Im Dezember endet Kofi Annans Amtszeit an der Spitze der UN. Schon bald soll der Nachfolger präsentiert werden. Der Wahlkampf ist in vollem Gang - vor und vor allem hinter den Kulissen.
Der säkulare Papst - schon häufig ist der Posten des UN-Generalsekretärs mit dem des Kirchenoberhauptes verglichen worden. Das Wahlprocedere ist auch ähnlich kompliziert wie ein Konklave - und der Wahlkampf mindestens ebenso von Machtpolitik, Regionalproporz, Geheimdiplomatie und Ränkespielen bestimmt.
Laut UN-Charta stimmt die Vollversammlung über den neuen Generalsekretär ab. Der Sicherheitsrat hat aber das Vorschlagsrecht und so wird faktisch hinter verschlossenen Türen so lange gekungelt, bis sich die fünf ständigen Mitglieder China, Russland, Frankreich, Großbritannien und die USA mit Veto-Recht auf einen Kandidaten geeinigt haben. Der Vollversammlung der 191 UN-Mitgliedsländer bleibt dann das Abnicken.
Nach einem ungeschriebenen Gesetz rotiert der UN-Vorsitz zwischen den Kontinenten. Nach Afrika wäre nun Asien dran. Die asiatischen Länder und allen voran die Veto-Macht China untermauern ihren Anspruch mit der Tatsache, dass kein Erdteil bevölkerungsreicher und wirtschaftlich dynamischer ist.
Vier Kandidaten sind bisher von ihren Ländern in den Ring geschickt worden. Wer gewählt wird, ist aber völlig unklar. Die USA konnten sich für keinen der Kandidaten erwärmen. Für die USA muss der Neue vor allem eines sein: anders als der Alte. Annan, bei seiner Wahl ironischerweise Kandidat der Amerikaner, hat sich mit seiner Interpretation des Amtes die Supermacht längst zum erbitterten Feind gemacht. Der neue Chef-Diplomat soll nach dem Willen der USA nun weniger General und mehr Sekretär sein - und den USA deutlich gewogener.
George W. Bush liebäugelte angeblich lange mit dem ehemaligen polnischen Ministerpräsidenten Aleksander Kwasniewski, der in Russland allerdings als amerika-hörig gilt - das Veto von Präsident Putin gilt für alle Kandidaten aus dem "neuen Europa" als sicher. Auch Moskau setzt auf einen Asiaten als neuen UN-Chef. Beobachtern gilt es als wahrscheinlich, dass nun noch Alternativ-Kandidaten in die Endphase des Rennens geschickt werden.