Wohnen im Alter
In den Industrienationen werden die Menschen immer älter. Trotzdem wird beim Bau von Häusern meist keine Rücksicht auf die Bedürfnisse der Senioren genommen. Diese wurden lange Zeit ignoriert.
Früher war es üblich, dass alte Menschen in Deutschland mit ihren Kindern und Enkelkindern zusammenwohnten. Heute wohnen viele Senioren allein. Nach einer Untersuchung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung aus dem Jahr 2011 wohnen 93 Prozent der über 65-Jährigen in privaten Wohnungen und Häusern.
Allerdings sind nur wenige Wohnungen auch altengerecht gebaut: Zum Beispiel sind die Türen meist zu schmal, um mit einem Rollstuhl oder Rollator durchfahren zu können. Haltegriffe im Badezimmer – etwa neben der Toilette – gibt es in der Regel nicht. Und der Rand von Badewannen und Duschen ist normalerweise so hoch, dass gebrechliche Menschen sie nur schwer benutzen können.
Es gibt viele Ideen, wie Wohnungen an die Bedürfnisse von Senioren angepasst werden können. Dazu sind Umbauten nötig. Denn die meisten Architekten orientieren sich bei der Planung von Häusern und Wohnungen an jungen Familien. Und für die ist es meist nicht wichtig, ob ein Rollstuhl in der Küche ohne Probleme gewendet werden kann oder nicht.
Annette Becker vom Frankfurter Architekturmuseum hat beobachtet, dass in den letzten Jahren das Thema Wohnen im Alter immer wichtiger geworden ist. Trotzdem hat die Öffentlichkeit dieses Thema lange nicht beachtet. Ihrer Meinung nach sollte man Häuser von vornherein nicht für eine bestimmte Gruppe von Menschen, sondern für alle Generationen planen. So könnte man den Bedürfnissen Aller gerecht werden.
Glossar
Industrienation, -en (f.) – ein technisch hoch entwickeltes Land
auf jemanden/etwas Rücksicht nehmen – die besondere Situation von jemandem/etwas bedenken und so handeln, dass jemand/etwas nicht gestört wird
Bedürfnis, -se (n.) – etwas, das man zum Leben braucht
Senior, -en/Seniorin, -nen – ein älterer Mensch im Rentenalter
etwas/jemanden ignorieren – etwas/jemanden nicht beachten
Stadtentwicklung (f., nur Singular) – der Veränderungsprozess einer Stadt
altengerecht – so, dass etwas zu den → Bedürfnissen von alten Menschen passt
Rollator, -en (m.) – ein Gerät auf Rollen, das alten Menschen beim Gehen hilft
Haltegriff, -e (m.) – etwas an der Wand, an dem man sich festhalten kann
etwa – hier: zum Beispiel
in der Regel – normalerweise
Rand, Ränder (m.) – die Umrandung/die Kante von etwas (z. B. eine Badewanne)
gebrechlich – schwach; so, dass man nicht mehr gut laufen kann und leicht stürzt
etwas an etwas an│passen – etwas so gestalten, dass es zu etwas anderem passt
sich an etwas/jemandem orientieren – sich nach etwas/jemandem richten; etwas so machen, dass es zu etwas/jemandem passt
etwas wenden – hier: etwas drehen; etwas umdrehen
von vornherein – von Anfang an
Generation, -en (f.) – eine Gruppe von Menschen, die ungefähr gleich alt sind
jemandem/etwas gerecht werden – sich den Wünschen von jemandem oder einer Situation → anpassen