Karl May hat mit seinen Geschichten von den Wildwest-Helden Winnetou und Old Shatterhand die ganze Welt begeistert. Doch nicht nur seine Romane waren voller Abenteuer, sondern auch sein eigenes Leben.
70 Bücher, 200 Millionen verkaufte Exemplare weltweit, übersetzt in 40 Sprachen: Karl May ist der wohl meistgelesene Autor Deutschlands. Am 25. Februar 1842 wird er in Sachsen geboren. Seine Familie ist arm, 9 seiner 14 Geschwister sterben früh. Der kleine Karl wird blind, erst mit fünf Jahren wird er geheilt.
Die Großmutter liest ihm Geschichten vor, und schon als Kind begeistert er sich für Literatur. Eine Ausbildung zum Lehrer scheitert. May wird zum Kleinkriminellen und gibt sich selbst Fantasienamen. Er gibt sich als Arzt und Polizist aus und er stiehlt. Gewalttätig wird er jedoch nie. Insgesamt acht Jahre ist Karl May im Gefängnis. Dort nutzt er seine Zeit zum Lesen.
Nach seiner Entlassung 1874 beginnt er mit 32 Jahren zu schreiben: Geschichten für ein breites Publikum, Abenteuerliches und Erzählungen, die er als Reiseberichte ausgibt. Dies ist der Beginn einer erfolg- und fantasiereichen Hochstapelei – denn Karl May behauptet, das Beschriebene selbst erlebt zu haben. Tatsächlich reist er erst viele Jahre später.
Trotz vieler Klischees in den Geschichten glaubt May-Biograf Rüdiger Schaper, dass Karl May in seinen Romanen eine Idee der Völkerverständigung ausdrückt. So reiten der überzeugte Christ Kara Ben Nemsi und sein Freund, der Muslim Hadschi Halef Omar, durch Berge und sprechen über Religion und die Verschiedenartigkeit der Kulturen.
Nachdem die Öffentlichkeit seine Hochstapelei entdeckt, flüchtet sich Karl May aus der Wirklichkeit in seine Romanwelt. Waren seine Helden erst in fernen Ländern der Welt unterwegs, so erleben seine Helden Hadschi und Kara ihre Abenteuer nun im fernen Weltall. Doch ob im Wilden Westen, im Orient oder im Weltall – überall ist Karl May auf der Suche nach Gerechtigkeit, Völkerverständigung und Frieden.
Glossar
Kriminelle, der/die – jemand, der vom Gesetz verbotene Dinge tut
Wildwest-Held/in, der/die – hier: eine Romanfigur, die in Amerika zur Zeit der Indianerkriege im 19 Jahrhundert lebte
etwas/jemand begeistert einen – jemand findet etwas/jemanden sehr interessant oder gut
etwas ist reich an – etwas ist voll mit
Abenteuer, das – das spannende und vielleicht auch gefährliche Erlebnis
Exemplar, das – hier: ein einzelnes Buch
jemanden heilen – jemanden gesund machen
etwas scheitert – etwas hat keinen Erfolg
sich als etwas/jemand ausgeben – behaupten, dass man jemand ist/behaupten, dass etwas etwas ist
gewalttätig – so, dass man Gewalt verwendet
Hochstapelei, die – die Lüge; die Tatsache, dass jemand lügt oder betrügt
Klischee, das – das Vorurteil
Biograf/in, der/die – jemand, der Bücher über das Leben berühmter Menschen schreibt
Völkerverständigung, die – das Kennenlernen und Verstehen verschiedener Nationen und Kulturen untereinander
Verschiedenartigkeit, die – die Tatsache, dass etwas unterschiedlich ist
Weltall, das – nicht auf dem Planeten Erde
Orient, der – die Länder im Osten der Welt