Schlechte Karrierechancen für Frauen
Noch immer haben es Frauen im Beruf oft schwerer als Männer. Nur wenige schaffen es in Führungspositionen. Die traditionelle Rollenverteilung ist noch stark in den Köpfen der Leute verankert.
Viele Menschen in Deutschland haben klare Vorstellungen davon, wie die Aufgaben zwischen Männern und Frauen verteilt sein sollen: Der Mann geht arbeiten, und die Frau bleibt zuhause bei den Kindern. Diese Einstellung macht für Frauen den beruflichen Aufstieg oft schwierig. In vielen Bereichen werden sie benachteiligt.
Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe, hat das häufig gespürt. Sie erzählt: „Meine Kollegen haben Sitzungen bewusst auf 20 Uhr abends gelegt, um zu sehen, wie ich als vierfache Mutter das hinkriege.“ Nikutta hat sich trotzdem zur Topmanagerin hocharbeiten können.
Doch damit ist sie eine große Ausnahme: In den Vorständen der 200 größten deutschen Unternehmen sind nur vier Prozent Frauen. Die Benachteiligung zeigt sich aber auch an anderen Beispielen: So bekommen Frauen für die gleiche Arbeit oft weniger Geld als Männer, und in vielen Betrieben werden sie nach einer Lehre seltener eingestellt. Denn die Betriebe gehen davon aus, dass Frauen lieber eine Familie gründen möchten.
Gerade weil die Veränderungen in den Köpfen zu langsam vorangehen, muss die Politik schneller handeln, fordern viele Frauen. In anderen europäischen Ländern, etwa in Frankreich, unterstützt der Staat die Familien ganz gezielt bei der Kinderbetreuung. In Deutschland gibt es nicht einmal für jedes Kind einen Platz in einer Kindertagesstätte. Zwar verspricht die Bundesregierung Verbesserungen, doch bisher ist wenig passiert.
Glossar
Karriere, -n (f.) – die berufliche Laufbahn; der Erfolg im Beruf
Führungsposition, -en (f.) – eine Arbeitsstelle mit Verantwortung für andere Mitarbeiter
Rollenverteilung, -en (f.) – hier: die Verteilung von Aufgaben und dem Verhalten an Männer und Frauen
in den Köpfen der Leute verankert – gemeint ist: die Meinung der Leute steht seit langer Zeit fest
Einstellung, -en (f.) – hier: die Meinung; die Ansicht
beruflicher Aufstieg (nur Singular, m.) – der größer werdende Erfolg im Beruf, sodass man immer mehr verdient und wichtigere Aufgaben bekommt
Bereich, -e (m.) – hier: der Aspekt
Vorstandsvorsitzende/r, -n – eine Person, die in der Führung einer Organisation sitzt; einer der Leiter eines → Vorstands
bewusst – hier: mit Absicht
etwas hinkriegen – umgangssprachlich: etwas schaffen
Topmanager, -/Topmanagerin, -nen – jemand, der in einer Firma eine führende Position hat
hocharbeiten – durch Fleiß von einer niedrigen Position in eine führende Position kommen
Vorstand, Vorstände (m.) – die Führung einer Organisation
Unternehmen, - (n.) – die Firma
Benachteiligung (nur Singular, f.) – die Tatsache, dass jemand ungerecht behandelt wird; jemanden benachteiligen
von etwas ausgehen – etwas glauben
eine Familie gründen – heiraten und Kinder bekommen
gezielt – so, dass man sich auf einen Aspekt konzentriert; so, dass etwas geplant ist
Kinderbetreuung (nur Singular, f.) – die Versorgung von kleinen Kindern
Kindertagesstätte, -n (f.) – eine Institution zur → Kinderbetreuung