Sie sollen viele Probleme lösen: energiepolitische, wirtschaftliche und klimatische. Aber Umweltschützer sehen Biokraftstoffe auch kritisch. Sind die alternativen Energien doch nicht so bio?
Biokraftstoffe sind in und ihr Markt boomt. In Deutschland werden sie dem konventionellen Kraftstoff beigemischt und fließen mittlerweile durch jede Zapfsäule. Etwa fünf Prozent des Benzins besteht aus Biosprit. Auch im Rest der Welt werden immer mehr energiereiche Pflanzen wie Zuckerrohr, Mais, Weizen oder Raps angebaut und zu Kraftstoff verarbeitet.
Die Ziele, die damit verfolgt werden, sind vielschichtig: Energiepolitisch geht es darum, von Öl- und Gasimporten unabhängiger zu werden. Es gibt auch wirtschaftliche Vorteile: Weniger Einfuhren bedeuten geringere Kosten für die Wirtschaft. Und natürlich sollen Biokraftstoffe auch umweltfreundlicher sein. Aber genau dieser Punkt ist umstritten.
Zwar stimmt es, dass die Verbrennung von Biokraftstoffen geringere Mengen des schädlichen Kohlendioxids (CO²) freisetzt als die Verbrennung fossiler Kraftstoffe. Aber WWF, Naturschutzbund und Umweltschutzorganisationen aus Lateinamerika warnen trotzdem vor dem Bio-Boom.
Denn in Brasilien, Indonesien und Malaysia hat die Rodung des Regenwaldes zugenommen, um Platz zu schaffen für neue Anbauflächen. Die Brandrodung verursacht riesige Kohlendioxid-Emissionen, die den Treibhauseffekt verstärken. Außerdem kann ein Zuckerrohrfeld oder eine Ölpalmenplantage bei weitem nicht so viel CO² speichern, wie ein Regenwald auf gleicher Fläche.
"Dabei gibt es noch beträchtliche Anbaupotenziale in Deutschland und vielen anderen europäischen Staaten", sagt Jürgen Zeddies, Agrarökonom von der Universität Hohenheim. Diese Fläche könnte man für den Anbau nachwachsender Rohstoffe nutzen. Umweltschützer warnen allerdings davor, dieses Potenzial voll auszuschöpfen. Ihr Argument: Viele Pflanzenarten in Deutschland würden aussterben, weil sich durch die effiziente Flächennutzung die Bodenbeschaffenheit verändere.
GLOSSAR
etwas ist bio – umgangsprachlich für: etwas ist umweltfreundlich
etwas ist in– umgangssprachlich für: etwas ist sehr gefragt; etwas ist modern
etwas boomt – Anglizismus für: etwas erlebt wirtschaftlichen Aufschwung
konventionell – herkömmlich; üblich
vielschichtig – vielfältig
geringer – kleiner
Rodung, die – das Abholzen von Wald
Emission, die – die Abgabe; die Ausschüttung; der Ausstoß (zum Beispiel: von Schadstoffen)
Treibhauseffekt, der - die Erwärmung eines Planeten durch Gase in der Atmosphäre
etwas speichern – hier: etwas beinhalten; aber auch: etwas aufbewahren
Potenzial, das – die Möglichkeit; die theoretische Leistungsfähigkeit
etwas voll auszuschöpfen - etwas ganz und gar nutzen
effizient – wirkungsvoll; wirtschaftlich
Bodenbeschaffenheit, die – die Struktur des Bodens