Ende September 2013 wird ein neuer Bundestag gewählt. Von einem leidenschaftlichen Wahlkampf ist aber kaum etwas zu merken, denn die Parteien sind sich in Vielem einig. Sogar der Wahlausgang scheint ziemlich sicher.
Am 22. September 2013 sind Bundestagswahlen, doch Bundeskanzlerin Angela Merkel ist gelassen. Inhaltlich bietet sie der politischen Konkurrenz kaum eine Angriffsfläche. Im Gegenteil: Mit der Opposition stimmt die CDU/CSU in vielen Punkten überein, zum Beispiel bei den Themen Atomausstieg oder Mindestlohn.
Dem Politikberater Michael Spreng fällt nichts ein, was die Kanzlerin im Moment besser machen könnte. Er sagt: „Frau Merkel erweckt den Eindruck: Es ist alles wunderbar, ihr müsst mich nur wählen. Ich verlange von euch weder geistige noch materielle Anstrengung, es geht einfach so ruhig weiter“, so Spreng.
Nach Umfrageergebnissen scheint der Ausgang der Wahl sowieso schon längst klar zu sein: Entweder wird es bei der jetzigen Regierung bleiben, oder es wird eine Große Koalition aus CDU/CSU und SPD geben. Wofür sollen sich die Wahlkämpfer noch anstrengen? Jens Thurau, Hauptstadtkorrespondent der Deutschen Welle, beklagt, er habe noch nie so viele Politiker erlebt, die scheinbar keine Lust auf einen Wahlkampf hätten.
Und was machen die Wähler? Politologe Spreng beurteilt das so: „Wir haben ein Duell zwischen einer Kandidatin, die keinen Wahlkampf machen will, und einem Kandidaten, der keinen Wahlkampf machen kann. Und zwischen diesen beiden Polen sollen die Wähler dann leidenschaftlich sein – wie soll das denn gehen?“, fragt Spreng. Ob es trotzdem gelingt, mehr Menschen als bei der letzten Bundestagswahl zur Wahl zu motivieren, wird man sehen. Im Jahr 2009 blieben etwa 30% der Wahlberechtigten zu Hause.
Glossar
lustlos – so, dass man keine Lust hat, etwas zu machen
Wahlkampf, -kämpfe (m.) – die Werbung der Parteien in den Vormonaten einer Wahl
Bundestag (m., nur Singular) – das deutsche Parlament
leidenschaftlich – hier: begeistert
Ausgang, Ausgänge (m.) – hier: das Ergebnis
gelassen – ruhig; nicht aufgeregt
inhaltlich – das Wahlprogramm einer Partei betreffend
jemandem eine Angriffsfläche bieten – jemandem einen Grund zur Kritik geben
Atomausstieg (m., nur Singular) – die Tatsache, dass ein Land keinen Atomstrom mehr herstellt
Mindestlohn, Mindestlöhne (m.) – das kleinste Gehalt, das rechtlich möglich ist
den Eindruck erwecken – hier: so aussehen, als ob
materiell – hier: finanziell
Anstrengung, -en (f.) – die Mühe
Umfrage, -n (f.) – die Befragung von Teilen der Bevölkerung zu einem bestimmten Thema
Große Koalition, -en (f.) – die Regierung, die aus den beiden größten Parteien besteht
Wahlkämpfer, - /Wahlkämpferin, -nen – jemand, der Werbung für eine Partei macht
Korrespondent, -en/Korrespondentin, -nen – ein Journalist/eine Journalistin, die über eine bestimmte Region berichtet
Duell, -e (n.) – hier: der Streit zwischen zwei Politikern
Pol, -e (m.) – hier: die Position, die einer anderen komplett widerspricht
gehen – hier: funktionieren
jemanden motivieren – jemanden so beeinflussen, dass er etwas tut
Wahlberechtigte, -n (m./f.) – jemand, der das Recht hat zu wählen