Auf einer Internetseite können sich Reisende melden, wenn sie im Ausland sexuelle Ausbeutung von Kindern beobachten. Deutschland will unter anderem vor der Fußball-WM in Brasilien stärker gegen Sextourismus vorgehen.
Wie viele es sind, lässt sich nicht genau sagen. Dass sie auch aus Deutschland kommen, ist jedoch sicher: Männer, die in bestimmte Länder fahren, um dort Sex mit Kindern zu haben. UNICEF schätzt, dass weltweit Millionen Kinder sexuell ausgebeutet werden. In Brasilien sollen es über 250.000 sein. Und Hilfsorganisationen glauben, dass dort die Fälle von Kindesmissbrauch und Kinderprostitution während der Fußballweltmeisterschaft im Juni und Juli 2014 zunehmen werden.
Für die Sextouristen ist das Risiko, entdeckt zu werden, gering, sagt der Kriminologe Christian Pfeiffer. Denn manche Behörden vor Ort haben gar kein Interesse daran, die Vorfälle aufzuklären, so Pfeiffer. Theoretisch können deutsche Täter jedoch auch nach ihrer Rückkehr bestraft werden – auch wenn die Straftat in Thailand, Kenia, Tschechien oder in Brasilien begangen wurde. Beweise zu finden, ist allerdings schwierig.
Kurz vor Beginn der Ferienzeit in Deutschland und der Fußball-WM in Brasilien hat das Bundeskriminalamt zusammen mit der Kinderrechtsorganisation ECPAT und zwei deutschen Tourismusverbänden die Internetseite nicht-wegsehen.net veröffentlicht. Dort können sich Urlauber melden, wenn sie Zeugen von Kindesmissbrauch oder auffälligen Situationen an ihrem Urlaubsort werden. Nicht-wegsehen.net ist Teil einer europäischen Kampagne, bei der 15 weitere europäische Länder mitmachen.
Auch die betroffenen Kinder können durch die Hilfe der Touristen besser geschützt werden. Dorothea Czarnecki von ECPAT sagt: „Wenn sich Hinweise über einen Ort häufen, können wir uns auf Prävention in den aktuellen Risikogebieten konzentrieren.“ Organisationen vor Ort können den Kindern dann Schutz anbieten, sie medizinisch betreuen und beraten, sagt Czarnecki.Glossar
Kinderprostitution (f., nur Singular) – die Tatsache, dass Kinder dazu gezwungen werden, sexuelle Leistungen für Geld anzubieten
Ausbeutung (f., nur Singular) – hier: die Tatsache, dass Menschen zu etwas gezwungen werden (hier auch: der Missbrauch; Verb: jemanden aus|beuten)
Sextourismus (m., nur Singular) – die Reise in Länder, um dort Sex zu haben (Person: der Sextourist)
gegen etwas vor|gehen – etwas gegen etwas machen
etwas schätzen – eine ungefähre Zahl sagen/vermuten
Kriminologe, -n/Kriminologin, -nen – der Wissenschaftler/die Wissenschaftlerin, der/die sich mit Verbrechen beschäftigt
Vorfall, Vorfälle (m.) – das Geschehnis; hier: das Verbrechen
(ein Verbrechen) auf|klären – den → Täter eines Verbrechens finden
Täter, -/Täterin, -nen – jemand, der etwas gegen das Gesetz tut
eine Straftat begehen – etwas machen, das vom Gesetz her nicht erlaubt ist
Bundeskriminalamt (n., nur Singular) – die Behörde, die in Deutschland Verbrechen → aufklärt
Tourismusverband, -verbände (m.) – der Zusammenschluss von Unternehmen, die alle etwas mit der Reisebranche zu tun haben
auffällig – so, dass eine Situation jemandem komisch vorkommt
Kampagne, -n (f.) – hier: die öffentliche Aktion, die ein bestimmtes Ziel hat
sich häufen – häufig/oft vorkommen
sich auf etwas konzentrieren – hier: sich besonders mit etwas beschäftigen
Prävention, -en (f.) – die Maßnahme, die verhindern sollen, das etwas in Zukunft passiert