Vergrabene Geschichte: Pyramidenfund in Peru
Amerika ist älter als man denkt. In Peru haben deutsche Forscher eine Pyramide ausgegraben, die an die 5000 Jahre alt und damit die älteste Pyramide Amerikas ist.
Mesopotamien, Ägypten, Indien und China - das sind die Orte, an denen vor rund 5000 Jahren die ersten Zivilisationen aufblühten und die als Wiege der Menschheit gelten. Seit einigen Jahren gehört auch Peru dazu. Mitte der 90er-Jahre legte die peruanische Archäologin Ruth Shandy die Stadt Caral frei, die laut Datierung zeitgleich mit den Ur-Zivilisationen der alten Welt entstanden ist. Caral gilt seitdem als "älteste Stadt Amerikas".
Im rund 200 Kilometer entfernten Casmatal haben deutsche Forscher nun eine große Pyramide freigelegt, die noch älter ist als die bisherigen Funde in Caral. Die ersten Grundsteine der Pyraminde von Sechín Bajo - so heißt der Ort - wurden 2960 v. Chr. gelegt. Damit ist sie die älteste Pyramide Amerikas.
Der nördliche Küstenstreifen Perus besteht zum großen Teil aus Wüste. Regen gibt es nur selten, dann aber ist er heftig und spült alles weg, was nicht niet- und nagelfest ist. Das wäre auch mit der Lehmpyramide geschehen, wenn sie nicht verschüttet gewesen wäre. Geregnet hat es natürlich auch schon vor 5000 Jahren, und tatsächlich ist die Pyramide im Laufe der Zeit mehrmals aufgeweicht worden. Sie wurde aber stets wieder neu ummantelt, was die unterschiedlich datierten Schichten der Bausubstanz erklärt.
Der Pyramidenbau lässt sich auf den Beginn des großflächigen Bewässerungsfeldbaus zurückführen, sagt der Forscher Jürgen Golte vom Lateinamerikainstitut der Freien Universität Berlin. Da die Region aufgrund ihres Wüstenklimas sehr karg ist, entwickelten die Menschen damals ein künstliches Bewässerungssystem, um Früchte und Getreide anbauen zu können. Im Laufe der Zeit entstanden weitere Projekte - so auch der Bau der Pyramiden, der als lokaler Machtbeweis diente.
Laut Jürgen Golte sind die Pyramiden in Amerika unabhängig von denen der alten Welt entstanden. Dass auf den verschiedenen Kontinenten ähnliche Formen entstanden, ist jedoch kein Zufall, so Golte: Der Pyramidenbau ist für den Menschen das Naheliegendste, wenn es um die Verehrung himmlischer Wesen geht. Denn mit Pyramiden stößt man am einfachsten in relativ große Höhen.
GLOSSAR:
aufblühen – sich gut entwickeln
Wiege der Menschheit, die – Orte, an denen erste große Zivilisationen entstanden (mit kulturellen Errungenschaften wie Zahlensystemen, Staatsformen u.a.)
zeitgleich – zur gleichen Zeit
Fund, der – etwas, das jemand gefunden hat
heftig – sehr stark
niet- und nagelfest – gut befestigt
verschüttet – von Steinen, Erde oder Sand bedeckt
aufgeweicht – durch Feuchtigkeit weich geworden
stets – immer
ummanteln – etwas mit einer Schicht umgeben
Bewässerungsfeldbau, der – der Anbau von Pflanzen mit Hilfe künstlicher Bewässerung
etwas auf etwas zurückführen – etwas mit etwas erklären
aufgrund – wegen
karg – wenig fruchtbar; mit wenig Vegetation
(Obst oder Gemüse) anbauen – pflanzen und ernten
im Laufe der Zeit – mit der Zeit; nach und nach
Machtbeweis, der – ein Zeichen dafür, wie mächtig jemand ist; wie viel Einfluss er hat
naheliegend sein – sich anbieten; wahrscheinlich sein