Woher Grabsteine kommen, interessiert nur wenige. Auch dass viele aus Steinbrüchen stammen, in denen Kinder arbeiten, ist meist unbekannt. Einige deutsche Städte fordern nun einen Nachweis über die Herkunft der Steine.
Wer in Deutschland Grabsteine auf einem Friedhof sieht, denkt normalerweise nicht an Kinderarbeit. Denn man erkennt nicht, dass viele von ihnen aus Afrika oder Asien stammen, wo Kinderarbeit normal ist. Die süddeutsche Stadt Kehl will dagegen nun etwas tun. Sie verlangt von allen Lieferanten für Friedhofssteine einen Nachweis darüber, dass ihre Produkte ohne Kinderarbeit hergestellt wurden.
Seit dem Jahr 2000 haben Bundesländer und Kommunen das Recht, Produkte aus Kinderarbeit zu verbieten. Und von diesem Recht hat die Stadt Kehl nun Gebrauch gemacht: In einer neuen Friedhofssatzung hat sie untersagt, Grabsteine aus Kinderarbeit aufzustellen – zum Ärger der städtischen Steinmetze. Denn die neue Vorschrift geht vielen von ihnen zu weit.
Steinmetz Egon Meffle schätzt, dass in Deutschland Steine aus 70 bis 80 Ländern gekauft werden. Er sagt: „Für jedes Material, für jeden Stein solch ein Zertifikat zu bekommen, das wird nicht so einfach sein.“ Zwar gibt es Gütesiegel wie „Xertifix“ und „Fair Stone“ für Steine aus einigen wenigen Ländern, aber eben nicht für alle. Außerdem liefern manche Händler Zertifikate, die in Wirklichkeit gar keine sind.
Das größte Problem bei Kinderarbeit in Steinbrüchen ist allerdings nicht die Verarbeitung der Grabstein-Rohlinge. Sie sind so groß und schwer, dass sie nur mit Maschinen bearbeitet werden können. Kinder werden vor allem zur Reinigung der Maschinen und zur Arbeit mit Schotter und Pflastersteinen eingesetzt, so die Hilfsorganisation Terre des Hommes. Und diese werden nicht nur von einzelnen Betrieben gekauft, sondern auch von deutschen Städten und Kommunen für den Straßenbau gebraucht.
Glossar
Steinbruch, Steinbrüche (m.) – ein Ort, an dem Steine aus einem Berg oder aus dem Boden geschlagen werden
Grabstein, -e (m.) – ein Stein, der auf einem Friedhof steht und an den Toten erinnert
Nachweis, -e (m.) – ein offizielles Dokument, das einen Sachverhalt bestätigt
Lieferant, -en/Lieferantin, -nen – jemand der eine Ware liefert
Kommune, -n (f.) – eine Gemeinde; ein selbständiger Ort
von etwas Gebrauch machen – etwas nutzen
Satzung, -en (f.) – die Regelung
etwas untersagen – etwas verbieten
Steinmetz, -e/Steinmetzin, -nen – jemand, der Steine verarbeitet und z. B. Grabsteine herstellt
Vorschrift, -en (f.) – die Regel
etwas geht jemandem zu weit – etwas ist so, dass man es nicht akzeptieren kann
etwas schätzen – hier: eine Vermutung über etwas (z. B. eine Zahl) machen
Zertifikat, -e (n.) – → der Nachweis
Gütesiegel, - (n.) – ein Dokument, dass Aussagen über die Qualität eines Produkts macht
Verarbeitung, -en (f.) – die Bearbeitung von etwas z. B. durch Maschinen
Rohling, -e (m.) – hier: ein Stein, der noch nicht mit Maschinen o. Ä. bearbeitet wurde
Schotter (m.) – kleine Steine, die als Straßenbelag genutzt werden
Pflasterstein, -e- (m.) – ein Stein, der z. B. zum Bau eines Gehwegs gebraucht wird
jemanden ein|setzen – jemandem eine bestimmte Aufgabe geben