Ausschreitungen mit vielen Verletzten, Feuerwerkskörper in den Stadien: Rund um den Fußball hat die Gewalt eine neue Qualität erreicht. Einige Experten fordern schnellere Urteile und Reaktionen der Fans.
Gewalt im Fußball ist kein neues Problem. Doch die Art und Weise hat sich verändert. Gewalthandlungen geschehen nicht mehr einfach im Affekt, sie sind häufig durchgeplant und gewollt. Außerdem steigt die Gefahr, weil Feuerwerkskörper, Steine oder Flaschen geworfen werden. Volker Lange von der Kölner Polizei sagt: "Früher hat man sich vielleicht mehr mitreißen lassen. Heute ist es eher so, dass man generalstabsmäßig vorgeht."
Von langer Hand geplant war auch der Überfall von gewalttätigen Kölner Fans auf einen Bus mit Fans von 'Borussia Mönchengladbach' im März 2012. Der Bus wurde abgedrängt und mit Steinen beworfen. Der Fall schockte ganz Deutschland. Häufig wird Pyrotechnik benutzt wie beim Relegationsspiel Düsseldorf gegen Berlin im Mai 2012. Hier warfen Berliner Fans unzählige Feuerwerskörper auf das Spielfeld. Das ist verboten. Trotzdem werden so genannte Bengalos in die Stadien geschmuggelt und gezündet.
Die Verurteilung der Gewalttäter ist ein Prozess, der Monate, manchmal Jahre, dauern kann. In England gibt es strengere Gesetze. Der englische Fußball könnte ein Vorbild sein, sagt der Kölner Fanbeauftragte Rainer Mendel: "Jeder weiß, was ihm blüht, wenn er dort erwischt wird. Und deshalb findet so etwas dort nicht statt", so Mendel.
Aber nicht nur Deutschland hat Probleme mit gewalttätigen Fußballfans. In Griechenland, Italien, Österreich und der Schweiz sind die Entwicklungen ähnlich. Im Vergleich zu diesen Fußballländern steht Deutschland sogar noch gut da, bestätigen Polizei und Fanorganisationen. Es gibt eigentlich kein grundsätzliches Sicherheitsproblem in den Stadien. Volker Lange meint, dass den wenigen Hooligans durch die große Masse der Fans Paroli geboten werden muss, weil sie mit ihren Aktionen die Fußball- und Fankultur im Land kaputt machen.
Glossar
Ausschreitung, die – die unkontrollierte gewalttätige Handlung
Feuerwerkskörper, der – eine Rakete, die explodiert und buntes Licht erzeugt
Qualität, die – hier: die Art und Weise; die Intensitä
Affekt, der – ein wütender, erregter Gefühlszustand, während dessen man die Kontrolle über sich selbst verliert
sich von etwas mitreißen lassen – sich das Handeln anderer zum Beispiel nehmen und genauso handeln
generalstabsmäßig – mit militärischer Sorgfalt und Genauigkeit
vorgehen – handeln
von langer Hand geplant – seit langer Zeit geplant
etwas abdrängen – hier: etwas von der Straße treiben
jemanden schockt etwas – etwas löst bei jemandem sehr unangenehme Gefühle aus
Pyrotechnik, die – hier: Feuerwerk
Relegationsspiel, das – das Entscheidungsspiel zwischen einem Verein einer höheren Klasse und einem Verein einer niedrigeren Klasse
Bengalo, der – umgangssprachlich für: ein →Feuerwerkskörper, bei dem besonders viel Rauch und sehr helles Licht entsteht
etwas schmuggeln – etwas heimlich bei sich haben, obwohl es verboten ist
Fanbeauftragte, der/die – ein Ansprechpartner für die Fans eines Sportvereins
jemandem blüht etwas – umgangssprachlich für: jemandem droht etwas
jemanden erwischen – herausfinden, das jemand etwas falsch gemacht hat
jemand stehtgut da – jemand macht einen guten Eindruck
Hooligan, der – ein extrem gewaltbereiter Fußballfan
jemandem Paroli bieten – jemandem wirksam entgegentreten; stärker sein