Medizin zu studieren und als Arzt zu arbeiten, ist in Deutschland sehr beliebt. Trotzdem gibt es in manchen Regionen nicht genug Ärzte. Das liegt auch an der Einstellung junger Menschen zum Arbeitsleben. .
Junge Ärzte in Deutschland wollen in der Stadt arbeiten, sind teamorientiert und nicht mehr bereit, viele Überstunden zu machen. Und das hat Folgen: Während sich in Metropolen wie Berlin, Hamburg, München oder Köln die Arztpraxen ballen, herrscht in manchen ländlichen Gebieten ein Ärztemangel. Und das, obwohl im Jahr 2014 die Zahl der Ärzte im Vergleich zum Jahr davor um 2,5 Prozent gestiegen ist.
In den ostdeutschen Bundesländern ist die Situation besonders schlimm: In der brandenburgischen Stadt Finsterwalde gibt es zum Beispiel seit 2014 keinen Augenarzt mehr, der die etwa 16.000 Einwohner der Kleinstadt behandeln könnte. Auch in den Großstädten gibt es Stadtteile, die unter dem Ärztemangel leiden. Denn die jungen Ärzte wollen am liebsten in den reicheren Vierteln arbeiten.
Viele junge Ärzte möchten außerdem gar keine eigene Praxis mehr haben, sondern bevorzugen eine Festanstellung. Max Kaplan von der Bundesärztekammer sagt, dass für viele Mediziner die Work-Life-Balance, der Ausgleich zwischen Beruf und Freizeit, sehr wichtig geworden ist. Das hat zur Folge, dass die Zahl der Ärzte, die Teilzeit arbeiten, zwischen 2001 und 2011 stark gestiegen ist: von 31.000 auf 54.000.
Glossar
Einstellung, -en (f.) – hier: die bestimmte Meinung/Ansicht
teamorientiert (team: aus dem Englischen) – so, dass jemand gerne mit seinen Kollegen zusammenarbeitet
Überstunde, -n (f.) – die Zeit, die man zusätzlich zu seinem normalen Arbeitstag arbeitet
sich ballen – hier: sehr häufig vorkommen
herrschen – hier: vorkommen
ländlich – so, dass etwas auf dem Land ist
Mangel, Mängel (der) – hier: das Fehlen; die Tatsache, dass es von etwas nur wenig gibt
brandenburgisch – so, dass etwas das Bundesland Brandenburg betrifft
jemanden behandeln – hier: einen Patienten medizinisch betreuen
etwas bevorzugen – etwas lieber machen als etwas anderes
Festanstellung, -en (f.) – eine Arbeit, bei der man jeden Monat ein festes Gehalt bekommt und sozial abgesichert ist
Bundesärztekammer (f., nur Singular) – die Organisation, die sich um die Interessen der Ärzte in Deutschland kümmert
Mediziner, -/Medizinerin, -nen – jemand, der Medizin studiert hat; der Arzt/die Ärztin
Ausgleich, -e (m.) – hier: die Abwechslung; etwas (z. B. Sport), das man macht, um etwas anderes (z. B. Stress im Beruf) zu verkleinern
Teilzeit arbeiten – weniger als 40 (bzw. 35) Stunden pro Woche arbeiten
Verband, Verbände (m.) – der Zusammenschluss von Organisationen und Unternehmen, die gemeinsame Interessen haben
jemanden zum Studium zu|lassen – jemandem erlauben, ein Studium zu beginnen
Stipendium, -en (n.) – das Geld, das jemand vom Staat oder einer Organisation bekommt, um zu studieren oder zu forschen