Kindersoldaten im Kongo: Wer flieht, lebt gefährlich
Der Krieg im Kongo ist vorbei, doch nach wie vor hat das Land mit zahlreichen Problemen zu kämpfen: mit hunderttausenden Flüchtlingen, Soldaten der Rebellenarmeen - und vielen Kindersoldaten.
In den Armeen der Rebellen wurden und werden Kinder als Soldaten, Träger, Diener oder Sexualobjekte ausgebeutet. Amnesty International zufolge gehören mindestens 11.000 Kindersoldaten den bewaffneten Gruppen im Kongo an. Viele von ihnen sind Mädchen, die von Soldaten vergewaltigt und anschließend als Sex-Sklavinnen gehalten werden.
Nur unter Todesgefahr ist es möglich, diesen bewaffneten Gruppen zu entkommen. Und selbst dann sind die Kinder immer noch nicht sicher. So hat zum Beispiel der 13-jährige Rafiki nach seiner Flucht aus einer Rebellengruppe in einem Übergangslager für Kinder um Asyl gebeten. Aber er fand heraus, dass seine ehemaligen Mitkämpfer dort Spione hatten. Zu seiner Familie zurückkehren konnte der Junge nicht, weil in seinem Heimatort die Rebellengruppe noch aktiv war. Da der Name der Gruppe auf seinen Arm eintätowiert war, hätte man ihn erkannt und Rafiki als Verräter geköpft - so gehen Rebellengruppen mit entflohenen Kindersoldaten um. Er wurde dann per Flugzeug an einen weit entfernten Ort geflogen, kam übergangsweise in eine Gastfamilie, hat mit anderen Kindern aus dem Dorf eine Mechanikerlehre gemacht und sich drei Operationen unterzogen, um das Tattoo zu entfernen. Seit drei Monaten lebt er nun wieder bei seiner Familie.
Während die Regierung versucht, die erwachsenen Rebellen in die reguläre Armee einzugliedern und dafür auch finanzielle Anreize bietet, bleibt das Problem der Kindersoldaten und ihrer Wiedereingliederung in Familie und Schule jedoch weitgehend unbeachtet.
Cécile Marchand, die in der ostkongolesischen Stadt Goma die Kinderhilfsorganisation “Save the Children” leitet, versucht diesen Kindern eine neue Perspektive zu geben. Doch das ist schwierig, weil das Anwerben von Kindersoldaten nicht konsequent geahndet wird und die verbliebenen Rebellen immer wieder versuchen, diese Kinder in ihre Fänge zu bekommen.
GLOSSAR
Flüchtling, der - eine Person, die durch politische Zwangsmaßnahmen, Kriege oder Notlagen veranlasst wurde, ihre Heimat zu verlassen.
Rebell, der - der Widerstandskämpfer
bewaffnet sein - wenn jemand mit Waffen ausgerüstet ist
jemandem entkommen - vor jemandem fliehen
sicher sein - hier: vor Gefahren geschützt sein
Flucht, die - das Entkommen
Asyl, das - die Unterkunft, das Obdach
Spion, der - jemand, der versucht geheime Informationen herauszufinden
jemanden köpfen - jemandem den Kopf abschlagen
sich etwas unterziehen - etwas auf sich nehmen; etwas tun, das unangenehm ist
regulär - normal; gängig
Anreiz, der - etwas Interessantes, etwas Attraktives
Wiedereingliederung, die - die Reintegration
unbeachtet - ignoriert
Anwerben, das - das Einstellen, das Rekrutieren
konsequent - unbeirrt; so, dass man sich von etwas nicht abbringen lässt
ahnden - verfolgen
jemanden in die Fänge bekommen - jemandem die Freiheit nehmen