangen; häufiger werden
Moschee, -n (f.) – das Gebäude, in dem Muslime beten