Die extremistische Bewegung der Salafisten zeigt immer mehr Präsenz in der deutschen Öffentlichkeit. Sie hat in Deutschland fast 4000 Anhänger. Bei Demonstrationen traten einzelne Gruppen sehr gewaltbereit auf.
Anfang Mai 2012 kam es in Nordrhein-Westfalen zu mehreren großen Auseinandersetzungen zwischen Rechtsextremen und Salafisten. Bei Demonstrationen zeigten Mitglieder der rechtsradikalen Partei Pro NRW Mohammed-Karikaturen. Die extremistischen Muslime reagierten mit Gewalt: Viele Polizisten wurden verletzt, zwei davon sogar lebensgefährlich.
Islam-Experte Rauf Ceylan erklärt, dass die Salafisten eine Form des Islam wiederherstellen möchten, die vor 1400 Jahren existierte. Sie lehnen alle modernen Entwicklungen ab. Einige radikale Gruppierungen predigen sogar den bewaffneten Kampf. Der deutsche Verfassungsschutz beobachtet eine enge Verbindung zwischen dem deutschen salafistischen Milieu und Terrornetzwerken in Afghanistan und Pakistan.
In Deutschland hat der Salafismus laut Verfassungsschutz derzeit rund 3800 Anhänger. Und er wirbt um neue Mitglieder. So verteilten Salafisten zum Beispiel kostenlos den Koran in deutschen Fußgängerzonen. Die Gründe, warum sich Menschen den Salafisten anschließen, sind unterschiedlich. Für Rauf Ceylan spielt vor allem das enge, sektenartige Gemeinschaftsleben eine wichtige Rolle. Er sagt: "Je mehr man in diese Kreise hineinkommt (…), desto mehr nehmen die Außenkontakte ab." Außerdem, so der Islam-Experte, geben die salafistischen Prediger den Anhängern das Gefühl, Auserwählte zu sein.
Die Größe der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland wird auf etwa 4 Millionen Menschen geschätzt – die Salafisten stellen also nur eine sehr kleine Minderheit dar. Die vier größten Muslimverbände in Deutschland distanzieren sich deutlich von ihnen.
Glossar
jemand zeigt Präsenz – jemand ist für viele zu sehen
extremistisch – radikal, so, dass man eine extreme Position vertritt
Anhänger/in, der/die – jemand, der zu einer Gruppe gehört oder sie unterstützt
Nordrhein-Westfalen – eines der 16 Bundesländer, aus denen Deutschland besteht
Auseinandersetzung, die – der Streit; der Kampf
Rechtsextreme, der/die – jemand, der ausländerfeindlich und nationalistisch denkt
Karikatur, die – eine Zeichnung, die etwas oder jemanden stark übertrieben darstellt
Muslim/in, der/die – jemand, der dem Islam angehört (Adjektiv: muslimisch)
Gruppierung, die – die Gruppe
etwas predigen – in einem Gotteshaus zu einem religiösen Thema sprechen (Substantiv: der Prediger); hier auch: öffentlich zu einem bestimmten Verhalten aufrufen
Verfassungsschutz, der – die deutsche Behörde, die Informationen über gefährliche Gruppen oder Personen zum Schutz des Landes sammelt
Milieu, das – hier: die Gruppen; das Umfeld
Terrornetzwerk, das – terroristische Gruppen, die miteinander verbunden sind
jemand wirbt um jemanden – hier: jemand versucht, jemanden von etwas zu überzeugen und ihn als Mitglied zu gewinnen
sicheiner Gruppe anschließen – hier: Teil einer Gruppe werden
sektenartig – so wie in einer extremistischen religiösen Gemeinschaft
Auserwählte, der/die – jemand, der etwas Besonderes ist
etwas schätzen – hier: eine Größen- oder Mengenangabe nur ungefähr bestimmen
sich von jemandem distanzieren – jemanden ablehnen; jemanden nicht gut finden