Alles begann mit einer Idee in einer ungemütlichen Sommernacht: Eine günstige Unterkunft sollte wandernde Jugendliche vor Wind und Wetter schützen. Aus der Idee wurde schnell eine Erfolgsgeschichte.
Im Sommer 1909 machte der Lehrer Richard Schirrmann aus dem westdeutschen Altena mit seinen Schülern eine mehrtägige Wandertour. Als sich in der zweiten Nacht ein Gewitter zusammenbraute, fanden sie in einer leer stehenden Dorfschule Unterschlupf. "Das Unwetter tobte während der ganzen Nacht mit Blitz und Donner (…), als wenn die Welt untergehen sollte", schrieb Schirrmann.
In dieser Nacht hatte er die Idee, dass jeder größere Ort neben Schule und Turnhalle auch "eine Herberge zur Einkehr für die Jugend" haben müsste. Und so gründete Schirrmann nach seiner Rückkehr in Altena die erste Jugendherberge der Welt. Genau hundert Jahre später finden sich in Deutschland über 550 Unterkünfte. Allein 2007 haben dort zehn Millionen Gäste übernachtet – zu einem durchschnittlichen Preis von 16 Euro mit Frühstück.
Doch nicht nur in Deutschland wurde Schirrmanns Idee ein Erfolg. Mittlerweile gibt es weltweit 4000 Jugendherbergen in 80 Ländern. Und längst werden sie nicht mehr nur von reisenden Jugendlichen und Schulklassen besucht. Auch Familien, Senioren oder sogar Geschäftsleute buchen immer häufiger ein Zimmer in den günstigen Unterkünften. Die Zeiten, als man bei Jugendherbergen vor allem an kratzige Wolldecken, quietschende Etagenbetten und strenge Regeln dachte, sind lange vorbei.
Die Jugendherberge von heute gibt sich modern, freundlich und behindertengerecht: Informationen über das Kultur- und Freizeitprogramm der jeweiligen Stadt sind ebenso selbstverständlich wie eigene Sport- und Bildungsangebote. Und statt des muffigen 30-Betten-Schlafsaals mit Waschraum werden zunehmend helle Familienzimmer inklusive Bad angeboten.
Glossar
Jugendherberge, die – ein Haus, in dem besonders Jugendliche für wenig Geld übernachten können; engl.: Youth Hostel
etwas braut sich zusammen – etwas Gefährliches entsteht langsam
Unterschlupf, der – ein Ort, an dem man sich gegen eine Gefahr schützt
Unwetter, das – sehr schlechtes Wetter (Sturm, Gewitter)
etwas tobt – etwas ist in sehr starker Bewegung
Turnhalle, die – die Halle, in der man Sport macht
Einkehr, die – hier: die Übernachtung in einem Gasthaus oder Hotel
längst – schon lange
Senior/-in, der/die – ein älterer Mensch
kratzig – so, dass etwas unangenehm auf der Haut juckt
quietschend – so, dass etwas ein hohes, unangenehmes Geräusch macht
Stockbett, das – zwei Betten übereinander
sich geben – hier: sich auf eine bestimmte Weise darstellen
behindertengerecht – so, dass sich Menschen mit einer (körperlichen) Behinderung so gut wie möglich bewegen können
muffig – schlecht riechend; düster
zunehmend – hier: immer mehr
inklusive – einschließlich; mit