Das Nichtstun ist keine deutsche Erfindung. Denn auch nach Feierabend fällt es den Bundesbürgern schwer, sich einfach auszuruhen. Freizeit in Deutschland ist nicht nur anstrengend, sondern vor allem gut organisiert.
Raus aus den eigenen vier Wänden: Das war schon immer die oberste Freizeitmaxime der Deutschen. Doch ein Nachmittag im eigenen Schrebergarten reicht dazu schon lange nicht mehr aus. Städtetrips, Sportreisen und Wellnesswochen werden bei den Deutschen immer beliebter. Und um dabei möglichst gut auszusehen, wird mehr oder weniger diszipliniert Sport getrieben.
Knapp 25 Millionen Deutsche schwitzen mindestens einmal pro Woche – die meisten von ihnen beim Joggen, Nordic Walking, Inlineskaten oder Radfahren. Darüber freut sich die Wirtschaft. Denn mit den Hobbys der Deutschen lässt sich richtig viel Geld verdienen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gibt jeder Privathaushalt jeden Monat durchschnittlich etwa 250 Euro für die Freizeit aus. Das sind fast zwölf Prozent des Gesamteinkommens.
Doch die Deutschen nutzen ihre Freizeit auch, um zu arbeiten. Jeder Dritte engagiert sich ehrenamtlich, davon viele im Verein – zum Beispiel im Fußball- oder im Kegelclub, im Schützenverein oder im Chor. Damit ist das Vereinsleben immer noch die liebste Freizeitbeschäftigung der Deutschen.
Doch Soziologen erwarten einen neuen Trend – weg vom Verein hinein in die eigenen vier Wände. Durch moderne Arbeitszeitmodelle haben viele Familienmitglieder immer seltener gleichzeitig frei. Die Wissenschaftler vermuten deshalb, dass die Deutschen in Zukunft ihre wenige gemeinsame Freizeit eher zuhause mit Partner und Familie verbringen werden.
Glossar
Disziplin, die – das Festhalten an bestimmten Regeln, die man sich meist selbst ausgesucht hat (Adjektiv: diszipliniert)
Feierabend, der – die Freizeit am Ende eines Arbeitstages
jemandem fällt etwas schwer – jemand findet etwas schwierig
die eigenen vier Wände – das eigene Zuhause
Maxime, die – der wichtigste Grundgedanke einer Gruppe
Schrebergarten, der – ein kleiner Garten, der nicht direkt am eigenen Haus, sondern außerhalb eines Stadtgebiets liegt
Trip, der – eine kurze Reise
Wellness (aus dem Englischen) – ein Begriff für Dinge, die gut für Körper und Seele sind (z. B. Massagen, Gesichtsmasken usw.)
Nordic Walking, das – das schnelle Gehen mit Wanderstöcken
Inlineskaten, das – das Fahren mit Rollschuhen, deren Rollen hintereinander liegen
nach Angaben von jemandem – so, wie es jemand gesagt hat; nach Informationen von jemandem
Statistische Bundesamt, das – die Behörde, die untersucht, wie häufig bestimmte Dinge in der deutschen Bevölkerung vorkommen
sich ehrenamtlich engagieren – für einen guten Zweck ohne Bezahlung arbeiten
Kegeln, das – ein Sport, bei dem Figuren mit einer schweren Kugel umgestoßen werden
Schützenverein, der – ein Verein, in dem man mit verschiedenen Waffen auf Zielscheiben schießt
Soziologe/Soziologin, der/die – jemand, der das Zusammenleben von Menschen in Gruppen und Gesellschaften wissenschaftlich untersucht