Früher hatten es vietnamesische Zuwanderer einfacher: Sie fanden Arbeit in Deutschland und durften bleiben. Die meisten Vietnamesen, die heute nach Deutschland kommen, werden wieder abgeschoben.
Im Berliner Stadtteil Marzahn leben viele vietnamesische Zuwanderer. Die einen sind Händler und arbeiten in ihren Imbissbuden, Blumen- oder Kleidungsgeschäften. Sie haben sich ihren Aufenthalt in Deutschland durch viele Jahre harter Arbeit erkämpft. Ein Polizeiauto macht ihnen keine Angst. Anders bei den vietnamesischen Zigarettenverkäufern am Rande der Parkplätze: Immer wieder riskieren sie ihr Leben bei der Flucht vor der Polizei.
Die Schwarzhändler gehören zu einer neuen Generation von Zuwanderern ohne Zukunft in Deutschland, sagt Tamara Hentschel vom Vietnam-Hilfsverein "Reistrommel". Angelockt von Schleuserbanden haben diese Menschen viel Geld für ihre Reise bezahlt. Ihre Asylanträge bleiben aber meist erfolglos. Ohne Arbeit und Geld werden einige kriminell und handeln zum Beispiel mit geschmuggelten Zigaretten.
Vietnamesen sind die drittgrößte Gruppe von Asylbewerbern in Deutschland. Aber fast keiner ihrer Asylanträge ist erfolgreich, bestätigt der Berliner Integrationsbeauftragte Volker Piening. 2008 zum Beispiel stellten fast 1300 Vietnamesen einen Asylantrag, aber nur 0,1 Prozent hatten Erfolg. Der Großteil der Vietnamesen wird also abgeschoben – außer wenn humanitäre Gründe dagegen sprechen, wie etwa eine schwere Krankheit.
Ungefähr 85.000 Vietnamesen leben zurzeit legal in Deutschland. Anders als die späteren Zuwanderer haben es viele in den 70er und 80er Jahren geschafft, sich in Deutschland ein Leben aufzubauen. Die Kinder dieser vietnamesischen Einwanderer gelten heute als besonders fleißig. Über die Hälfte der vietnamesischen Schüler besucht das Gymnasium, sehr viel mehr als bei anderen Einwanderergruppen und sogar mehr als bei ihren deutschen Altersgenossen.
Glossar
Zuwanderer/in, der/die – jemand, der in ein Land kommt, um dort zu leben
jemanden abschieben – jemanden in seine Heimat zurückschicken
Imbissbude, die – ein kleines Geschäft, in dem Essen verkauft wird
Aufenthalt, der – das Bleiben an einem bestimmten Ort
sein Leben riskieren – etwas tun, obwohl man dabei sterben könnte
Flucht, die – hier: das Weglaufen vor jemandem
Schwarzhändler/in, der/die – jemand, der mit illegalen Waren handelt
Generation, die – hier: eine Gruppe von Menschen, die ungefähr gleich alt sind
jemanden/etwas anlocken – jemanden/etwas dazu bringen, dass er/es zu einem bestimmten Ort kommt
Schleuserbande, die – eine Gruppe, die Menschen illegal von einem Land ins andere bringt
Asylantrag, der – die Bitte um Erlaubnis, in einem Land leben zu dürfen
etwas schmuggeln – eine Ware heimlich über die Grenze bringen
Integrationsbeauftragte/r, die/der – jemand, der die Aufgabe hat, es Ausländern leichter zu machen, Teil der deutschen Gesellschaft zu werden
humanitär – bezogen auf die Menschenrechte
etwas spricht gegen etwas – hier: etwas ist ein Grund gegen etwas
legal – erlaubt; das Gegenteil von "illegal"
jemand/etwas gilt als etwas – viele Menschen haben eine bestimmte Meinung über jemanden/etwas
Altersgenosse/in, der/die – jemand, der genauso alt ist wie jemand anders