Myanmar öffnet sich: Die einstmals isolierte Militärdiktatur erneuert sich politisch und wirtschaftlich. Das macht das Land interessant für internationale Investoren. Doch es sind noch viele Reformen notwendig.
Myanmar, das frühere Birma, war eine reiche britische Kolonie, bis es 1948 unabhängig wurde. Es folgten ethnische Konflikte und eine Militärdiktatur. Durch die internationale Isolation, eine starke Inflation, Bürokratie und Korruption ist Myanmar heute zu einem der ärmsten Länder der Welt geworden.
Doch in den letzten Jahren ist viel geschehen: Am 7. November 2010 gab es die ersten Wahlen seit 10 Jahren. Die Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi wurde aus ihrem Hausarrest entlassen und im April 2012 ins Parlament gewählt. Das Militär hat zwar immer noch den stärksten Einfluss im Parlament, doch die Medien sprechen von einem Demokratisierungsprozess und einer wirtschaftlichen Öffnung des Landes. Zu den wichtigsten Reformen zählen dabei die Anpassung des Wechselkurses und Maßnahmen gegen die Korruption.
Nachdem die westlichen Industrienationen inzwischen die meisten Sanktionen aufgehoben haben, wird das Land nun immer interessanter für ausländische Investoren. Myanmar exportiert Erdgas, Edelsteine, Holz und Reis. Es befindet sich zwischen Indien und China am Golf von Bengalen – eine für den Schiffsverkehr sehr günstige Lage. Allerdings muss die Infrastruktur des Landes erneuert und aufgebaut werden, denn Stromausfälle sind immer noch Alltag, und es gibt kaum feste Straßen.
Zwar ist das Land reich an Rohstoffen, doch das Einkommen der 60 Millionen Einwohner ist sehr niedrig. Klaus Fritzsche, Leiter der Asienstiftung aus Essen, findet westliche Investitionen in Myanmar grundsätzlich gut. Doch die Bevölkerung, so betont er, darf dabei nicht ausgebeutet werden. Er sagt: „In diesem Fall würde der Westen nur fortsetzen, was chinesische, thailändische und indische Unternehmen jetzt schon tun."
Glossar
isoliert – so, dass es keinen Kontakt nach außen gibt (Substantiv: die Isolation)
Investor/in, der/die – jemand, der Projekte finanziert, um später daran zu verdienen
ethnische Konflikt, der – der Streit zwischen verschiedenen Volksgruppen
Militärdiktatur, die – eine militärische Regierung, die nicht demokratisch ist
Inflation, die – die Tatsache, dass das Geld in einem Land immer weiter an Wert verliert
Bürokratie, die – hier: die Tatsache, dass es zu viele und zu komplizierte Regeln gibt
Korruption, die – der Betrug; die (meist verbotene) Tatsache, dass jemand für Geld bestimmte (z. B. politische) Entscheidungen trifft
Oppositionsführer/in, der/die – der/die Leiterin einer Partei im Parlament, die nicht in der Regierung ist
Friedensnobelpreisträger/in, der/die – jemand, der etwas Wichtiges für mehr Frieden in der Welt geleistet hat und dafür den Friedensnobelpreis erhält
Hausarrest, der – das Verbot, sein Haus zu verlassen
Sanktionen, die (meist im Plural) – hier: Maßnahmen, mit denen man versucht, Staaten zu einem bestimmten Verhalten zu zwingen (z. B. das Verbot von Handelsbeziehungen)
etwas aufheben – hier: etwas beenden; etwas abschaffen
Anpassung des Wechselkurses, die – hier: die Tatsache, dass man den künstlich festgelegten Wert einer Währung an die Realität anpasst
Infrastruktur, die – hier: Kommunikations- und Verkehrswege, Leitungen für die Versorgung mit Energie und Wasser etc. in einem Land
jemand wird ausgebeutet – die Arbeitskraft von jemandem wird ausgenutzt, ohne dass er selbst einen gerechten Lohn verdient