Eine der großen Parteien Deutschlands und eine 150-jährige Geschichte: Die SPD, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, soll die älteste demokratische Partei der Welt sein.
Die Sozialdemokratie feiert ihren 150. Geburtstag. Am 23. Mai 1863 gründete Ferdinand Lassalle den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein in Leipzig. Wichtige Ziele des Vereins waren die Chance auf sozialen Aufstieg und bessere Bildungsmöglichkeiten für Arbeiter. Im Deutschland des 19. Jahrhunderts waren über die Hälfte der Bürger Analphabeten. Aus der Arbeiterschaft heraus entstand eine soziale Bewegung, die mehr politische Rechte forderte.
Durch den Verein konnten arme Arbeiter sich zum ersten Mal beruflich und politisch weiterbilden. Aus dieser Bewegung entstand bald auch die Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Ferdinand Lassalle schrieb das erste Parteiprogramm der SPD. Schon in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs wurde die SPD von einer Arbeiterpartei zu einer Massenpartei mit bis zu einer Million Mitgliedern. Bei Wahlen bekam sie ein Drittel der Wählerstimmen.
Als Deutschlands letzter Kaiser Wilhelm II. abdankte, kam es zur Spaltung der Arbeiterbewegung. Am 9. November 1918 riefen die beiden sozialdemokratischen Lager zeitgleich zwei verschiedene Republiken aus. Das SPD-Mitglied Philipp Scheidemann rief eine gemäßigt demokratische Republik aus, später nannte man sie Weimarer Republik. Karl Liebknecht sprach sich dagegen für eine sozialistisch-kommunistische Variante aus.
Als am 23. März 1933 Adolf Hitler de facto die Demokratie in Deutschland abschaffte, stimmte die SPD mit ihren 94 Abgeordneten als einzige Partei im Parlament dagegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die SPD dann drei deutsche Bundeskanzler: Willy Brandt, Helmut Schmidt und Gerhard Schröder. Mit der Entwicklung von der Arbeiterpartei zur Partei der „Neuen Mitte“ Anfang des 21. Jahrhunderts hat die SPD allerdings viele ihrer früheren Stammwähler verloren.
Glossar
sozialer Aufstieg (m.) – hier: die soziale Entwicklung nach oben von Arm zu Reich
Analphabet/in, -en/-nen (m./f.) – jemand, der/die nicht Lesen und Schreiben gelernt hat
Arbeiterschaft, -en (f.) – die Gruppe aller Arbeiterinnen und Arbeiter einer Gesellschaft
soziale Bewegung, -en (f.) – diegrößere Gruppe von Menschen, die ein gemeinsames soziales Zielhaben
sich weiter|bilden – seine Kenntnisse in einem bestimmten Bereich verbessern
Parteiprogramm, -e (n.) – die schriftliche Grundlage einer politischen Partei
Massenpartei, -en (f.) – die große politische Partei mit vielen Mitgliedern
Wählerstimme, -n (f.) – die einzelne Entscheidung für jemanden/etwas bei einer Wahl
ab|danken – hier: von einem Amt zurücktreten
Spaltung, -en (f.) – das Teilen eines Ganzen in zwei Hälften
etwas aus|rufen – hier: mitteilen, dass etwas existiert; etwas verkünden
Lager, - (n.) – hier: die Gruppe innerhalb einer Partei
zeitgleich – gleichzeitig; zur selben Zeit
gemäßigt – ohne Übertreibung
kommunistisch – so dass etwas zum →Kommunismus gehört
Kommunismus – die politische Richtung, die sich gegen den Kapitalismus richtet
de facto – tatsächlich; faktisch
etwas abschaffen – etwas aus der Welt schaffen; verschwinden lassen
jemanden stellen – hier: eine Person für ein Amt oder eine Aufgabe bestimmen
Stammwähler/-in, -/-innen (m./f.) – die Person, die immer wieder diesselbe Partei wählt