Gibt es ein wichtigeres Buch als dieses in Deutschland? Eines, das bekannter wäre und dabei nicht einmal eine Geschichte erzählt, einen Glauben oder eine Ideologie vertritt? Wohl kaum.
Der Duden ist ein Markenartikel, eine anerkannte Institution, mehr noch, eine Ikone. Er ist nicht nur ein Synonym für korrekte Rechtschreibung. Er zeigt jedem, und besonders jenen, die in ihrer täglichen Arbeit mit Sprache zu tun haben, dass die Vielfalt der deutschen Sprache und Schreibweisen ohne Duden nicht zu beherrschen ist. Es lohnt sich also einen Blick auf die Geschichte des Dudens zu werfen.
Vor 126 Jahren, am 7. Juli 1880, erschien das "Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache", verfasst vom Direktor eines Gymnasiums im hessischen Bad Hersfeld, Dr. Konrad Alexander Duden. Im gleichen Jahr wurde Dudens Werk vom Königreich Preußen zur verbindlichen Grundlage der amtlichen Orthographie erklärt und ging als Ur-Duden in die Geschichte ein. Geradezu anarchische Uneinheitlichkeit in der Rechtschreibung hatte damals zur Entstehung des Dudens geführt. Beinahe jedes Amt, jede Schule und jede Zeitungsredaktion besaß eigene Schreibregeln. Es war eine Zeit orthografischer Willkür und Verwirrung.
Durch Beschlüsse der "Orthografischen Konferenz" 1901 in Berlin, auf der Duden mitreden durfte, wurden Regeln bestimmt, die für den gesamten deutschen Sprachraum galten, somit also auch für Österreich und die Schweiz. So hatte der Duden sich vollends durchgesetzt und überstand sogar die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts inklusive der Aufteilung in zwei deutsche Staaten.
Nach dem Mauerfall erschien 1991 die 20. Auflage des Orthografie-Werkes, der so genannte Einheitsduden. Dann setzten die Jahre der Reformen und großen Auseinandersetzungen über das ein, was künftig als korrekt gelten sollte. 1996 beschlossen die Länder im deutschsprachigen Raum zahlreiche Änderungen. Ab 1998, nach einem entsprechenden Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes, galt das reformierte Regelwerk für Schulen und die öffentliche Verwaltung.
Gleichzeitig setze eine Gegenbewegung ein: Einige Zeitungen und Verlage wehrten sich, die neue Rechtschreibung zu verwenden und auch Bayern und Nordrhein-Westfalen wollten das ganze erst akzeptieren, wenn ein Expertengremium, der so genannte Sprachrat, die Sprachregeln überarbeitet hat. Nun wurde die neue Rechtschreibung abermals reformiert und ein neuer Duden steht in den Buchläden. Gestritten wird über die richtige Schreibweise aber mit Sicherheit weiter.