FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat Steuern in Höhe von vielen Millionen Euro hinterzogen. Dafür wurde er jetzt verurteilt. Aber es sind nicht nur Prominente in Deutschland, die es mit den Steuern nicht so genau nehmen.
Beim früheren Deutsche-Post-Vorstand Klaus Zumwinkel war es knapp eine Million Euro, der Tennis-Star Boris Becker kam auf 1,7 Millionen. Und bei Uli Hoeneß, dem Präsidenten des FC Bayern München, waren es sogar über 28 Millionen Euro. Die Rede ist nicht vom Einkommen dieser Menschen, sondern von der Steuersumme, die sie hinterzogen haben. Und dafür wurden sie alle angeklagt.
Uli Hoeneß wurde am 13. März 2014 zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Die Verärgerung ist trotzdem groß in Deutschland. Drücken sich die Reichen vor ihrer gesellschaftlichen Verantwortung? Gebhard Kirchgässner, Wirtschaftswissenschaftler von der Universität St. Gallen, sagt, dass viele Reiche in Deutschland das Gefühl haben, zu viele Steuern zahlen zu müssen. Das bedeutet aber nicht, dass sie die Einzigen sind, die Steuern hinterziehen.
Denn beim Thema Steuerhinterziehung geht es nicht nur um Millionen von Euro, die auf Schweizer Konten versteckt werden: Dazu gehören auch der Nebenjob, der dem Finanzamt nicht gemeldet wird, oder die falsche Angabe in der Steuererklärung, wie weit man von seinem Arbeitsplatz entfernt wohnt. Denn dadurch kann man beeinflussen, dass mehr Fahrtkosten steuerlich absetzbar werden. Nach Kirchgässner haben dabei die wenigsten Deutschen ein schlechtes Gewissen. Weil es meist nur um ziemlich wenig Geld geht.
Insgesamt können die dann zu einer großen Summe werden: 30 Milliarden Euro gehen so dem deutschen Staat jedes Jahr verloren, schätzt die Steuergewerkschaft. Nach Meinung von Reiner Holznagel vom Bund der Steuerzahler verführt das komplizierte deutsche Steuersystem mit seinen vielen Ausnahmen und Sonderregeln die Menschen dazu, ein wenig zu tricksen. Aber Holznagel sieht noch einen anderen Grund dafür, dass so viele Steuern hinterzogen werden: Die Bürger haben oft das Gefühl, dass der Staat ihre Steuern für unnötige Projekte ausgibt.
Glossar
Steuern hinterziehen– die Straftat begehen, bei der man Geld vor den Behörden versteckt und keine Steuern dafür zahlt (Substantiv: die Steuerhinterziehung)
Volkssport (m., nur Singular) – ironisch für: etwas, was sehr viele Menschen tun
FC Bayern (m., nur Singular) – der Fußballclub Bayern München
(zu etwas) verurteilt werden– vom Gericht bestraft werden
es mit etwas nicht so genau nehmen – hier: sich nicht genau an eine Regel halten
Vorstand, Vorstände(m.) – der Chef; die Leitung
Star, -s (m., aus dem Englischen) – jemand, der berühmt und sehr erfolgreich ist
auf etwas kommen – hier: eine bestimmte Summe erreichen
von etwas/jemanden ist die Rede – → es geht um etwas; etwas ist das Thema
jemanden an|klagen – jemanden beschuldigen, das Gesetz gebrochen zu haben
sich vor seiner gesellschaftlichen Verantwortung drücken – versuchen, etwas nicht zu machen, das für jemanden unangenehm ist, aber für die Gemeinschaft wichtig ist
um etwas/jemanden gehen – das Thema sein
Nebenjob, -s(m.) – die berufliche Tätigkeit, die man neben seinem Hauptberuf macht
Finanzamt, -ämter (n.) – die Behörde, die z. B. für die Steuereinnahmen zuständig ist
Steuererklärung, -en (f.) – die Angabe, wie viel Geld man in einem Jahr verdient hat
steuerlich absetzbar – so, dass etwas steuerliche Vorteile bringt
etwas schätzen – vermuten, wie hoch etwas ist
Steuergewerkschaft (f., nur Singular) – die Organisation, die für die Interessen der Mitarbeiter von → Finanzämtern da ist
Bund der Steuerzahler (m., nur Singular) – die Organisation, die für die Interessen der Steuerzahler da ist
jemanden zu etwas verführen – jemanden dazu bringen, etwas zu tun
tricksen – hier: betrügen